Wenn
Sie sich in diesen Tagen als Fußballfan outen und die Hoffnung ausdrücken,
Deutschland möge nach 1954, 1974 und 1990 doch mal wieder Weltmeister werden,
wird ihnen eine fast 100-prozentige Zustimmung in Schwarz-Rot-Gold sicher sein.
Wenn Sie sich aber als Mitglied einer Religionsgemeinschaft oder einer
politischen Partei outen, müssen Sie im Zweifel mit Widerspruch, Hohn und
mancher Schwarz-Weiß-Malerei rechnen. Das Gespräch mit Pfarrer und Fußballfan
Michael Manz (siehe unten) gewährt interessante Einsichten in die deutsche
Volksseele. Und aus dieser Volksseele kommen ja auch die Volksmärchen, die
meistens ein Happy End haben. Und weil die Deutschen im Spiel des Lebens von
manchem Spielführer so manches Märchen erzählt bekommen haben, das sich am Ende
als Horrorgeschichte entpuppte, wollen sie heute lieber mit König Fußball, der
ihnen im Gegensatz zu anderen Spielfeldern klare Regeln und Ergebnisse
garantiert, ein Sommermärchen mit Happy End erleben. Und selbst, wenn es damit
nicht klappt, bleibt ihnen die Gewissheit, dass nach dem Spiel immer vor dem
Spiel ist und wir deshalb früher oder später auf jeden Fall Weltmeister werden.
Dieser Text erschien am 2. Juli 2014 in der Neuen Ruhr Zeitung
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