Als Iduna Hochhaus wurde er gebaut. 50 Jahre nach seiner Vollendung sprechen wir vom Forum-Tower. Der von einer Versicherung Iduna gebaute Wohnturm ist der mit 81 Metern höchste von fünfen, die in den Jahren 1970 bis 1974 am neuen Hans-Böckler-Platz entstanden sind.
In den frühen 1970er Jahren, in denen Mülheim mit absoluter
SPD-Mehrheit regiert wurde, bot es sich an, einen neuen und zentralen Platz der
Innenstadt nach dem ersten DGB-Vorsitzenden zu benennen.
Wo früher am Hans-Böckler-Platz 1 Mieter der Iduna zu Hause
waren, sind seit den 1990er Jahren Eigentümer und Mieter von privaten
Wohnungseigentümern daheim. 81 Meter hoch, bietet der Forum Tower auf über 20
Etagen Platz für 242 Wohnungen.
Als Krönung des modernen und urbanen Wohnkomforts gönnte die
Iduna als Bauherrin ihren Mietern 1972 auch ein hauseigenes Schwimmbad, von
einem Blockheizkraftwerk und einem integrierten Müllentsorgungssystem ganz zu
schweigen. Inspiriert vom Versicherungskonzern, ging auch die 1951 gegründete und
damals von Horst van Emmerich geführte SWB in den frühen 1970er Jahren am
Hans-Böckler-Platz unter die Hochhausbauherrn. Eines ihrer dortigen Hochhäuser
dient seit 2006 als Technisches Rathaus.
Als das Iduna-Hochhaus, Baukosten, rund 45 Millionen D-Mark,
vor 50 Jahren stand, gingen Oberstadtdirektor, Heinz Heidehoff,
Oberbürgermeister Heinz Hager und Baudezernent Philipp Otto Gellinek nicht ohne
Stolz durch das neue Haus. Sie ließen sich unter anderem auf dem Balkon des 19.
Stockwerks fotografieren. Von dort aus konnten sie schon der nächsten
Hochhausbau am Hans-Böckler-Platz in Augenschein nehmen.
So umstritten die Hochhäuser am Hans-Böckler-Platz in der kritischen
Rückschau sein mögen, so euphorisch, wurden sie vor 50 Jahren von den
Stadtspitzen als Spitze des städtebaulichen Fortschritts gefeiert.
Baudezernent Gellinek sprach von einer „Pioniertat des
modernen Städtebaus“. Oberbürgermeister Hager würdigte das Projekt
Hans-Böckler-Platz mit seinem hoch hinausgehenden modernen Wohnungsbau als ein „hervorragendes
Beispiel für den Städtebau der Zukunft.“ Für ihn war der neue Hans-Böckler-Platz,
zu dem auch ein Parkhaus, ein Kaufhaus und ein Einkaufszentrum, der
Forum-Vorgänger City Center gehören
sollten, zum Sinnbild, „einer Innenstadt, die mit ihrem verdichteten und
multifunktionalen Wohnraum optimal an Dienstleistungen und an den Verkehr
angeschlossen wird und so ein echtes Lebenszentrum der Stadt sein kann.“ Der
selbst mit einen Innenraumausstattungsgeschäft am Hans-Böckler-Platz ansässige
Kaufmann Kurt Remberg nannte das neue Stadtquartier „eine großartige
Bürgerinitiative.“ Oberstadtdirektor Heiderhoff, sah das neue Stadtquartier,
als „ein gelungenes Beispiel für eine moderne Stadtplanung, die eine Stadt
schafft, die Gemeinschaft und
individuelle Freiheit stiften und so zum Liebesobjekt ihrer Bürger werden kann.“
1966 hatte Oberstadtdirektor Heinz Heidehoff erste Gespräche
mit Investoren geführt. Sein Ziel war die attraktive und verkehrstechnisch
angebundene Erweiterung der Innenstadt nach Norden und Osten. Weite Teile des
47.000 Quadratmeter großen Areals zwischen Hingberg, Eppinghofer Straße und
Dickswall waren seit dem Kriegsende 1945 Brachflächen. Hier hatten vor dem
Krieg unter anderem eine Eisengießerei und eine Kirche gestanden.
Mit dem Ziel einer modernen Innenstadt-Bebauung hatte die
Stadt dort ab 1952 systematisch private Grundstücke aufgekauft. Mit den
privaten Grundstückseigentümern, der Iduna, der SWB, der Düsseldorfer
Treufinanz und der Hertie-Warenhaus-Gesellschaft hatte die Stadt 1969 eine Projektentwicklungsgesellschaft
gegründet. Deren Ziel war eine Stadtmitte II unter dem Projektnamen Hans-Böckler-Platz.
Im Rahmen einer Aufbaugemeinschaft wurden auch der örtliche
Einzelhandelsverband, die Industrie- und Handelskammer und die örtlichen
Energie- und Wasserversorger in die Bauplanung einbezogen. Als für die Planung
verantwortlicher Architekt wurde Hanns Henning Lautz gewonnen.
Hintergrund des großstädtischen und dem
fortschrittsgläubigen Zeitgeist geschuldeten Bauprojekt war die Tatsache, dass
Mülheim 1972 mit 193.000 Einwohnern seinen Bevölkerungshöchststand erreicht
hatte und Baudezernent Gellinek perspektivisch mit einer Einwohnerschaft von
rund 230.000 Menschen rechnete.
Nachdem das neue Wohn- und Dienstleistungsquartier am
Hans-Böckler-Platz mit der Eröffnung des City-Centers im März 1974
fertiggestellt worden war, stieg die Einwohnerzahl der Innenstadt auf 25.000. Der Lokalchef dieser Zeitung, Alexander Kranki, schrieb damals
über das, auch mit finanzieller Unterstützung des Landes und des Bundes
realisierte 300-Millionen-D-Mark-Projekt Hans-Böckler-Platz: „Auf einem
riesigen Trümmergelände wurde Utopia zur Wirklichkeit. Hier soll
Wohnraumverdichtung die Verödung der Innenstadt verhindern. Im neuen
City-Center soll das Leben Spaß machen.“
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