Freitag, 28. Februar 2025

Närrische Zeit

"Ganz ohne Weiber geht die Chose" nicht! Das weiß man nicht nur in der Operette, sondern auch im Karneval. Deshalb sind es die Frauen, die in der Fünften Jahreszeitvorangehen, wenn es darum geht, in den Straßenkarneval der tollen Tage zu starten. Dazu passte es gut ins Bild, dass die mölmschen Möhnen in dieser Weiberfastnacht, die im Ruhrpott uncharmant "Altweiber" genannt wird, als Flotte Bienen den Oberbürgermeister kostümtechnisch zum Gärtner machten, um ihm dann eine Palette mit Blumentöpfen in die Hand zu drücken, auf dass er die betonlastige Schlossstraße begrüne.

"Wir werden genau überprüfen, was uns da demnächst blüht und sprießt", versicherte Obermöhne Elli Schott von der Röhrengarde. Obwohl Verwaltungschef, musste Oberbürgermeister Marc Buchholz im Wettstreit mit den Tollitäten Julien und Elias traditionsgemäß den Kürzeren ziehen. Beim Aktenweitwurf, beim Büroslalom sowie beim Heften und Stempeln hatten die närrischen Regenten aus den Reihen des Mülheimer Carnevalsclubs und der Prinzengarde Rote Funken die Nase vorn. "Das ist gar nicht so leicht, wenn man alles alleine machen muss und keine Mitarbeiter zur Hand hat", spottete Elli Schott nach der Niederlage des Oberbürgermeisters. 

Der karnevalstrainierte OB nahm seinen Machtverlust gelassen und betonte in seiner Abdankungsrede die soziale Bedeutung, die der Karneval hat, indem er Menschen aus unterschiedlichen sozialen Gruppen und Generationen zusammenbringt. Dankbar zeigte er sich vor allem dafür, "dass ich in diesem Jahr nicht wieder als sparsamer Schotte auftreten muss, nachdem das Land die Altschuldenregelung umsetzen will". 

Schlicht und effektvoll setzte die Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt, Michaela Rosenbaum, mit ihrem Kostüm ein politisches Zeichen. Ihre Brillengläser bestanden aus Friedenszeichen und um den Hals trug sie ein Hinweisschild mit der Aufschrift: "Heute ist offene Gesellschaft!" Deshalb steuerte auch ein Kamerateam der WDR-Lokalzeit gleich auf sie zu, um von ihr zu erfahren, ob islamistische Anschlagsdrohungen auf Karnevalsveranstaltungen ihre Lust am Karnevalfeiern beeinträchtigen. Für Rosenbaum steht fest: "Wir dürfen uns als freie Gesellschaft von solchen Drohungen nicht einschüchtern lassen, denn das ist genau das, was die Fanatiker wollen." Ein politisches Zeichen ganz anderer Art setzte der als Dr. Party verkleidete Arzt und SPD-Landtagsabgeordnete Rodion Bakum mit seinem Pflasterpack, das er unter den Möhnen und ihrem Gefolge verteilte. Neben einer Narrenkappe war dort zu lesen: "Kleine Wunden heilen schnell, der Pflegenotstand nicht. Und sein Mitarbeiter Felix Hesse war ja als Friedrich Merz zum Rathaussturm der Möhnen erschienen, um mit seinem "Black-Rock-Koffer" anzudeuten, dass die im Bund anstehenden Koalitionsverhandlungen nicht nur lustig werden. 


Mehr über den Mülheimer Karneval

Dienstag, 25. Februar 2025

Märchenhafte Wahl

 Märchenerzähler gehören eigentlich nicht in die Politik. Und doch wissen wir, dass sie es manchmal bis in höchste politische Ämter schaffen, weil die Menschen gerade in schwierigen Situationen gerne an Märchen glauben wollen.

