"Wir es besser? Wird es schlimmer? So fragt man alljährlich. Doch seien wir ehrlich. Leben ist immer lebensgefährlich!" Nie waren diese Zeilen Erich Kästners (1899-1974) so aktuell wie heute. Das gilt auch für die Erkenntnis seine literarischen Kollegen Joachim Ringelnatz (1883-1934): "Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt." Im Lichte dieser zeitlos wahren Lebensweisheiten grüße ich alle Närrinnen und Narren und jene, die darauf hoffen und daran glauben, dass der Corona-Virus den Bazillus Carnevalensis und damit den Spaß an der Freude nicht auf Dauer besiegen wird, mit einer in dieser Form noch nicht gehaltenen Büttenrede, frei nach dem Motto: "Ein Schelm, der Böses dabei denkt!"
Es gibt kein Zaudern und kein Harren. In dieser Session müssen kürzer treten die Narren. Auch wenn man's nicht mehr hören mag. Der Bazillus Carnevalensis ist leider nicht so stark. Der Corona-Virus, was für ein Stuss sorgt dafür, dass man in dieser Session als Narr zu Hause bleiben muss.
Deshalb, liebe Jecken, seid schlau und grüßt euch mit Maske: Uss Mölm, Helau!
Doch dem Trübsinn gehen wir nicht auf den Leim und feiern fröhlich daheim.
Und zieh ich allein an meine Narrenkappe, weiß ich doch wir überleben auch diese schreckliche Etappe, in der der Corona-Frust uns will rauben die Lebenslust. Doch der echten Narr war klar, was in der Pandemie zu tuen war. Deshalb grüßen wir euch, liebe Leute via Video heute.
Behaltet euren Humor
Unter meiner bunten Narrenkappe reiß ich deshalb auf meine Klappe und rufe euch zu: Seid kein Thor und behaltet euren Humor.
Denn nur so kann man heute das Leben wagen, ohne das einem platzt der Kragen.
Auch wenn der Rosenmontag 2021 nicht so ist wie man ihn mag. Es ist unser Jecken Naturell. Wir geben nicht auf, so schnell und feiern deshalb virtuell. Glaubt mir: Ich habe keinen Vogel unter meiner Narrenkappe, wenn ich euch sage heute, liebe Leute: Es kommt nach all dem Ernst der letzten Zeit auch mal wieder eine heitere Etappe.
Auch wenn viele auf die Politik tun schimpfen: Es hilft uns nichts, uns gegenseitig zu verunglimpfen. Dur statt Moll ist angesagt, wenn man sich vor Augen führt, wie schnell die Forschung einen Impfstoff gegen Corona hat gekürt. Trotz aller Anlaufschwierigkeiten, wollen wir uns lieber impfen statt uns gegenseitig zu beschimpfen, damit wir bald über den Coronavirus können sagen klar: Er ist nicht mehr. Er war.
Und wenn wir für wahr überstehen die gemeinsame Lebensgefahr, dann können wir uns auch wieder Seit an Seit erfreuen und müssen keine Feier bereuen.
Vorfreude ist die schönste Freude
Denkt dran, liebe Narren Scharr. Es ist wie es war. Die Vorfreude ist die schönste Freude. Das ist klar. Wenn wir in unserem mölmschen Nest erst haben überstanden die moderne Pest, dann sind wir vielleicht so weit und mal gemeinsam gescheit. Wenn wir einsehen, dass wir nur gemeinsam sind stark, dann trifft uns so schnell auch nichts ins Mark und niemand muss mehr fristen sein Leben karg. Darauf trinke schon jetzt mit euch, zur Not auch einen Kaffee Hag.
Denken wir heute, liebe Leute, an manche Mölmsche Kamelle aus der Vergangenheit, die uns will sagen: Es hilft nicht, nur zu klagen. Man muss das Leben immer wieder wagen, egal, was andere dazu sagen.
Vielleicht ist schon binnen Jahresfrist vorbei der blöde Corona-Mist. Das wünsche ich uns allen, das wir mal wieder können singen, tanzen und schunkeln in vollen Hallen und unsere frohen Lieder durch die ganze Stadt tun schallen. Dann wissen wir, was im Leben wirklich wichtig ist, dass nicht nur Ich, sondern auch DU glücklich bist.
Dann kommt wieder die Zeit, wo unter der Narrenkappe beginnt des Jahres fröhlichste Etappe.
Dann können wir mitten im Winter wieder frohlocken und sind gemeinsam von den Socken, denn wenn es dann auch draußen ist dunkel, kalt und nass, haben wir doch drinnen im Saal viel Freude und Spaß.
Dann sagen wir uns wieder ohne zu klagen: "Kreist über unserer Stadt auch der Pleitegeier: In der 5. Jahreszeit gönnen wir uns die eine oder andere Feier."
Rauf und runter, aber immer munter
Geht es auf Mülheims Straße, Loch an Loch, auch rauf und runter: Am besten ist: Wir bleiben munter.
Sicher Auch morgen bleiben uns die Sorgen. Denn auch als frohgemute Jecken können wir uns vor den mölmschen Baustellen nicht verstecken. Wenn wir in unserer schönen Stadt sehen so manche fiesen Ecken, dann tun wir uns nach guten Ideen für unsere Stadt die Finger lecken. Wir brauchen wieder Spaß am Machen, damit wir uns wieder freuen können an tollen Sachen.
