Früher hört man schon mal die Flöhe husten. Heute reagiert man auf jeden Wassertropfen allergisch, der vom Himmel fällt. "Regnet es schon wieder?" fragt man heute, wenn man auch nur den Hauch eines Schauers hört. Jetzt hörte ich sogar das meiner Ansicht nach besonders laute und heftige Wasserrauschen in der Kanalisation, als ich an einer Haltestelle auf meinen Bus wartete. Unheimlichkeit machte sich in mir breit. Das nennt man wohl eine posttraumatische Belastungsstörung. Dabei sind wir in Mülheim mit dem Ruhrhochwasser ja noch vergleichsweise glimpflich davongekommen. Sicher. Wasser ist lebenswichtig. Aber wenn es einem bis zum Hals steht, ist eben auch lebensgefährlich. Mit dem Wasser ist eben, wie mit allen Lebensmitteln und Lebensmitteln. Die Dosis macht das Gift. Und während ich das so schreibe, ahne ich, dass wir noch auf so manche Öko-Diät in Sachen Häuslebau, Flächenverbrauch, Urlaubsreisen und Automobilität gesetzt werden, um uns mit einer Überdosis umwelt- und klimaschädlicher Konsumfreude am Ende nicht selbst umzubringen, in dem wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen zerstören.
NRZ, 03.08.2021
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