Ausgerechnet Mülheims erster gewählter Abgeordneter, der die Stadt in der Frankfurter Paulskirche und damit in der ersten deutschen Nationalversammlung vertrat, die versuchte eine liberale Verfassung und Kraft zu setzen und damit unglücklicherweise scheiterte, war ein Märchenerzähler. Allerdings gehörte der Germanist Jakob Grimm, der nicht aus dem Ruhrgebiet sondern aus Hessen stammte, zu den respektablen Vertretern . Zu seiner Zunft. Mit seinem Bruder Wilhelm gehörte er zu den deutschen Hochschullehrern, die teil einer liberalen und nationalen Verfassungsbewegung in Deutschland waren, als die Monarchen des Deutschen Bundes, völlig unzeitgemäß noch darauf pochten nicht von Volkes sondern von Gottes Gnaden auf ihren Thron berufen zu sein.

Im Mai 1848, als mit dem Wächter an der Ruhr, auch eine liberale politische Zeitung in Mülheim erschien, kam es auch in Mülheim zur ersten Parlamentswahl. Wahlberechtigt waren allerdings nur alle Männer ab 25 Jahren, die wiederum Wahlmänner bewältigen, die dann wieder ihrerseits jenen Jakob Grimm als Abgeordneten für Mülheim und essen in die Frankfurter Nationalversammlung entsandten. Das indirekte Wahlrecht, wie wir es heute noch in seiner überkommenen Form in den USA kennen, sprach dafür, dass auch das reformbereite liberale Bürgerzentrum dem demokratischen Mehrheitsprinzip misstraute.

Obwohl Jakob Grimm zu den Prominenten paulskirche Parlamentariern gehörte und als Vordenker eines liberalen Rechtsstaates im Rahmen einer Monarchie in der ersten Reihe der Frankfurter Nationalversammlung saß, gab er aber sich doch schon im Oktober 1848 desillusioniert seinen Platz im Parlament wieder auf und zog sich aus dem verfassungsgebenden Prozess zurück, weil das scheitern der bürgerlichen Revolution voraussah, dass dann aufgrund der reaktionäre n, Politik des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. voraussah.

Das 1871 gegründete Deutsche Kaiserreich verharmloste die bürgerliche Revolution verharmloste. Nur weniger liberale Zeitgenosse die Tragik der 1848/1849 versäumte Chance, einer demokratischen transformieren Monarchie, die uns dass persönliche Regiment eines Wilhelm II. erspart hätte und mit ihm den ersten Weltkrieg und dessen bekannten Folgen erspart hätte.

Montag, 24. Februar 2025

Hört bei der Politik der Spaß auf?

Den mächtigen den Spiegel vorhalten. Das war von jeher ein Kern des Karnevals. Doch in den letzten Jahren ist die Zunft der politischen Büttenredner nicht nur im Mülheimer Karneval rar geworden.

Insofern ist auch Jürgen Wisniewski als Hoppeditz der Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß eine Ausnahmeerscheinung. Er hat sich sehr kurzfristig für diese Session als Büttenredner gewinnen lassen und es nicht bereut. Warum tut sich das Publikum heute so schwer mit politischen Bütten reden?"

Viele Menschen sind müde. Ihre Konzentrationsfähigkeit hat abgenommen. Das Leben ist anstrengender geworden. Viele Menschen müssen sich mit mehreren Jobs über Wasser halten. Da wollen viele nur noch abschalten feiern tanzen und Musik hören und nicht mehr über Politik nachdenken", meint Wisniewski. Er selbst hat in dieser Session nicht nur Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz und die bescheidenen Straßenverhältnisse in Mülheim, die desolate Situation der Innenstadt und das aus der Ampelkoalition sondern auch der neu gewählten amerikanischen Präsidenten Donald Trump aufs Korn genommen.

"Jemand wie Trump, der einen Tick hat und damit angreifbar ist, ist natürlich für einen Büttenredner ein gefundenes Fressen", sagt der 57-Jährige Ingenieur. Natürlich muss ein Büttenredner die Zeitung lesen egal in welcher Form, um die Themen zu finden, die er aufs Korn nehmen kann. Mein Kostüm als Hoppeditz dass mir ein syrischer Schneider in Mülheim in nur 14 Tagen genäht hat, hilft mir bei meinen Auftritten als karnevalistische Kunstfigur. Es stärkt mir den Rücken und beflügelt mich", sagt der fröhliche und mit heiterem Ernst ausgestattete Familienvater. 

