Der Mülheimer Karneval ist in der abgelaufenen Session kleiner, aber nicht schlechter geworden. Die Zahl der aktiven Karnevalisten ist in den vergangenen 25 Jahren von 1600 auf 1000 zurückgegangen. Auch der organisierte Frohsinn wird vom demografischen Wandel getroffen. Die Zahl der Menschen mit einer karnevalsafinen Sozialisation nimmt ab. Die Zahl der Menschen, due mit dem Karneval kulturell nichts anfangen können, nimmt zu. Menschen mit Migrationshintergrund, die sich aktiv in die Fünfte Jahreszeit einbringen, sind selten.
Jeder Jeck ist anders
Die Saal- und
Straßenveranstaltungen der abgelaufenen Session 2023/2024 haben aber auch
gezeigt: Das Brauchtum Karneval ist auch in der Ruhrstadt, die nicht mit den
rheinischen Karnevalshochburgen vergleichbar ist, weiterhin gesellschaftlich
relevant. Es ist gewollt und wird auch sozial gebraucht, ob in der
Jugendarbeit, beim Thema Inklusion und mit Blick auf den Kreis der Senioren.
Auch in der Session, in der mit dem Aschermittwoch am 14, Februar 2024 erst mal
als vorbei war, haben die Tollitäten und Karnevalsgesellschaften Menschen in
den örtlichen Pflegeeinrichtungen den Spaß an der Freude ins Haus gebracht. Bei
der inklusiven Karnevalsparty, zu der die Karnevalsgesellschaft Mülheimer
Stadtwache und der Verein für Bewegungsförderung und Gesundheitssport am 26.
Januar 2024 in den Festsaal der Stadthalle eingeladen hatten, waren 440
kostümierte und begeisterungsfähige Jecken mit von der närrischen Partie. Die
Auftritte des Tanzkorps der KG Dürscheider Mehlsäcke, der inklusiven Tanzgruppe
Flotte Socken und der inklusiven Närrischen Zuggemeinschaft, dem Prinzen Andy
an der Spitze, gehörten zu den Höhepunkten des von Musik und Tanz bestimmten
Bühnenprogramms. Im Rahmen der vom städtischen Kulturbetrieb geförderten
Grenzenlos-Party, die bereits seit mehr als 25 Jahren über das Parkett der
Stadthalle geht, wurde ihr sowohl an der Spitze des Vereins für Bewegungs- und
Gesundheitssport als auch im Vorstand der Mülheimer Stadtwache aktiver
Initiator Alfred Beyer mit dem Prinzenorden für seine Verdienste um die
Inklusion innerhalb und außerhalb des Karnevals ausgezeichnet.
Einen Rückschlag in Sachen
Inklusion musste, die durch den Selbecker Dorfkarneval seit 1992 mit den
BewohnerInnen der Theodor-Fliedner-Stiftung hinnehmen. Aufgrund des
Personalmangels der Theodor-Fliedner-Stiftung konnten diesmal keine
BewohnerInnen aus dem Selbecker Fliednerdorf auf dem Rosenmontagswagen der KG
Röhrengarde mitfahren. Nicht nur bei der Röhrengarde, die auch bei ihrem
volkstümlichen Karnevalsfest in der Realschule Stadtmittel Gäste aus dem
Fliednerdorf gerne willkommen heißt, hofft man, dass dieser schmerzliche
Ausfall eine Ausnahme bleibt.
Jung, jeck und Spitze
Gemäß dem Sessionsmotto: "Karneval für jedermann. Jetzt sind mal die jungen dran!", zeigte sich der Mülheimer Karneval zwischen dem 11.11. 2023 und dem Aschermittwoch an seiner Spitze mit den Tollitäten, Fabienne Brugheat, Yannik Jungblut (Rote Funken) und Zoé-Lynn Espelmann und Schumann von seiner nachwuchsfreundlichsten Seite. Tatsächlich haben die jungen Tollitäten, inklusive der Paginnen Antonia Gehlhaus, Michelle Jungblut und Julia und die Hofmarschälle Michael Becker, Christina Schwab und Thomas Brugheat ihre Aufgabe als sympathische und eloquente Botschafter des in aktuell zwölf Karnevalsgesellschaften und im Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval organisierten Mülheimer Frohsinns bestens gemeistert. Neben ihren Shows kamen beim Publikum auch ihre Bekenntnisse zu einem im umfassenden Sinne inklusiven und integrativen Karneval beim Publikum gut an. Generell lässt sich mit Blick auf den Saalkarneval aktuell feststellen, dass der Publikumstrend eher zum Partymodus als zur wortgewitzten Büttenredenschlacht geht.
