Regina Greefrath (2. von links), hier bei den Saarner Klostergesprächen im November 2014 |
Doch ist der Vergleich mit der Hochzeit und den Flitterwochen
ist gar nicht so abwegig. Denn im Oktober hat sie als Augustiner Chorfrau ihre
ewigen Gelübde abgelegt. Damit ist sie als Ordensfrau, wenn man es poetisch
ausdrücken möchte, eine Braut Christi.
„Mein Lebensplan sah lange so aus, dass ich mit Kindern
arbeiten und einen Mann und Kinder haben wollte“, erzählt Greefrath, die seit
ihrer ewigen Profess Schwester Maria Regina heißt. Ihr erster Plan hat sich
erfüllt. Heute unterrichtet sie als Lehrerin an der Essener BMV-Schule, die von
ihrem Orden getragen, wird Religion und Spanisch. Doch ihr zweiter Lebensplan
wird sich, wie es aussieht, nach der endgültigen Entscheidung für ein Leben als
Ordensfrau nicht mehr erfüllen. „Ich habe mich nicht gegen eine Familie,
sondern für das Kloster entschieden“, betont Greefrath.
In ihrer derzeit 13-körpfigen Ordensgemeinschaft, in der sie
mit 31 Jahren die jüngste Schwester ist, fühlt sie sich „wie in einer Familie,
in der man seine Talente einbringen kann und mit Menschen zusammenlebt, die
ihre Ecken und Kanten haben.“ Der durch Gebet und Arbeit geregelte Alltag gibt
ihrem Leben Struktur und Dynamik. Er beginnt um 6.05 Uhr mit der Laudes und
einer heiligen Messe und endet mit der Komplet um 20.45 Uhr. Danach zieht sie
sich in ihre Privaträume zurück. Die bestehen aus einem jeweils zehn
Quadratmeter großen Schlaf- und Arbeitszimmer.
Ein großer Teil ihres Klosterlebens spielt sich als Lehrerin
in der Klosterschule und in den Gemeinschaftsräumens des Klosters ab. Bis vor
zwei Jahren war die BMV-Schule, die sie selbst als Schülerin besucht hat, ein
reines Mädchen-Gymnasium. Dann wurden auch Jungs aufgenommen. „Die Jungen haben
unsere Schule bereichert, das Schulleben aber auch turbulenter gemacht. Dabei
ist auch schon mal die eine oder andere Lampe mit einem Fußball abgeschossen
worden“, erzählt Schwester Maria Regina mit einem Augenzwinkern.
Doch wie wurde aus der ehemaligen Klosterschülerin mit
pädagogischen und familiären Ambitionen eine Klosterfrau, die fünfmal täglich
betet und die Heilige Schrift studiert oder religiöse und biblische Texte hört.
„Das ist schwer zu erklären“, räumt sie ein. Antworten auf diese Frage liefert
ihr Leben. Ein katholisches Elternhaus und ein lebendiges Gemeindeleben, an dem
sie unter anderem als Meßdienerin mitwirkte, gaben ihr erste religiöse Impulse.
Dann folgte während der Pubertät eine religiöse Entfremdung. „Zwischen 13 und
15 fand ich Predigten und Gottesdienste einfach nur doof.“ Erst als sie sich im
Vorfeld ihrer Firmung mit Gleichaltrigen und Älteren wieder über den
christlichen Glauben austauschte und darüber nachdachte, „wurde mir klar, dass
mir Gott doch etwas zu sagen hatte.“ Sie lernte bei Besinnungstagen das Ordensleben
der Augustiner Chorfrauen kennen und erlebte, „dass Nonnen ganz normale
Menschen sind und dass ihre Lebensform Sinn macht.“
Zur Person
1983 wurde Regina Greefrath in Mülheim geboren. 2003 machte
an der Essener BMV-Schule ihr Abitur und studierte anschließend in Münster und
Madrid katholische Theologie und Spanisch. 2013 kehrte sie als Lehrerin an ihre
alte Schule zurück. Dort unterrichtet Greefrath als eine von drei Ordensfrauen.
Die meisten der 80 Lehrkräfte sind also keine Ordensmitglieder. Die BMV-Schule
wird zurzeit von 1188 Schülerinnen und Schülern aller Konfessionen, Religionen
und Weltanschauungen besucht. Dennoch verpflichten sich alle Schüler zur
Teilnahme am katholischen oder evangelischen Religionsunterricht. In ihrer
Ordensgemeinschaft, die 2015 eine neue Postulantin aufnehmen werden, kümmert
sich Schwester Regina unter anderem um die Sakristei und die Facebookseite der
Klostergemeinschaft, deren älteste Mitschwester 86 Jahre alt ist. Die
Augustiner Chorfrauen sind derzeit mit Niederlassungen in Essen, Paderborn,
Elisabethen bei Salzburg und Bratislava (Slowakei) ansässig. Alle Ordensfrauen
verzichten mit ihrem Eintritt ins Kloster auf ihr Privatvermögen. Ihr
Lebensunterhalt wird aus der gemeinsamen Klosterkasse bestritten. Weitere
Informationen im Internet unter: www.bmv-essen.de
Dieser Text erschien am 27. Dezember 2014 in der Neuen Ruhr Zeitung
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