Karneval und Katholizismus. Es kommt nicht von ungefähr, dass die ältesten Spuren des Mülheimer Karnevals zu den Fastnachtsspielen ins Kloster Saarn führen. Urkundlich erstmals nachweisbar anno 1691. Fastnacht. Das Wort sagt es, ist die Nacht vor der Fastenzeit.
Der Mülheimer Heimatforscher und Karnevalskenner Heinz Hohensee, hat uns nicht nur die erste urkundliche Erwähnung der Fastnachtsspiele im Zisterzienserinnenkloster Mariensaal überliefert, sondern auch die Tatsache, dass es im Karneval schon im 19. Jahrhundert um die Wurst ging. Mit der wurde nämlich der Hans Wurst belohnt, der sein Publikum beim Fastnachtsmahl in der Gaststätte seines Vertrauens mit Anekdoten und Dönkes zu erheitern wusste. Und natürlich gilt bis heute auch für die hartgesottensten Karnevalisten: Am Aschernittwoch ist alles vorbei, weil dann die vorösterliche Fastenzeit beginnt. Aber noch ist es ja nicht so weit. Und so konnten die frohen und fröhlichen Narren jetzt in der Marienkirche auf dem Kirchenhügel wieder ihre närrische Festmesse feiern, die einst der in Köln geborene Styrumer Pastor Norbert Dudek aus der Taufe gehoben hatte. Inzwischen wird sie selbstverständlich ökumenisch gefeiert. Und so ließ Stadtdechant Michael Janßen seinem närrischen Amtsbruder Michael Manz bei der Predigt gerne den Vortritt. Inspiriert von der biblischen Hochzeit von Kana, bei der Jesus Wasser in Spitzenwein verwandelte, hielt der Superintendent ein Plädoyer für eine christliche Kirche, die ihre Frohe Botschaft auch mit Lebensfreude und Menschenfreundlichkeit lebt und feiern. "Lassen Sie uns ein Weinfass ohne Boden sein!" empfahl er seinem fröhlichen und frommen Zuhörern in den Kirchenbänken von St. Mariae Geburt.
Der Vizepräsident des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval, Heino Passmann, der einst durch die Kolpingfamilie Broich/Speldorf zum Karneval gekommen ist, machte deutlich: "Das Amen und das Halleluja erwachsen aus der selben Grundhaltung, die das Leben und die Gemeinschaft feiert." Und nicht die Trompeten vor Jericho, sondern die der Musikzüge der Karnevalsgesellschaften Blau Weiß und Röhrengarde zeigten in der närrischen Festmesse, dass "Großer Gott, wir loben Dich!" und: "Viva Colonia. Wir lieben das Leben. Wir glauben an den lieben Gott und wir haben auch immer Durst!" zwei seelenverwandte Seiten derselben Medaille sind.
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