Ein Klassiker des Mülheimer
Straßenkarnevals blieb und bleibt dagegen dankenswerterweise der diesmal von
Elli Schott und Josephine Stachelhaus moderierte Möhnensturm des Rathauses,
inklusive der Möhnenparty, die auch diesmal, trotz Regen, gut und gerne von den
Jeckinnen auf dem Pastor-Luhr-Platz in Saarn gefeiert wurde.
66 Jahre Mölmsch jeck
Der vom Präsidenten Markus
Uferkamp und von seinem Geschäftsführer Hans Klingels angeführte Hauptausschuss
Groß-Mülheimer Karneval konnte in der Session 2023/2024 sein 66-jähriges
Bestehen am Karnevalsfreitag, 9. Februar 2024, mit einer Närrischen Nacht unter
dem Motto "66 Jahre Mölmsch jeck" im Altenhof an der Kaiserstraße
feiern. Diese neue Veranstaltung am Karnevalsfreitag soll dauerhaft den
zwischen 1984 und 2020 in der Stadthalle gefeierten Prinzenball ersetzen.
Nicht nur der am 11. Dezember
1957 im Handelshof gegründete Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval, sondern
auch die Karnevalsgesellschaften der Roten Funken und Blau Weiß freute sich in
der vergangenen Session, dass ihnen der 1930 als Haus der Evangelischen Kirche
errichtete Altenhof als geeigneter und allgemein geschätzter Veranstaltungsort
wieder zur Verfügung stand. Auch das Autohaus Wolf in Saarn und das Dümptener
Autohaus der Deichmanngruppe bewährte sich 2023/2024 zum Beispiel bei der
Prinzenproklamation, bei den Herren- und Mädchensitzungen der Roten Funken und
beim Gemeindekarneval "Firlefanz im Engelkranz" mit der von Rolf
Völker angeführten MüKaGe. Und auch in der zurückliegenden Session haben die
Autohäuser der Wolf- und Deichmanngruppe mit der Bereitstellung der
Prinzenmobile die mölmschen Tollitäten in Fahrt gebracht.
Kirche und Karneval zeigten
sich auch bei der ökumenischen Festmesse in St. Mariae Geburt an der
Althofstraße und beim Karnevalsgottesdienst in der Imanuellkirche an der
Kaiser-Wilhelm-Straße von ihrer fröhlichsten und ökumenischsten Seite. Deshalb
waren auch nicht nur Oberbürgermeister Marc Buchholz, sondern auch Stadtdechant
Michael Janßen und Superintendent Michael Manz beim 61. Rosenmontagszug des
Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval gern gesehene Mitfahrer. Der närrische
Zug, der sich mit 23 Wagen, drei Musikkapellen und elf Fußgruppen am
Rosenmontag, 12. Februar auf seiner 3,5 Kilometer langen Route in jeder
Hinsicht unfallfrei und bei besten Wetterbedingungen durch die Innenstadt
bewegte lockte insgesamt rund 26.000 Menschen ins Mülheimer Stadtzentrum.
Oberbürgermeister Marc
Buchholz, der an den Tollen Tagen mit den Stadtschlüsseln seine Macht
symbolisch an die Tollitäten abgeben musste, hatte schon im Vorfeld der
Session bei den Karnevalisten Pluspunkte gesammelt, nachdem er sich erfolgreich
in ihren Sponsorensuche und in ihre Bestrebungen, nach einer Freigabe des
Altenhofes für den Saalkarneval eingeschaltet hatte.
Ohne Moos nichts los
Trotz ihres unschätzbaren und
bezahlbaren ehrenamtlichen Engagements sind Mülheims Karnevalisten auf
Geldgeber aus der Stadtgesellschaft angewiesen, um zum Beispiel am Rosenmontag
einen Zug durch die Gemeinde schicken und Kamelle, Schokoriegel, Bälle, Kekse
und die besonders beliebten Plüschtiere unters närrische Volk zu bringen.
Deshalb hat das Brauchtum Mülheimer Karneval auch in der Session 2023/2024 nicht nur in seinem von Hans Klingels verantworteten Narrenkurier bei seinen Partnern Westenergie, RWW, Aldi-Süd, AZ Clean Group, MEG, Hagebaumarkt, RS-Reisemobile, Ruhrdeichgruppe, Sparkasse Mülheim an der Ruhr, Gerüstwerk, und bei der Wartseiner Brauerei gerne bedankt, verbunden mit der Hoffnung auf eine auch weiterhin gute Zusammenarbeit im Sinne von Uss Mölm, Helau und Spaß an der Freude.
Zum Mülheimer Karneval & Zum Autor
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