Für ihn, der in der Session 2017/2018 auch schon mal als Stadtprinz auf der Bühne stand und heute das Amt des Senatspräsidenten der KG Blau-Weiss bekleidet, steht fest: "Ein Büttenredner packt sich immer die Starken, nie die Schwachen." Dabei hält es Wisniewski für kontraproduktiv: "sich an einem Thema fest zu fressen oder gar im parteipolitischen Sinne Partei zu ergreifen." Seine Methode in der Bütt ist es: "über die politische Landschaft hinweg zu fliegen und die Themen nur anzuticken und anzuspielen." Natürlich muss jeder sein Fett wegbekommen Punkt und das gilt auch für die Anekdoten über die erste Reihe der eigenen Karnevalsgesellschaft. 

Obwohl auch Oberbürgermeister Marc Buchholz vom Hoppeditz sein Fett wegbekommen, lobte er diesen doch ausdrücklich und begrüßt es, dass Jürgen Wisniewski zu den wenigen seiner Zunft gehört, die daran arbeiten die Tradition der politischen Büttenrede wieder zu beleben. Es lohnt sich gerade heute, hat diese Zunft und diese Kunst doch so unvergessene und Maßstäbe setzende Persönlichkeiten wie die Kölner Karl Küpper, der als "Der Verdötschte" sogar den Nationalsozialisten trotzte, und Toni Geller als "Redner der Blauen Partei" hervorgebracht, die zurecht bis heute für ihren närrischen Wortwitz legendär sind.


Zum Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval

Samstag, 22. Februar 2025

Wenn wir wählen Seit an Seit

 Wir haben am Sonntag die Wahl. Und weil es um die Bundestagswahl geht, haben wir gleich zwei davon. Was wir mit unseren beiden Stimmen erreichen oder anrichten, muss sich erst noch zeigen. Auch in anderen europäischen Ländern sehen wir derzeit aufgrund der multikomplexen Weltlage ein Erstarken extremer und populistischer Kräfte.

Frankreich, Großbritannien und die USA zeigen, dass auch ein Mehrheitswahlrecht keine Garantie für eine gut funktionierende Regierungsmehrheit und die Bedeutungslosigkeit politischer Populisten und Vereinfacher darstellt. Und doch zeigen die Mehrheitswahlsysteme in Frankreich und Großbritannien, dass sie geeignet sind, extreme Kräfte zumindest politisch klein zu halten und zu Regierungsmehrheiten jenseits der politischen Extreme zu führen. 

Großbritannien ist ein Paradebeispiel dafür. Die USA waren auch ein gutes Beispiel dafür und könnten es auch immer noch sein, wenn die sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen in der US-Gesellschaft auch dazu geführt hat, dass politische Extremisten und Glücksspieler die Grand Old Party des Sklavenbefreiers Abraham Lincoln für ihre politischen Abenteuer gekapert haben.

Zwischen Funktionalität und Repräsentativität 

Wir Deutschen wissen aus leidvoller historischer Erfahrung, wohin politischer Extremismus führt, wenn eine Mehrheit, etwa unter dem Albdruck sozialer und wirtschaftlicher Not ihr Wahlkreuz an der falschen Stelle macht. Mit dem Grundgesetz und einem Wahlrechtsmix aus Mehrheits- und Verhältniswahlrecht, hat die Bonner Republik nach 1949 aus den Fehlern ihrer Weimarer Vorgängerin gelernt. 

Ob die Berliner Republik des seit 1990 wiedervereinigten Deutschlands sich, unter ungleich schwierigeren globaen Rahmendbedingungen, die soziale, wirtschaftliche und politische Stabilität ihrer Bonner Republik bewahren kann, muss zumindest zum heutigen Zeitpunkt bezweifelt werden.

