Kleider machen Leute, auch wenn sie im Karneval als Kostüme daherkommen: Eine närrische Umfrage zur Fünften Jahreszeit
Als was gehst du? Karnevalsmuffel werden diese Frage nicht
verstehen, doch die mölmschen Jecken umso mehr. Denn mit dem Februar hat die
heiße Phase der Fünften Jahreszeit begonnen. Der Mülheimer Carnevalsclub MCC und
die Mölmschen Houltköpp haben mit ihrer Kostümsitzung eine alte
Karnevalstradition wieder aufleben lassen. Am kommenden Samstag, 11. Februar,
feiern sie, närrisch kostümiert, im Dümptener Autohaus
Extra und im Stadthallenrestaurant an der Schloßbrücke. Los geht’s beim
MCC um 19.11 Uhr an der Fritz-Thyssen-Straße 6 und
um 20.11 Uhr bei den Mölmschen Houltköpp im Caruso.
Vor den Kostümsitzungen, bei denen man
als Jeck mal ganz anders sein und auftreten kann, als man es sonst tut, hat die
Lokalredaktion Mülheimerinnen und Mülheimer gefragt, als was sie in der Fünften
Jahreszeit schon mal gegangen sind oder gerne gehen würden, und was sie mit
ihrer Kostümwahl verbinden.
Die Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt, Michaela
Rosenbaum, berichtet: „Mein Lieblingskostüm war im Rahmen eines Gruppenkostüms
zum Thema Fliegen der Bodenlotse! In Kombination mit dem Piloten und den
Flugbegleiterinnen konnte ich alle in die richtige (Party)-Richtung lotsen. Wir
hatten viel Spaß - und auch unser Umfeld fand das Gruppenkostüm äußerst
originell.“
Rosenbaums Amtskollege, Frank Esser, von der
Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft sieht sich „zwar nicht als
Vollblutkarnevalist“, feiert aber trotzdem gerne Karneval. Esser und seine Frau
Yvonne bevorzugen den „karnevalistischen Partnerlook als Biene Maja und Willy.
Dabei fühlt sich der Borussia-Dortmund-Fan Esser im tierisch tollen schwarz-gelben-Bienen-Kostüm,
Marke gekauft, aber mit selbstgemachten Accessoires aufgehübscht, „pudelwohl“!
Als Präsident des
Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval kann es sich der Unternehmer Markus
Uferkamp leicht machen. Qua seines närrischen Amtes tritt er regelmäßig in
einer schwarz-weißen Anzugkombination mit Narrenkappe auf. Doch er kann auch
anders und erinnert sich deshalb gerne an seine kostümtechnische
Karnevalskarriere, wenn er sagt: „Ich habe immer
gerne Karneval gefeiert und mich gerne verkleidet. In meiner Kindheit war ich
zum Beispiel Indianer und Cowboy. Später warf ich mich aber auch als Pirat, als New York Police Cop, als Rocker, als Clown und
als Space Man ins närrische Getümmel. Aber mein schönstes Kostüm war in der
Session 2009/2010 mein Kostüm als Stadtprinz der Stadt Mülheim an der Ruhr, an
der Seite meiner Prinzessin und Ehefrau Sandy. Ich verbinde damit eine
wunderschöne Zeit im Mülheimer Karneval, auf die ich bis heute noch gerne
zurückblicke.“
Die
unvergesslichen Eindrücke einer Safari in Südafrika haben den Mülheimer
IT-Unternehmer und Ehrensenator des Mülheimer Karnevals, Gerald Schiffmann,
auch zu seinem gekauften, aber anschließend eigenhändig aufgepepptem Lieblingskostüm
inspiriert. „Als Giraffe war ich dann aber so lang, dass ich Probleme dabeihatte, durch den Eingang des Festsaales zu kommen“, erinnert sich der
1,93-Meter-Mann, der nicht nur an der Ruhr, sondern auch am Rhein im
Saalkarneval unterwegs ist.
