„O, Tannenbaum! O, Tannenbaum! Du kannst mir sehr gefallen.“ So haben wir noch kürzlich gesungen. Und jetzt begegnen mir an jeder zweiten Straßenecke ausgesetzte Weihnachtsbäume. So schnell geht das: Gestern stand man noch glanzvoll im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses und heute landet man schon abgetakelt auf dem Müllhaufen der Geschichte. Das geht nicht nur Euch, so liebe Tannenbäume. Auch so manches Pflänzchen im Garten der menschlichen Naturen wurde gestern noch umarmt und hochgelobt und heute schon abgesägt und auf die Straße gesetzt. Gut zu wissen und am Beispiel der abgehalfterten Christbäume gut zu sehen. Weder Lob noch Tadel sollten uns im menschlichen Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel zu sehr beeindrucken, weil neben dem Amen in der Kirche, der Steuer und dem Tod nichts so sicher ist, wie das „Kreuzigt ihn“, das auf das „Hosianna“ folgt. „O, Tannenbaum, dein Kleid will mich was lehren!“
NRZ, 10.01.2022
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