Doch Angst ist ein schlechter Berater und deshalb ist es keine Alternative, permanent den Teufel an die Wand zu malen. Aber wir müssen mit Herz und Verstand in diesem Jahr die richtigen politischen Weichen stellen, erst bei der Bundestagswahl und im September bei der Kommunalwahl.

Parlamentarische Regierungsmehrheiten müssen her

Sowohl das Mehrheitswahlrecht des Kaiserreiches als auch das reine Verhältniswahlrecht der Weimarer Republik gab unseren altvorderen Wahlberechtigten nur ein Stimme. In beiden Fällen konnte sich deren Dynamik nicht wirklich positiv entfalten. Während der Reichstag zwischen 1871 und 1918 nichts mit der Regierungsbildung zu tun hatten, den Kaisern sei Undank, führte das reine Verhältniswahlrecht und die Folgen des Ersten Weltkriegs in der ersten parlamentarischen Demokratie zur Zersplitterung der Legislative und damit zu 16 Regierungen in 14 Jahren.

Auch das Europa- und das Kommunalwahlrecht zeigen uns, dass der Verzicht auf eine Sperrklausel in jedem Fall demokratischer, aber nicht unbedingt für das Funktionieren der Demokratie ist.

Während man unter der ersten Großen Koalition (1966-1969)die Einführung eines Mehrheitswahlrechtes nach britischem Vorbild in Erwägung zog, war das Thema mit der Bildung der sozialliberalen Koalition 1969 vom Tisch.

Nun hat die inzwischen zerbrochene Ampel-Koalition ein neues Wahlrecht eingeführt, dass unsere Erststimme für die Direktbewerber im Wahlkreis schwächt und dafür die Zweitstimme, die eine Listenstimme nach dem Verhältniswahlrecht aufwertet. Die jüngsten Wahlrechtsreformer halten sich zugute, dass sie mit der Abschaffung der Ausgleichs- und Überhangmandate eine weitere Aufblähung des Parlaments zu verhindern und die Zahl der Abgeordneten von 730 auf 630 reduziert zu haben.

Einerseits gut, wenn man den bisherigen Status quo betrachtet. Schließlich kostet jeder Parlamentarier die Steuerzahl mehr als 10.000 Euro pro Monat. Andererseits schlecht, wenn man überlegt was möglich gewesen wäre, wenn man den Deutschen Bundestag wirklich schlanker, preiswerter und effektiver hätte machen wollen.

So hätte es auch gehen können

Hätte man zum Beispiel ein Mehrheitswahlrecht nach britischem Muster eingeführt, hätte man den Bundestag auf 299 direkt gewählte Abgeordnete reduzieren können. Man hätte sich sogar erlauben können, die lokalen Wahlkreise bürgernäher sprich kleiner zuzuschneiden und somit eine bessere Verbindung zwischen den Abgeordneten und ihren Mitbürgern im Wahlkreis zu schaffen. Dann hätten wir vielleicht 350 oder 400 Abgeordnete und immer noch ein deutlich kleineres Parlament.

Man hätte aber auch einfach nur ins gute alte Grundgesetz schauen können, dass vorsieht, dass der Bundestag aus 299 direkt gewählten Wahlkreisabgeordneten und aus 299 Abgeordneten besteht, die über die Landeslisten ihrer Parteien ins Parlament einziehen. Macht 598 Mitglieder des Deutschen Bundestages. So einfach. So gut.

Weder demokratisch noch bürgernah

Jetzt hat man die vermeintlich demokratischere Zweitstimme gestärkt, aber die Erststimme, mit der die Bürgerinnen und Bürger ihren Wahlkreisabgeordneten wählen, massiv geschwächt. Denn jetzt kann es direkt gewählten Wahlkreisabgeordneten passieren, dass ihre Wahlkreismehrheit nicht groß genug ist, also nichgt ausreicht, um ins Parlament einzuziehen. Denn erreicht eine Partei, zum Beispiel die CSU in Bayern mehr Direktmandate, als es ihrem bundesweiten Stimmenanteil entspricht, müssen ihre nur mit knapper Mehrheit gewählten Abgeordneten, den Schwarzen Peter zugeschoben bekommen, und trotz Stimmenparlament nicht ins Parlament gewählt werden. Dieses Wahlrecht ist weder demokratisch noch bürgernah und deshalb dingend erneut reformbedürftig. Den Abgeordneten des 21. Deutschen Bundestages kann man nur raten: "Schlagt nach im Grundgesetz!" Ihr Väter und Mütter des Grundgesetzes seid bei uns.

