Donnerstag, 20. Mai 2021

Gastronomie macht glücklich

Gastronomie macht glücklich. Das konnte man am Samstag zum Beispiel bei einer „Kneipentour“ durch die Innenstadt erleben.

Weil Mülheims Corona-Inzidenzwert inzwischen unter 100 gefallen ist, durften die örtlichen Gastronomen nicht nur in der Stadtmitte. Ihre Außen-Bewirtung wieder eröffnen. Das war seit der Verhängung des zweiten Lockdowns am 1. November 2020 nicht mehr möglich gewesen.

Allerdings stellten nicht alle Gastronomen Tische und Stühle hinaus. Viele beließen es vorerst beim Außer-Haus-Verkauf und beim schriftlichen Hinweis auf ihren Abhol- und Lieferservice. Grund dafür war offensichtlich die ungünstige Wetterprognose. Der westdeutsche Wetterdienst hatte für den Samstag 80 bis 90 Prozent Regenwahrscheinlichkeit vorausgesagt. Aber die Gastronomen, die sich trotzdem trauten und ihren Gästen einen Platz mit Speis und Trank unter großen Regenschirmen oder, ganz mutig, unter freiem Himmel anboten, wurden für ihr Engagement nicht nur finanziell, sondern auch emotional belohnt.

Was auffiel, war der große Anteil von  auswärtigen Gästen, die zum Beispiel aus Essen, Düsseldorf, Krefeld und Gelsenkirchen einpendelten, um sich nach Monaten des Corona-bedingten „Hausarrestes“ wie einmal Kaffee, Bier, Pizza, Salat, Nudeln, Eis, Kuchen oder andere Leckerbissen aus der kalten und warmen Küche in geselliger Frischluftrunde munden zu lassen.

Nicht nur Rejsh Luthra, Inhaber des Cafés Leonardo (Schloßstraße) hatte weise und wetterfest mit großformatigen und standfesten Regenschirmen allen Regenschauern und Windstößen vorgesorgt. Außerdem wies eine Infotafel die Gäste darauf hin: „Wir können euch nur platzieren, wenn ihr getestet, vollständig geimpft oder genesen seid!“

Und so verging seinen Gästen ihre gute Laune auch nicht, als es um die Mittagszeit kräftig schauerte.

Gäste und Gastronomen, die von der Redaktion am Samstagmittag und am Samstagabend befragt und fotografiert wurden, zeigten sich ausgesprochen entspannt und verströmten etwas von der in Corona-Zeiten vergessenen Leichtigkeit des Seins. Bei den Tischgesprächen zwischen den Gängen ließ sich Lebensfreude spüren und tanken.

Einige O-Töne mögen den besonderen Geschmack dieses außergewöhnlichen Samstags (15. Mai) verdeutlichen, einem Tag, der verregnet und doch voller Sonnenschein und Licht am Ende des Corona-Tunnels war.

Stimmen aus der Gastronomie: Anke Großenbeck (Stadtcafé Sander): „Heute haben wir noch keine Tische und Stühle rausgestellt, weil wir nur eine Markise als Überdachung haben. Aber sobald es wieder etwas wärmer ist, freuen wir uns darauf, unsere Gäste auch auf dem Kohlenkamp wieder bedienen zu können. Wir sind froh, dass unsere Kunden uns auch in der Corona-Krise treugeblieben sind und wir so weitermachen konnten.“

 Donnerstag mit meinem Team gesprochen. Und wir haben uns gesagt: ‚Wir machen auf, egal, wie das Wetter wird und egal, ob sich das finanziell lohnt. Denn wir wollten unseren Gästen ein Zeichen der Hoffnung geben und ihnen signalisieren. Wir sind da. Wir machen weiter. Wir sind nicht faul und freuen uns auf euch.“

Guiseppe Santo (Café Mocca Nova): „Ich habe für meine Gäste aufgemacht, auch wenn das Wetter leider nicht mitspielt. Sicher wird jetzt aufgrund der Impfungen in der Gastronomie etwas passieren. Mal sehen, wie es weiter geht.“

René und Marco Lomonaco (Pizzeria Carmelo): „Das ist ein Traum. Wir können wieder unsere Gäste bedienen und das normale Leben fängt wieder an.“

