Wolfgang Geibert bei einer Klosterführung für Eltern und Kinder |
Eine gute Stunde kommen die Kinder, das Jüngste ist fünf, das Älteste zehn, nicht mehr aus dem Staunen heraus. Denn sie tauchen sehr spielerisch und handfest in eine Zeit ein, in der über 600 Jahre im Kloster gebetet und arbeitet wurde. Erste Überraschung: Wo heute Menschen im Kloster Saarn beschaulich wohnen, arbeiteten früher die Handwerker des Klosters. „Da wurde zum Beispiel Brot gebacken und Eisen geschmiedet. Und das Wasser kam damals natürlich nicht aus dem Wasserhahn, sondern aus dem Brunnen im Klosterhof, wo es die Nonnen mit einer Kurbel und einem Eimer aus zehn Metern Tiefe zu Tage fördern mussten“, berichtet der Klosterfreund. Die Kinder sind beim Blick in den vergitterten Brunnenschacht sichtlich beeindruckt. Jonas findet es spannend, dass jede der insgesamt 36 Saarner Äbtissinnen („Das war die Chefin im Kloster“) ein eigenes Wappen hatte. Diese betrachten die Kinder zusammen mit den Namen der verblichenen Klosterchefinnen im Kreuzgang: „Maria Magdalena von Brembt“, liest Randi. Und ihr fällt spontan ein: „Maria Magdalena. So hieß doch auch die Freundin von Jesus.“
Wolfgang Geibert, der im
Auftrag der Saarner Klosterfreunde jedes Jahr rund 20 Führungen für Kinder und
Jugendliche anbietet, kommt bei den kleinen Klosterbesucher gut an, weil er
keine Geschichtsstunde herunterspult, sondern sie immer wieder persönlich
anspricht, mit kleinen Fragen aus der Reserve lockt, ihnen historische
Fundstücke aus dem Klostermuseum in die Hand gibt und sie ausprobieren lässt,
wie schwer es anno dazumal war, mit einer Handmühle das Korn fürs tägliche Brot
zu mahlen. Carlos und Lorena müssen sich da schon gemeinsam ins Zeug legen, um
den Mühlstein in Bewegung zu setzen. Kein Wunder, dass nicht nur Ole-Einar das
mechanische Wassermühlenmodell lieber ist, das sich gleich nebenan mit einem
Hebel in Gang setzen lässt.
Nicht schlecht staunen die Kinder, als sie in einer Glasvitrine eine alte Perkussionspistole entdecken, die sich in jedem Abenteuerfilm gut machen würde. „Dass hier Pistolen und Gewehre hergestellt wurden, nach dem die Nonnen ausgezogen waren, hätte ich nicht gedacht“, gibt Jonas zu. Auch die Klosterkutte aus grobem Leinen, die ihm Geibert anlegt, ist ihm nur kurzfristig sympathisch. „Das kratzt ja ganz schön. Darf ich das wieder ausziehen.“
Randi und Tabitha sind fast etwas irritiert, als sie Geibert auf der Nonnenempore in der Klosterkirche einander gegenüberstellt und ihnen andeutet, wie die Klosterfrauen und ihre Verwandten, die sie besuchten, durch ein Tuch voneinander getrennt wurden und nur so miteinander sprechen, sich aber nicht sehen konnten. Und spätestens, als sie erfahren, dass die Zisterzienserinnen vier bis fünf Stunden pro Tag beten mussten, aber täglich nur eine halbe Stunde miteinander sprechen durften und sich ansonsten mit kleinen Tafeln schriftlich verständigen mussten, weiß Randi, dass sie früher wohl lieber nicht ins Kloster gegangen wäre.
„Ich finde es gut und wichtig, dass die Kinder in einer Zeit, in der man das alles sagen und tun darf, was man will, auch erfahren, dass es früher einmal ganz anders war“, sagt Randis Großmutter Andrea Dorsch. Aber auch heute darf man im Kloster nicht alles tun, was man möchte. Ein klares „Nein, die muss ich wieder einsammeln“, bekommen die Kinder vom Klosterfreund zu hören, als sie ihn mit Blick auf ihre leihweise ausgehändigten Fundstücke von der Eisenschnalle über die Münze bis zur Tonscherbe, ganz begeistert und treuherzig fragen: „Dürfen wir die mit nach Hause nehmen?“
Nicht schlecht staunen die Kinder, als sie erfahren, dass Archäologen vor über 30 Jahren am Kloster Saarn über 20.000 Tonscherben ausgegraben und nummeriert haben, um zu wissen, was wo im Erdreich beieinander gelegen hat. „Das war wie ein großes Puzzlespiel“, meint Geibert trocken. Auch den heiligen Benedikt von Nursia, den die Kinder mit Buch und Abtsstab in der Klosterkirche entdecken, bringt er ihnen sehr anschaulich nahe. „Der heilige Benedikt hat vor 1500 Jahren in einem Buch alle Regeln aufgeschrieben, damit die Mönche und Nonnen wissen, wie man sich im Kloster zu benehmen hat. Das war so, wie wenn euer Schuldirektor in einer Schulordnung aufschreibt, wie ihr euch zu benehmen habt.“ Doch anders, als heutige Schüler, wurden Klosterbrüder und Klosterschwestern bei Regelverstößen früher auch schon mal mit Prügel und Kerkerhaft bestraft. Doch das ist Gott sei Dank Vergangenheit, ebenso wie die Schweigepflicht beim Essen im heutigen Klostercafe, in dem die einst die Nonnen speisten und dabei aus der Bibel vorgelesen bekamen.