Zum Deutschen Bundestag



Dienstag, 18. Februar 2025

Ein schwarzer Montag

 Am 8. Februar 1988 machte Mülheim ungewollt negativ Schlagzeilen. Dass das Mendener Ruhrtal wird für eine Turboprop-Maschine das Nürnberger Flugdienstes zur Absturzstelle. 21 Menschen an Bord kommen ums Leben. Über Tage müssen Spezialisten und Polizei und Feuerwehr am Unglücksort Leichen bergen. 

Sie werden ins Uniklinikum Essen gebracht, wo Experten des Bundeskriminalamtes die furchtbare Aufgabe haben Sie zu identifizieren um die Angehörigen über den Tod ihre Angehörigen zu informieren. Die Toten kommen alle aus Norddeutschland, unter ihnen Mitarbeiter des Kicks Herstellers Basel. 

Wie die Untersuchung des Luftfahrtbundesamtes später ergeben wird war ein Blitzeinschlag Ursache für den Absturz, bei denen auch der Pilot und seine Kopilotin ums Leben kamen. Die Maschine war um kurz nach 7 Uhr in Hannover gestartet und befand sich kurz vor 8 im Landeanflug auf Düsseldorf als ein Blitzschlag die gesamte Bordelektronik außer Gefecht setzte und die beiden Piloten manövrieren und fähig machte. 

Neben dem Oberstadtdirektor Heinz Hager und dem NRW Ministerpräsidenten Johannes Rau machen sich leider auch viele Schaulustige vor Ort ein Lagebild. "Die Menschen sollten froh darüber sein, dass die Absturzstelle abgesperrt ist und sie nicht sehen müssen, was wir sehen mussten, sagt an diesem schwarzen Montag ein Polizist einem Journalistin vor Ort. Der Leiter der Mülheimer Lokalredaktion beweist tags darauf in seinem Kommentar daraufhin, dass uns der flugzeugabsturz deutlich gemacht habe das die Vorstellung von menschlicher und technischer Perfektion eine Illusion sei und unser Leben immer am seidenen Faden hänge.

Lesen Sie hierzu auf der Internetseite des Mülheimer Geschichtsvereins

Donnerstag, 13. Februar 2025

Seien wir doch mal närrisch

 Sei kein Narr, möchte man so manchem skurrilem Zeitgenossen raten, zumal, wenn er, auch Wähler können närrisch sein, in höchste politische Ämter, gewählt, worden sind. Man müsste schon ein Jahr sein, um Mülheim an der Ruhr für den Nabel der Welt zu halten Punkt und doch kommt man nicht an der Tatsache vorbei das das Amt des Oberbürgermeisters in unserer Stadt das an höchste ist. Dennoch oder gerade deshalb hat Oberbürgermeister Mark Buchholz, der weniger zu den skurrilen als zu den bodenständigen und bürgerlichen Amtsträgern gehört kein Problem damit offiziell einen ganzen nahe zu sein. Genau diesen Ehrentitel haben ihm jetzt Mülheims Karnevalisten verlieren obwohl sie wissen dass er kein aktiver Karneval ist ist aber sehr wohl sein sondern das Engagement für den organisierten Posen zu schätzen wissen. Denn frei nach dem karnevalistischen Schlagermotto: "Wer soll das bezahlen?", hatte sich der Oberbürgermeister mit rheinischen Wurzeln in Duisburg mit der Initiierung eines Sponsorenfrühstücks um die finanzielle Unterstützung Menschen Karnevals verdient gemacht. Das Geld für den Mülleimer Karneval gut investiert ist, machte der beim Rathaussturm der Möhnen mmer wieder kostümfreudige Oberbürgermeister deutlich, indem er nach seiner närrischen Auszeichnung feststellte, dass auch ein Oberbürgermeister gut beraten ist, in Sachen Gemeinschaft und Lebensfreude von den Narren zu lernen, zumindest von jenen, die Fröschen Herzens und guten Willens in der fünften Jahreszeit den Ton angeben. 


