Mittwoch, 17. Oktober 2012

Stefanie Köster: Warum sich eine starke Frau aus dem Ruhrgebiet mit einem Nikolaushaus für Kinder in Afrika stark macht

Es gibt im Leben Zufälle, die so zufällig sind, dass man kaum an Zufall glauben mag. Der Mülheimer Entwicklungshilfeverein U5, der seit über 50 Jahren für Bildungs- und Sozialprojekte in der Dritten Welt unterstützt wurde 2010 durch einen Bischof in Ghana auf eine Frau aus der Nachbarstadt Essen aufmerksam, die sich seit 1999 in Tansania als Sozialarbeiterin engagiert, zunächst im Rahmen einer Ordensgemeinschaft und jetzt ganz selbstständig.


„Ich bin nicht in dieses Land gekommen, weil ich glaube, dass wir den armen Afrikanern helfen müssten, sondern weil mich die Kultur und die noch unverfälschte Menschlichkeit hier fasziniert“, sagt die aus dem Ruhrgebiet stammende Sozialpädagogin über ihre Motivation.

Nichtsdestoweniger hilft sie mit ihrem Nikolaushaus in Kemondo am Viktoriasee in Tansania kleinen Menschen, die es in dem ostafrikanischen Land besonders schwer haben, Kindern mit zum Teil schwersten und mehrfachen Behinderungen.

Als sich Manfred und Jutta Oelsner und Stefanie Köster vor zwei Jahren kennen lernten, war das nach dem Schutzheiligen der Kinder benannte Haus für tansanische Kinder mit Handicap nur eine Idee.

Heute ist es Wirklichkeit, und das auch mit Hilfe der 60 Mülheimer, die als Mitglieder des Unternehmens 5 monatlich mindestens fünf Euro für Entwicklungshilfe übrig haben, meistens aber mehr. Immerhin 28?000 Euro hat U5 für das Nikolaushaus in Kemondo sammeln können, dessen Bau am Ende rund 125?000 Euro gekostet hat. Mit den Mülheimer Menschenfreunden haben sich auch andere großzügige Spender aus Deutschland, den USA und der Schweiz für das Nikolaushaus engagiert.

Hier leben jetzt 16 Kinder zwischen 14 Monaten und 16 Jahren, die sonst sich selbst überlassen worden wären. Weitere sollen kommen. Es sind behinderte Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder aus armen und kranken Familien (Stichwort Aids) stammen, die nicht mehr in der Lage sind, sich um sie zu kümmern.

Während im Nikolaushaus zurzeit bereits sieben angelernte Betreuerinnen arbeiten, sucht Köster derzeit nach Fachkräften. Keine leichte Aufgabe, weil es in Tansania keine Ausbildung für Erzieherinnen oder Heilpädagogen gibt.

Umso dankbarer ist sie für die Unterstützung eines Physiotherapeuten und einer Heilpädagogin, die in einer sogenannten Out-Patient-Clinic auch Kinder betreuen, die nicht im Nikolaushaus leben, aber von ihren Eltern zur ambulanten Versorgung dort hin gebracht werden. Köster hofft, dass sie auch weiterhin großzügige Spender für ihre Projekt findet, da der Betrieb des Nikolaushauses monatlich rund 2500 Euro kostet und sich mittelfristig auch der Bedarf für eine vergleichbare Einrichtung abzeichnet, in der erwachsene Menschen mit mehrfachen und schwersten Behinderungen adäquat betreut werden können.

Weitere Informationen über die Arbeit von Stefanie Köster findet man im Internet unter: www.nikolaushaus.com

Dieser Beitrag erschien am 16. Oktober 2012 in der NRZ

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