Mittwoch, 15. Februar 2023

Mal jemand anderes sein!

 Kleider machen Leute, auch wenn sie im Karneval als Kostüme daherkommen: Eine närrische Umfrage zur Fünften Jahreszeit

Als was gehst  du? Karnevalsmuffel werden diese Frage nicht verstehen, doch die mölmschen Jecken umso mehr. Denn mit dem Februar hat die heiße Phase der Fünften Jahreszeit begonnen. Der Mülheimer Carnevalsclub MCC und die Mölmschen Houltköpp haben mit ihrer Kostümsitzung eine alte Karnevalstradition wieder aufleben lassen. Am kommenden Samstag, 11. Februar, feiern sie, närrisch kostümiert, im Dümptener Autohaus Extra und im Stadthallenrestaurant an der Schloßbrücke. Los geht’s beim MCC um 19.11 Uhr an der Fritz-Thyssen-Straße 6 und um 20.11 Uhr bei den Mölmschen Houltköpp im Caruso.

Vor den Kostümsitzungen, bei denen man als Jeck mal ganz anders sein und auftreten kann, als man es sonst tut, hat die Lokalredaktion Mülheimerinnen und Mülheimer gefragt, als was sie in der Fünften Jahreszeit schon mal gegangen sind oder gerne gehen würden, und was sie mit ihrer Kostümwahl verbinden.

Die Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt, Michaela Rosenbaum, berichtet: „Mein Lieblingskostüm war im Rahmen eines Gruppenkostüms zum Thema Fliegen der Bodenlotse! In Kombination mit dem Piloten und den Flugbegleiterinnen konnte ich alle in die richtige (Party)-Richtung lotsen. Wir hatten viel Spaß - und auch unser Umfeld fand das Gruppenkostüm äußerst originell.“

Rosenbaums Amtskollege, Frank Esser, von der Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft sieht sich „zwar nicht als Vollblutkarnevalist“, feiert aber trotzdem gerne Karneval. Esser und seine Frau Yvonne bevorzugen den „karnevalistischen Partnerlook als Biene Maja und Willy. Dabei fühlt sich der Borussia-Dortmund-Fan Esser im tierisch tollen schwarz-gelben-Bienen-Kostüm, Marke gekauft, aber mit selbstgemachten Accessoires aufgehübscht, „pudelwohl“!

 Als Präsident des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval kann es sich der Unternehmer Markus Uferkamp leicht machen. Qua seines närrischen Amtes tritt er regelmäßig in einer schwarz-weißen Anzugkombination mit Narrenkappe auf. Doch er kann auch anders und erinnert sich deshalb gerne an seine kostümtechnische Karnevalskarriere, wenn er sagt: „Ich habe immer gerne Karneval gefeiert und mich gerne verkleidet. In meiner Kindheit war ich zum Beispiel Indianer und Cowboy. Später warf ich mich aber auch  als Pirat, als  New York Police Cop, als Rocker, als Clown und als Space Man ins närrische Getümmel. Aber mein schönstes Kostüm war in der Session 2009/2010 mein Kostüm als Stadtprinz der Stadt Mülheim an der Ruhr, an der Seite meiner Prinzessin und Ehefrau Sandy. Ich verbinde damit eine wunderschöne Zeit im Mülheimer Karneval, auf die ich bis heute noch gerne zurückblicke.“

Die unvergesslichen Eindrücke einer Safari in Südafrika haben den Mülheimer IT-Unternehmer und Ehrensenator des Mülheimer Karnevals, Gerald Schiffmann, auch zu seinem gekauften, aber anschließend eigenhändig aufgepepptem Lieblingskostüm inspiriert. „Als Giraffe war ich dann aber so lang, dass ich Probleme dabeihatte, durch den Eingang des Festsaales zu kommen“, erinnert sich der 1,93-Meter-Mann, der nicht nur an der Ruhr, sondern auch am Rhein im Saalkarneval unterwegs ist.