Über Marc Buchholz

Sonntag, 9. Februar 2025

Fromm und fröhlich

Karneval und Katholizismus. Es kommt nicht von ungefähr, dass die ältesten Spuren des Mülheimer Karnevals zu den Fastnachtsspielen ins Kloster Saarn führen. Urkundlich erstmals nachweisbar anno 1691. Fastnacht. Das Wort sagt es, ist die Nacht vor der Fastenzeit.

Der Mülheimer Heimatforscher und Karnevalskenner Heinz Hohensee, hat uns nicht nur die erste urkundliche Erwähnung der Fastnachtsspiele im Zisterzienserinnenkloster Mariensaal überliefert, sondern auch die Tatsache, dass es im Karneval schon im 19. Jahrhundert um die Wurst ging. Mit der wurde nämlich der Hans Wurst belohnt, der sein Publikum beim Fastnachtsmahl in der Gaststätte seines Vertrauens mit Anekdoten und Dönkes zu erheitern wusste. Und natürlich gilt bis heute auch für die hartgesottensten Karnevalisten: Am Aschernittwoch ist alles vorbei, weil dann die vorösterliche Fastenzeit beginnt. Aber noch ist es ja nicht so weit. Und so konnten die frohen und fröhlichen Narren jetzt in der Marienkirche auf dem Kirchenhügel wieder ihre närrische Festmesse feiern, die einst der in Köln geborene Styrumer Pastor Norbert Dudek aus der Taufe gehoben hatte. Inzwischen wird sie selbstverständlich ökumenisch gefeiert. Und so ließ Stadtdechant Michael Janßen seinem närrischen Amtsbruder Michael Manz bei der Predigt gerne den Vortritt. Inspiriert von der biblischen Hochzeit von Kana, bei der Jesus Wasser in Spitzenwein verwandelte, hielt der Superintendent ein Plädoyer für eine christliche Kirche, die ihre Frohe Botschaft auch mit Lebensfreude und Menschenfreundlichkeit lebt und feiern. "Lassen Sie uns ein Weinfass ohne Boden sein!" empfahl er seinem fröhlichen und frommen Zuhörern in den Kirchenbänken von St. Mariae Geburt.

Der Vizepräsident des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval, Heino Passmann, der einst durch die Kolpingfamilie Broich/Speldorf zum Karneval gekommen ist, machte deutlich: "Das Amen und das Halleluja erwachsen aus der selben Grundhaltung, die das Leben und die Gemeinschaft feiert." Und nicht die Trompeten vor Jericho, sondern die der Musikzüge der Karnevalsgesellschaften Blau Weiß und Röhrengarde zeigten in der närrischen Festmesse, dass "Großer Gott, wir loben Dich!" und: "Viva Colonia. Wir lieben das Leben. Wir glauben an den lieben Gott und wir haben auch immer Durst!" zwei seelenverwandte Seiten derselben Medaille sind.


Zum Mülheimer Karneval

Mittwoch, 5. Februar 2025

Warum ein Priester zum Kirchenkritiker wurde?

 Ein ehemaliger Priester sitzt in einer ehemaligen Kapelle. Der Philosoph und Theologe Dr. Michael Rasche liest aus seiner 2024 bei Books on Demand erschienenen Autobiografie: "Bekenntnisse - Auflösung eines katholischen Lebens". Die meisten seiner Zuhörer, die an diesem Abend den Weg Styrumer Aquarius gefunden haben, kennen ihn noch aus seiner Zeit in der Pfarrgemeinde Sankt Barbara. Dort ist er aufgewachsen. Dort hat er das katholische Milieu erlebt, das ihn inspirierte, katholischer Priester zu werden. Dies war er über 15 Jahre, nicht nur als Seelsorger, sondern auch als Wissenschaftler und Hochschullehrer.