Wie wir seit Gottfried Kellers
gleichnamiger Novelle wissen, machen Kleider Leute. So trug der evangelische
Pfarrer Michael Manz aus Styrum als Festprediger der Karnevalsmesse in
Herz Jesu nicht nur seinen schwarzen Talar, sondern auch seine Narrenkappe als
Ehrensenator des Mülheimer Karnevals. Kein Wunder also, dass der frohsinnige
Mann der Frohen Botschaft am kommenden Sonntag, 12. Februar um 11 Uhr zu einem
Karnevalsgottesdienst in die Immanuel-Kirche an der Kaiser-Wilhelm-Straße 21
einladen wird. Und im Rosenmontagszug, so verrät er der Lokalredaktion, wird er
am 20. Februar ab 14 Uhr als Regenbogen-Mann mitfahren. „Denn“, so Manz: „Der Regenbogen ist eines der wichtigsten Symbole unseres Glaubens und
gerade in diversen aktuellen Lebenssituationen von Bedeutung. Denn wir Menschen
sind so bunt wie der Regenbogen und die Liebe Gottes ist eben ein bunter,
strahlender Regenbogen!“
Auch sein katholischer Amtskollege,
Glaubensbruder und närrischer Gesinnungsgenosse Michael Janßen, Pfarrer
in St. Mariae Geburt, Stadtdechant und Ehrensenator des Mülheimer Karnevals, ist
als regelmäßiger Rosenmontagsfahrer und Mitautor des mölmschen Narrenkuriers
der karnevalistischen Kostümierung nicht abgeneigt. „Seit 2015 fahre ich als
Hirte verkleidet im Rosenmontagszug mit und werde das auch am kommenden
Rosenmontag so tun, weil das einfach gut dazu passt, was als Seelsorger meine
Lebensaufgabe und mein Herzensanliegen ist. Ich bin der Dame aus unserer
Gemeinde, die mir den mit einem Schafspelz besetzten Hirtenmantel genäht hat,
sehr dankbar. Denn ich greife immer wieder gerne auf das Hirten-Kostüm zurück, dass
auch vielen Menschen gefällt, die mich darin beim Rosenmontagszug gesehen und wiedererkannt
haben. “
Mülheims sozialdemokratischer Bundestagsabgeordneter,
Sebastian Fiedler, der zuletzt auch beim Mülheimer Prinzenempfang im
Saarner Autohaus Wolf gesichtet wurde, war vor seinem Einzug ins Parlament Bundesvorsitzender
der deutschen Kripo-Beamten. Als politisch denkender Kriminalist ist er mit
fast allen kriminellen und närrischen Lebenslagen vertraut. Auch wenn er als
Politiker regelmäßig im Anzug auftritt, kann er im Karneval auch mal zum
Rockstar werden. Fiedler erinnert sich gerne: „Vor vier Jahren habe Ich mich für eine Karnevalssitzung als
Freddy Mercury verkleidet und ging gemeinsam mit meiner als Amy Winehouse
verkleideten Frau und einigen Freunden auf die "Röschen Sitzung" der
Rosa Funken in Köln. Die Sitzung ist ein Kontrapunkt der Queer-Community zum
traditionellen Karneval. Die buchstäblich handgemachte Sitzung war ein riesiger
Spaß. Wie es der Zufall wollte, saßen wir ausgerechnet mit Hella von Sinnen am
Tisch, die vor vielen Jahren einmal das Vorgängerformat, die Rosa Sitzung,
ersonnen hatte.“
Werbe-Texterin Christine
Stehle, Initiatorin
der mit dem Mülheimer Heimatpreis ausgezeichneten Zeitschenker, die in
Pflegeheimen regelmäßig demenziell veränderte Menschen besuchen, zählt die von ihrer
Mutter selbstgenähte Kostümierung als vierjähriger Gartenzwerg mit roten Herzen
auf den Pausbacken „zu den schönsten Erinnerungen meiner Kindheit.“
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