Martha Gomes und Gianfranco Pasca (Eiscafé Italia): „Die vergangenen Monate waren eine schwere Zeit für uns. Aber jetzt sind wir froh, dass wir unseren Gästen wieder Eis, Kaffee und Cappuccinos servieren können!“

Ludmilla Schönmeier (Schloss Treff): „Viele Gäste wussten noch gar nicht, dass wir wieder aufmachen konnten und dass sie einen negativen Corona-Test oder eine vollständige Corona-Impfung brauchten, um bei uns bedient zu werden. Jetzt kehrt hoffentlich wieder Normalität und Zufriedenheit ein!“

Und was sagten die Gäste? „Wir haben uns ganz kurzfristig am Vatertag im Café Leonardo an der Schloßstraße verabredet und uns einen Platz reserviert. Hier kennt man mit Namen und das Personal ist einfach großartig“, schwärmte das Quartett Ulrich Dörr, Filip Fischer, Christel Llorca und Jasmin Bromberg.

Ihre Tischnachbarinnen Janice Owen-Aghedo und Jessica Figura sagten: „Endlich können wir mal wieder unter Menschen sein und zusammen einen Kaffee trinken. Was vor Corona für uns eine selbstverständliche Kleinigkeit war, ist jetzt etwas Besonderes für uns. Und wir wollen auch das Team vom Café Leonardo mit unserem Besuch unterstützen, auch wenn das Wetter heute nicht so sonnig ist.“

Aliza und Sebastian Skupin, die sich ihren Kaffee zusammen mit Sohnemann Ben im Café Mocca Nova am Löhberg schmecken ließen, meinten: „Wir mussten heute einfach raus. Das fühlt sich für uns wie Urlaub an. Das haben wir wirklich vermisst!“

Und vor dem nahegelegen Schlosstreff ließen sich Petra und Rolf Strupais  ihr frisch gezapftes Bierchen schmecken. „Wir sind beide geimpft und können jetzt hier draußen ganz locker unser Bier genießen und unter freundlichen Menschen sein. Wir werden hier von Ludmilla („LuLa“) Schönmeier immer so nett  bedient und das Bier ist nirgendwo preiswerter. Und das fühlt sich einfach gut und ganz anders an, als wenn wir zuhause ein Bierchen trinken.“

Katharina Haarmann und Iolanda Din, die sich im Café Perfetto am Kohlenkamp ihren Frischluft-Imbiss zur Mittagszeit munden ließen, fanden: „Endlich können wir uns mal wieder draußen im Café treffen und müssen nicht zuhause allein unseren Kaffee trinken. Das wir jetzt lange genug gemacht. Und bevor sich Erika Halfar, ihre Enkelin Laura Sweid und deren Mann Daniel auf der Terrasse der Mausefall mit Blick auf die Altstadt ihre Abendessen schmecken ließen, diktierten sie dem Reporter in seinen Notizblock: „Das fühlt sich hier wunderbar an, wie ein Kurzurlaub vom Alltag!“ Und die vorschriftsgemäß auf Sicherheitsabstand platzierten Tischnachbarn Melanie Schott, Anne-Kathrin Roedel und Thomas Höcker. „Endlich können wir uns mal wieder in geselliger Runde in der Mausefalle zum Abendessen treffen. Jetzt kommen wir mal wieder unter Leute, nach dem wir lange genug zuhause auf unserem Sofa gesessen haben.“ Nicht weit entfernt von der Mausefalle im Torbogen der Altstadt genossen Sybille Wiedemann und Rolf Schönsohn bei Carmelo am Hagdorn ihre Pizza-Connection: „Das ist einfach super. Gutes Essen, gute Gespräche und mal wieder bedient werden“, gaben sie zu Protokoll. Und ihre Tischnachbarn Birgit Czepan und Frank Fromann waren sich einig: „Mal wieder unterwegs sein und Freunde treffen. Diese Normalität haben wir so lange vermisst.“ 


 aus NRZ/WAZ, 17.05.2021

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Augen auf bei der Berufswahl

  Was soll ich werden? Bei dieser lebensentscheidenden Frage, die man sie sich vor dem Schulabschluss zwangsläufig stellen muss, bekamen etw...