"Ganz ohne Weiber geht die Chose" nicht! Das weiß man nicht nur in der Operette, sondern auch im Karneval. Deshalb sind es die Frauen, die in der Fünften Jahreszeitvorangehen, wenn es darum geht, in den Straßenkarneval der tollen Tage zu starten. Dazu passte es gut ins Bild, dass die mölmschen Möhnen in dieser Weiberfastnacht, die im Ruhrpott uncharmant "Altweiber" genannt wird, als Flotte Bienen den Oberbürgermeister kostümtechnisch zum Gärtner machten, um ihm dann eine Palette mit Blumentöpfen in die Hand zu drücken, auf dass er die betonlastige Schlossstraße begrüne.
"Wir werden genau überprüfen, was uns da demnächst blüht und sprießt", versicherte Obermöhne Elli Schott von der Röhrengarde. Obwohl Verwaltungschef, musste Oberbürgermeister Marc Buchholz im Wettstreit mit den Tollitäten Julien und Elias traditionsgemäß den Kürzeren ziehen. Beim Aktenweitwurf, beim Büroslalom sowie beim Heften und Stempeln hatten die närrischen Regenten aus den Reihen des Mülheimer Carnevalsclubs und der Prinzengarde Rote Funken die Nase vorn. "Das ist gar nicht so leicht, wenn man alles alleine machen muss und keine Mitarbeiter zur Hand hat", spottete Elli Schott nach der Niederlage des Oberbürgermeisters.
Der karnevalstrainierte OB nahm seinen Machtverlust gelassen und betonte in seiner Abdankungsrede die soziale Bedeutung, die der Karneval hat, indem er Menschen aus unterschiedlichen sozialen Gruppen und Generationen zusammenbringt. Dankbar zeigte er sich vor allem dafür, "dass ich in diesem Jahr nicht wieder als sparsamer Schotte auftreten muss, nachdem das Land die Altschuldenregelung umsetzen will".
Schlicht und effektvoll setzte die Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt, Michaela Rosenbaum, mit ihrem Kostüm ein politisches Zeichen. Ihre Brillengläser bestanden aus Friedenszeichen und um den Hals trug sie ein Hinweisschild mit der Aufschrift: "Heute ist offene Gesellschaft!" Deshalb steuerte auch ein Kamerateam der WDR-Lokalzeit gleich auf sie zu, um von ihr zu erfahren, ob islamistische Anschlagsdrohungen auf Karnevalsveranstaltungen ihre Lust am Karnevalfeiern beeinträchtigen. Für Rosenbaum steht fest: "Wir dürfen uns als freie Gesellschaft von solchen Drohungen nicht einschüchtern lassen, denn das ist genau das, was die Fanatiker wollen." Ein politisches Zeichen ganz anderer Art setzte der als Dr. Party verkleidete Arzt und SPD-Landtagsabgeordnete Rodion Bakum mit seinem Pflasterpack, das er unter den Möhnen und ihrem Gefolge verteilte. Neben einer Narrenkappe war dort zu lesen: "Kleine Wunden heilen schnell, der Pflegenotstand nicht. Und sein Mitarbeiter Felix Hesse war ja als Friedrich Merz zum Rathaussturm der Möhnen erschienen, um mit seinem "Black-Rock-Koffer" anzudeuten, dass die im Bund anstehenden Koalitionsverhandlungen nicht nur lustig werden.
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