Doch 2016 zog einen Schlussstrich, stieg aus dem katholischen Priesteramt und dem damit verbundenen Pflichtzölibat aus, heiratete die Frau seines Lebens und wurde Vater von zwei Söhnen. Inzwischen arbeitet Rasche als freiberuflicher Lebens- und Unternehmensberater und als Vortragsredner. "Leider stehe ich bei Veranstaltern aus der katholischen Kirche auf einer schwarzen Liste", beklagt der Ex-Priester. Dabei hat er sein Buch auch für jene geschrieben, die noch an eine radikale Reform der katholischen Kirche glauben und auf sie hoffen. Er selbst, daraus macht der 1973 Geborene, keinen Hehl, werde diese Reform zu seinen Lebzeiten wohl nicht mehr erleben.

Was sich ändern müsste

Was müsste sich ändern, damit die katholische Kirche wieder mehr Menschen für den christlichen Glauben und für ihre Gemeinschaft begeistern könnte? An diesem Abend wird im Aquarius eben über diese Frage diskutiert. Für Rasche wäre es notwendig, "dass die katholische Kirche sich selbst radikal hinterfragt und ihre Strukturen verändert". Die institutionalisierte römisch-katholische Kirche sieht er als Opfer ihrer "unheilvollen und scharfen Doppelmoral", insbesondere beim Thema Sexualität, und in ihrer maßlosen "Überhöhung des Priesteramtes". Weil der Priester im katholischen Amtsverständnis die Kirche verkörpere, dürfe und können in ihr nicht sein, was tatsächlich aber geschehe, etwa, dass Priester trotz Pflichtzölibats in einer hetero- oder homosexuellen Beziehung lebten und sogar Väter geworden seien. Die Überhöhung und Vergöttlichung des Priesteramtes ist in Rasches Augen auf die eigentliche Ursache dafür, dass sich die katholische Amtskirche so schwer damit tut, Missbrauchstäter im Priesteramt offen zu belangen und aus ihrem Amt zu entlassen, damit sie keinen Schaden mehr anrichten können. 

Beispiel Niederlande

In den Niederlanden erlebt Rasche, der inzwischen in Rotterdam zu Hause ist, schon heute, was er auch auf Deutschland zukommen sieht, nämlich, dass die katholische Kirche als sozial und öffentlich wirksame Institution aus dem gesellschaftlichen Alltag verschwunden ist. Seine Prognose lautet: "Die Kirche wird als institutionalisierter Rechtsgemeinschaft auch in Deutschland nicht überleben, aber als Religionsgemeinschaft mit kleinen Kerngemeinden der Menschen, die sich in ihrem Leben von der frohen Botschaft und ihren Werten von Menschenwürde und Nächstenliebe inspirieren lassen." Deshalb plädiert Rasche auch für einen flächendeckenden Ethik- und Werteunterricht, um auch die frohe Botschaft des Christentums an die nächste Generation weiterzugeben. In den Niederlanden, so Rasche, erlebe er es, "dass, dass die christlichen Werte auch ohne eine institutionalisierte Kirche überleben" würden. Mit dem Religions- und Kirchenkritiker Friedrich Nietzsche, den er als "abtrünnigsten Pfarrerssohn der Geschichte" bezeichnet, ist Rasche zu der Ansicht gelangt, dass auch die Kirche Gott getötet habe, "weil sie ihre Institution vom Leben der Menschen getrennt und aus der frohen Botschaft eine amtliche Moral mit Kirchenrecht und Katechismus gemacht" habe.

Eine Überlebensfrage

  Auch wenn der Klimaschutz, wie es Akademiedozent Mark Radtke, anmoderiert, "nicht unter den Top 5 der Themen im Bundestagswahlkampf...