Nicht schlecht staunen die Kinder, als sie in einer Glasvitrine eine alte Perkussionspistole entdecken, die sich in jedem Abenteuerfilm gut machen würde. „Dass hier Pistolen und Gewehre hergestellt wurden, nach dem die Nonnen ausgezogen waren, hätte ich nicht gedacht“, gibt Jonas zu. Auch die Klosterkutte aus grobem Leinen, die ihm Geibert anlegt, ist ihm nur kurzfristig sympathisch. „Das kratzt ja ganz schön. Darf ich das wieder ausziehen.“
Randi und Tabitha sind fast etwas irritiert, als sie Geibert auf der Nonnenempore in der Klosterkirche einander gegenüberstellt und ihnen andeutet, wie die Klosterfrauen und ihre Verwandten, die sie besuchten, durch ein Tuch voneinander getrennt wurden und nur so miteinander sprechen, sich aber nicht sehen konnten. Und spätestens, als sie erfahren, dass die Zisterzienserinnen vier bis fünf Stunden pro Tag beten mussten, aber täglich nur eine halbe Stunde miteinander sprechen durften und sich ansonsten mit kleinen Tafeln schriftlich verständigen mussten, weiß Randi, dass sie früher wohl lieber nicht ins Kloster gegangen wäre.
„Ich finde es gut und wichtig, dass die Kinder in einer Zeit, in der man das alles sagen und tun darf, was man will, auch erfahren, dass es früher einmal ganz anders war“, sagt Randis Großmutter Andrea Dorsch. Aber auch heute darf man im Kloster nicht alles tun, was man möchte. Ein klares „Nein, die muss ich wieder einsammeln“, bekommen die Kinder vom Klosterfreund zu hören, als sie ihn mit Blick auf ihre leihweise ausgehändigten Fundstücke von der Eisenschnalle über die Münze bis zur Tonscherbe, ganz begeistert und treuherzig fragen: „Dürfen wir die mit nach Hause nehmen?“
Nicht schlecht staunen die Kinder, als sie erfahren, dass Archäologen vor über 30 Jahren am Kloster Saarn über 20.000 Tonscherben ausgegraben und nummeriert haben, um zu wissen, was wo im Erdreich beieinander gelegen hat. „Das war wie ein großes Puzzlespiel“, meint Geibert trocken. Auch den heiligen Benedikt von Nursia, den die Kinder mit Buch und Abtsstab in der Klosterkirche entdecken, bringt er ihnen sehr anschaulich nahe. „Der heilige Benedikt hat vor 1500 Jahren in einem Buch alle Regeln aufgeschrieben, damit die Mönche und Nonnen wissen, wie man sich im Kloster zu benehmen hat. Das war so, wie wenn euer Schuldirektor in einer Schulordnung aufschreibt, wie ihr euch zu benehmen habt.“ Doch anders, als heutige Schüler, wurden Klosterbrüder und Klosterschwestern bei Regelverstößen früher auch schon mal mit Prügel und Kerkerhaft bestraft. Doch das ist Gott sei Dank Vergangenheit, ebenso wie die Schweigepflicht beim Essen im heutigen Klostercafe, in dem die einst die Nonnen speisten und dabei aus der Bibel vorgelesen bekamen.
„Diese Führung ist richtig
liebevoll und kindgerecht gemacht, aber auch so interessant, dass man auch als
Erwachsener auf sehr kurzweilige Weise etwas dazulernt“, resümiert Gabriele
Manthey ihren Eindruck, die sich diesmal spontan angeschlossen hatte und bei
der nächsten Kinderführung noch einmal mit ihrer Enkelin dabei sein will.
Die nächste offene Kinderführung durch das Kloster
Saarn bietet Wolfgang Geibert am Samstag, 11. Oktober 2014, um 11.45 Uhr an.
Schulklassen und Kindergartengruppen können unter der Rufnummer 0208/436467
vereinbaren. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.freunde-kloster-saarn.de
Dieser Beitrag erschien unter anderem am 5. September 2014 im Neuen Ruhrwort
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