Sonntag, 13. Oktober 2024

Das Ende einer Lebensreise

"Ich bekenne, ich habe gelebt." Die so betitelte Autobiografie des chilenischen Dichters und Nobelpreisträgers Pablo Neruda war nur ein Buch, das Wolfgang Hausmann seinem Publikum mehr als einmal vorgestellt hat.

Mit ihm konnte man auch in die Welt von Heinrich Heine, Wilhelm Busch, Kurt Tucholsky Mascha Koleko und Joachim Ringelnatz eintauchen. 

Das letzte Kapitel im indischen Leben von Wolfgang Hausmann ist geschrieben. Die Buchdeckel seiner Lebensgeschichte haben sich geschlossen.

Ein Monat vor seinem 73. Geburtstag ist Wolfgang Hausmann plötzlich und unerwartet verstorben. 1951 in Bochum geboren, fand er in der Heimaterde eine Wahlheimat, in die er seine Liebe zum geschriebene und gesprochenen Literatur mitbrachte, um sie seinen Nachbarn und Mitbürgerinnen und Mitbürgern zum Veranstalter und Rezitator von Lesungen und Konzerten nahezubringen.

Er machte sie nicht nur mit der deutschen und internationalen Literatur, sondern auch mit Wort- und Klangkünstlern, wie Oliver Steller und Lutz Görner bekannt. Bei Görner und Steller ging er als Rezitator in die Schule, um in ihrem Stile literarische und musikalische Abende in der Stadtteilbücherei Heißen, im MWB-Nachbarschaftshaus am Hingberg, im Kulturzentrum Fünte und zuletzt in der evangelischen Ladenkirche an der Kaiserstraße auf die Bühne zu bringen. "Die große Kunst mit ganz wenigen Worten ganz viel und vor allem das Wesentliche zu sagen und auf den Punkt zu bringen." Das war in den Worten von Wolfgang Hausmann der Kern seiner Begeisterung für die Literatur, deren Funke an seinen Literaturabenden auf sein Publikum über. Verdient und gemacht hat sich Hausmann nicht nur mit der Veranstaltungsreihe "Musik und Literatur in der Heimaterde", sondern auch mit der Lesung "verbrannter Autoren" am 10. Mai, die am Jahrestag der nationalsozialistische Bücherverbrennung über die Lesebühne ging. Für diese Veranstaltung, die abwechselnd vor dem und im Medienhaus am Synagogenplatz stattfand, fand er auch zahlreiche prominente Mülheimer Mitleser und Mitleserinnen. 

Mit Wolfgang Hausmann ist viel zu früh einer der belesensten  Bürger unserer Stadt in die Kulturgeschichte Mülheims eingegangen. 

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