Dienstag, 28. Februar 2023

Närrische Nachlese

 Seit Aschermittwoch ist also nun alles vorbei. Doch die mehr als 1000 aktiven Karnevalisten der Stadt gehen deshalb nicht in Sack und Asche. Für sie gilt, frei nach Sepp Herberger: "Nach der Session ist vor der Session." Das Beste an der jetzt abgelaufenen Fünften Jahreszeit war die Tatsache, dass sie nach der zweijährigen Corona-Zwangspause überhaupt wieder stattfinden konnte. Die Säle waren kleiner als früher und die Stadthalle, zumindest für die finanziellen Möglichkeiten der zwölf Karnevalsgesellschaften ein zu teures Pflaster.

Folgt man den Zahlen des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval, müssen für den Festsaal der Stadthalle aktuell 6500 Euro berappt werden, und dass trotz eines 40-prozentigen Vereinsrabatts auf die reine Raummiete von 1400 Euro.

Nachdem auch die Alte Dreherei am Ringlokschuppen aus heizungstechnischen Gründen als närrische Hochburg ausfiel, sprangen Bürgergarten-Gastronom Jörg Thon und die Autohäuser Audi Wolf und Extra für die Karnevalsgesellschaften in die Bresche.

So konnten dort die Prinzenproklamation, die diesmal eine Proklamation der Kindertollitäten war, weil das große Stadtprinzenpaar schon am 11.11.2021 proklamiert worden war, über die Bühne gehen. Im Festsaal der Stadthalle verblieben allein der renommierte Prinzenball mit der Verleihung der Spitzen Feder an den Comedian und Musiker Dave Davis und die inklusive Karnevalsparty Grenzenlos.

Diese von Stadtwache und VBGS organisierte und vom städtischen Kulturbetrieb organisierte Musik- und Tanzveranstaltung konnte unter anderem mit dem Auftritt der legendären Dürscheider Mehlsäcke glänzen.

Funken und Blau Weiß mussten mit ihren Prunksitzungen in den Bürgergarten an der Aktienstraße ausweichen. Dass bedeutete für die beiden Gesellschaften: Nur 200 statt 350 zahlende Gäste, wie früher im Altenhof der Evangelischen Kirche. Doch die Kirche, die unter anderem mit ihren Karnevalsgottesdiensten auch Teil des närrischen Brauchtums ist, wollte ihr Haus zwischen Altenhof- und Kaiserstraße nicht länger als Narrenhochburg zur Verfügung stellen. Und der Saal des 2022 geschlossenen Handelshofes, der jetzt vor seinem Umbau zur Seniorenresidenz steht, war für die Karnevalisten schon länger Geschichte.

"So geht es für den Karneval nicht weiter!", sagte Stadtprinz Kevin Bongartz mit Blick auf die ungeklärte Saalfrage des organisierten Frohsinns, bei der Schlüsselrückgabe am Veilchendienstag in der Rathausbibliothek. Und Oberbürgermeister, Marc Buchholz, den die Möhnen nach ihrem Rathaussturm am Altweiberdonnerstag als Putz-Clown dazu verdonnert hatten, sich "um den letzten Dreck zu kümmern", will sich jetzt mit Mülheims Chefkarnevalisten Markus Uferkamp und Hans Klingels um praktikable Lösungen der Saal-und-Sponsoren-Frage kümmern. Man darf gespannt sein. Rosenmontagsfahrer Buchholz hatte selbst die rund 30.000 begeisterten Jecken an der vier-Kilometer-langen Zugstrecke durch die Innenstadt gesehen. 

Dass der Rosenmontagszug mit seinen 24 Wagen und 1000 aktiven Teilnehmern Kamelle, Bälle, Gebäck, Schokoriegel und Plüschtiere unters närrische Volk bringen konnte, war dem finanziellen Einsatz der Jecken und ihren Sponsoren Westenergie, RWW, Dekra und Selgros zu verdanken. Auch die Karnevalssponsoren Hagebaumarkt und Autohaus Extra waren mit ihren Zugabsperrungen und mit ihren Prinzenmobilen wieder mit von der närrischen Partie. Nicht von ungefähr wurde der Geschäftsführer des Autohauses Extra, Jörn Backhaus, in dieser Session in den ausgezeichneten Kreis der "Mölmschen Narren" aufgenommen, die sich um die Förderung des karnevalistischen Brauchtums verdient gemacht haben. Mit von der närrischen Partie waren auch am Rosenmontag wieder die Helfer, Ordner, und Großreinemacher des Technischen Hilfswerkes, des Deutschen Roten Kreuze, der Vollmergruppe, des Ordnungsamtes, der MEG und der Polizei.


Mülheimer Karneval & Mülheimer Presse


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