Wie wir seit Gottfried Kellers gleichnamiger Novelle wissen, machen Kleider Leute. So trug der evangelische Pfarrer Michael Manz aus Styrum als Festprediger der Karnevalsmesse in Herz Jesu nicht nur seinen schwarzen Talar, sondern auch seine Narrenkappe als Ehrensenator des Mülheimer Karnevals. Kein Wunder also, dass der frohsinnige Mann der Frohen Botschaft am kommenden Sonntag, 12. Februar um 11 Uhr zu einem Karnevalsgottesdienst in die Immanuel-Kirche an der Kaiser-Wilhelm-Straße 21 einladen wird. Und im Rosenmontagszug, so verrät er der Lokalredaktion, wird er am 20. Februar ab 14 Uhr als Regenbogen-Mann mitfahren. „Denn“, so Manz: „Der Regenbogen ist eines der wichtigsten Symbole unseres Glaubens und gerade in diversen aktuellen Lebenssituationen von Bedeutung. Denn wir Menschen sind so bunt wie der Regenbogen und die Liebe Gottes ist eben ein bunter, strahlender Regenbogen!

Auch sein katholischer Amtskollege, Glaubensbruder und närrischer Gesinnungsgenosse Michael Janßen, Pfarrer in St. Mariae Geburt, Stadtdechant und Ehrensenator des Mülheimer Karnevals, ist als regelmäßiger Rosenmontagsfahrer und Mitautor des mölmschen Narrenkuriers der karnevalistischen Kostümierung nicht abgeneigt. „Seit 2015 fahre ich als Hirte verkleidet im Rosenmontagszug mit und werde das auch am kommenden Rosenmontag so tun, weil das einfach gut dazu passt, was als Seelsorger meine Lebensaufgabe und mein Herzensanliegen ist. Ich bin der Dame aus unserer Gemeinde, die mir den mit einem Schafspelz besetzten Hirtenmantel genäht hat, sehr dankbar. Denn ich greife immer wieder gerne auf das Hirten-Kostüm zurück, dass auch vielen Menschen gefällt, die mich darin beim Rosenmontagszug gesehen und wiedererkannt haben. “

Mülheims sozialdemokratischer Bundestagsabgeordneter, Sebastian Fiedler, der zuletzt auch beim Mülheimer Prinzenempfang im Saarner Autohaus Wolf gesichtet wurde, war vor seinem Einzug ins Parlament Bundesvorsitzender der deutschen Kripo-Beamten. Als politisch denkender Kriminalist ist er mit fast allen kriminellen und närrischen Lebenslagen vertraut. Auch wenn er als Politiker regelmäßig im Anzug auftritt, kann er im Karneval auch mal zum Rockstar werden. Fiedler erinnert sich gerne: „Vor vier Jahren habe Ich mich für eine Karnevalssitzung als Freddy Mercury verkleidet und ging gemeinsam mit meiner als Amy Winehouse verkleideten Frau und einigen Freunden auf die "Röschen Sitzung" der Rosa Funken in Köln. Die Sitzung ist ein Kontrapunkt der Queer-Community zum traditionellen Karneval. Die buchstäblich handgemachte Sitzung war ein riesiger Spaß. Wie es der Zufall wollte, saßen wir ausgerechnet mit Hella von Sinnen am Tisch, die vor vielen Jahren einmal das Vorgängerformat, die Rosa Sitzung, ersonnen hatte.“

Werbe-Texterin Christine Stehle, Initiatorin der mit dem Mülheimer Heimatpreis ausgezeichneten Zeitschenker, die in Pflegeheimen regelmäßig demenziell veränderte Menschen besuchen, zählt die von ihrer Mutter selbstgenähte Kostümierung als vierjähriger Gartenzwerg mit roten Herzen auf den Pausbacken „zu den schönsten Erinnerungen meiner Kindheit.“

Der Mülheimer Maler und Autor, Bernd Kirstein, war in den Karnevalszeiten seiner Kindheit vor allem als Cowboy mit Sheriff-Stern unterwegs, „weil ich damals gerne als Sheriff in den Karl-May-Filmen mitgespielt hätte, um dort für Recht und Ordnung zu sorgen!“

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