Als anno 1897 die erste Straßenbahn durch Mülheim-fuhr hatten Frauen eine durchschnittliche Lebenserwartung von 69 Jahren und Männer von 66 Jahren. Heute werden Frauen durchschnittlich 83 Jahre alt und Männer 79. Heute sind 31% der Stadtbevölkerung 60 Jahre und älter. Wer im Alter in seiner Mobilität eingeschränkt wird und aufgrund seiner Handicaps auch kein Auto fahren kann, ist umso mehr auf Bus und Bahn angewiesen. Doch gerade für solche reiferen Semester will das Bus- und Bahnfahren auch als Fahrgast gelernt sein.
Deshalb bietet die Ruhrbahn regelmäßig entsprechende Trainingskurse für Menschen über 60 Jahren an. Am jüngsten für 60 Training Namen in Essen 12 Menschen mit und ohne Rollator an diesem Training teil. Der theoretischen Trockenübung im Seminarraum folgte das praktische Training auf dem Betriebshof der Ruhrbahn. Völlig neu war für die meisten teilnehmenden, was es mit dem blauen Halteknopf innerhalb und außerhalb des Busses auf sich hat. "Wenn Sie den roten Halteknopf drücken, geht die Schiebetür nach maximal 5 Sekunden wieder zu. Wenn Sie aber den blauen Knopf drücken, bleibt sie deutlich länger auf und dem Fahrer wird signalisiert, dass jemand mit Rollator oder Rollstuhl oder Kinderwagen einsteigt," erklärte Ruhrbahncoach Gertrud Lüttkenhorst. "Allein für diese Information hat sich die Teilnahme an dem Training schon gelohnt", waren sich die Bus- und bahnfahrenden Senioren einig.
Wichtige Faustregeln
Doch Gertrud Lüttkenhorst, die vor 34 Jahren als Busfahrerin bei der Ruhrbahn angefangen hat und heute unter anderem als Trainerin in der Aus- und Weiterbildung tätig ist, gab ihren Fahrgästen noch mehr Faustregeln an die Hand, damit sie bei ihren nächsten Bus- und Bahnfahrten keinen Hals- und Beinbruch erleben. "Stecken sie niemals eine Hand einen Arm ein Bein oder auch nur einen Schirm in eine sich schließende Bus oder Bahntür. Das kann lebensgefährlich sein und nichts ist so wichtig, dass Sie dafür ihre Gesundheit und ihr Leben aufs Spiel setzen", warnte Lüttkenhorst. Auch das Sitzen auf dem Rollator sei für Bus- und Bahnfahrgäste ein absolutes No-Go. "Bei einem Auffahrunfall schießen sie dann ungebremst durch den Bus", mahnte Lüttkenhorst. Ihre Empfehlung: "Steigen Sie am besten vorne beim Fahrer ein und signalisieren Sie ihm, dass Sie etwas Zeit brauchen, um einen Sitzplatz zu finden, damit er nicht so schnell abfährt. Am besten setzen Sie sich immer gegen die Fahrtrichtung, stellen ihren Rollator auf die dafür vorgesehenen Freiflächen in der Busmitte und machen ihn mit einem der dortigen Gurte an der Stange fest. Dann kann er nicht durch den Bus rollen."
Ein- und Ausstieg
"Einsteigen immer vorwärts und Aussteigen immer rückwärts", formulierte die Ruhrbahntrainerin das Grundgesetz für alle Rollatorfahrer, die als Fahrgast auch mit Bus und Bahn unterwegs sind. Gleich mehrfach machten die Trainingsteilnehmer die Probe auf Exempel und hielten sich vorschriftsmäßig beim rückwärtigen Ausstieg mit ihrem Rollator so lange an der Türstange des Busses fest, bis sie mit beiden Beinen festen Boden unter den Füßen hatten.
Offene Ohren
Und dann wechselten Coach und Trainee's ihre Rollen. Lüttkenhorst notierte sich für die Aus- und Fortbildung der Fahrerinnen und Fahrer, was ihren reifen Fahrgästen in Sachen Bus- und Bahnverkehr am Ehesten auf den Nägeln brennt: Sie hörte von wenig hilfsbereiten Fahrern, die auch schon mal Rollstuhl- und Rollatorfahrer an der Haltestelle stehen lassen, weil sie unter Zeitdruck stehen und ihren Fahrplan einhalten wollen. "Grundsätzlich sind unsere Fahrer dazu angehalten, beim Einstieg eines Rollstuhlfahrers auf jeden Fall die Rampe an der hinteren Schiebetür herauszuklappen," machte Lüttkenhorst klar. Diese Verpflichtung gelte aber nicht beim Einstieg von Rollatornutzern. "An der Haltestelle einfach stehen lassen, weil man Verspätung hat", so Lüttkenhorst, "geht natürlich gar nicht!"
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