Ja. Angesichts von vielen Schulden müssen wir Bürger uns nicht erst heute gedulden. Gute Straßen, gute Schulen, schönes Grün, gepflegte Plätze ohne Hetze, Bäder, in denen man noch schwimmen kann sowie Bus und Bahn, die noch ganz profan fahren nach Plan. All das brauchen wir so sehr. Doch die Stadtkasse ist leer und das Geld wird nicht mehr.
Wer soll das bezahlen?
Da stellt man sich die Frage: „Wer soll das bezahlen?“ Wir können uns unsere Stadt doch nicht malen.
Und angesichts so vieler roter Zahlen verkündet der Stadtkämmerer das Motto: „Leute spielt Lotto!“
Am besten gleich mehrfach 6 Richtige auf dem Lottoschein. Das wäre fein. Aber auch im Rathaus darf’s mal etwas mehr sein. Es ist banal. Aber die Stadt braucht auch nach der Wahl gutes Personal, damit Verwaltung und Politik werden nicht zur Qual.
Wer unsere Stadt will leiten, der darf nicht nur streiten. Er muss den Blick weiten und das am besten nach allen Seiten.
Wer nur will die Steuersätze heben, der riskiert noch manches Beben.
Wir wollen in unserer Stadt nicht nur ein blaues Wunder erleben.
Im besten Falle gilt Ludwig Erhards Gebot: Maß halten und Wohlstand für alle. Nur so kommen wir heraus aus der Not.
Doch wenn das mölmsche Pflaster für alle Bürger und Unternehmer wird zu teuer, dann sind die Folgen ungeheuer.
Denn wir wollen ja mal wieder raus aus dem alten Gemäuer der Schuldenlast. Doch das klappt nur, wenn du einen Arbeitsplatz hast. Mutter, Vater, Tochter und Sohn brauchen Arbeit und guten Lohn. Sonst ist die Rede vom gerechten Leben nur blanker Hohn.
Warten wir nicht auf Lotto-Feen
Warten wir nicht auf Lotto-Feen. Wir brauchen für unsere Stadt gute Ideen.
Da können wir nicht nur warten und schlafen, sondern müssen handeln, zum Beispiel am Flughafen. Dort ist es jetzt soweit. Investoren stehen bereit. Was sie sagen, klingt gescheit. Wer hier die Chancen nicht erkennt, hat Mülheims Zukunft verpennt.
Auch beim Klimaschutz kämen wir weiter und wären gescheiter, wenn wir hätten einen guten Plan für unsere Ruhrbahn. Auch sichere Fußgänger und Radfahrer auf allen Wegen wären für die Umwelt ein Segen. Soll das Auto öfter stehen, muss man gute Alternativen in Bus und Bahn sehen.
Doch bis jetzt ist nichts passiert. Den Kahlschlag bei Bus und Bahn, den keiner mag, hat der Regierungspräsident kassiert. Nur wenn Bus und Bahn günstiger fahren, kommen die Fahrgäste in Scharen. Sie lassen bei der Ruhrbahn gerne klingeln die Kassen! Doch Preis und Leistung müssen passen! Genug Fahrer müssen bei der Ruhrbahn öffnen und schließen die Türen, doch keine zwei Chefs müssen ihre Geschäfte führen.
Wo ist der Held?
Gut investiert wäre aber das Steuergeld für so manchen Held, der auf unseren Straßen Raser und Dreckspatzen anhält. Diese Zeitgenossen müssten dann nicht nur heben ihre Flossen! Sie müssten auch latzen, bis die Stadtkasse tät‘ platzen.
Ob mit oder ohne Helau! Ich sehe es schon ganz genau. Viele Steuergeld bleibe auch in unserer Stadt, wenn so mancher bequeme Kunde nicht Blei im Hintern hat.
Denn wer nur im Internet tut shoppen, der darf sich nicht wundern, wenn der Einzelhandel in Mülheim tut floppen.
Floppen tat in unserer Stadt, die auch eine Volkshochschule hat, die Idee: „VHS an der Bergstraße adé!“ Beim Bürgerentscheid sagten die Meisten dazu: „Nee!“ Auch wenn viele Parteien redeten mit Engelszungen, ist ihn ein Ja zur VHS an der Aktienstraße nicht gelungen. So mancher Bürger hat dem Braten nicht getraut und gemeint: „Wir werden beklaut!“ Vor 40 Jahren hat man mit Steuergeld das Haus der Bildung und Begegnung an der Bergstraße gebaut. Doch der Brandschutz hat dort das Weitermachen versaut. „Vielleicht wird uns die VHS genommen so wie das Stadtbad und die Jugendherberge an der Ruhr. Dort gibt es heute private Bewohner nur. Von öffentlicher Nutzung keine Spur.“ So dachte wohl mancher Wähler beklommen, der zum Bürgerentscheid gekommen.
Lebt heiter und gescheiter
So manches habe ich hier nun über unsere Stadt erzählt und euch damit hoffentlich nicht gequält! Da die Zeit ist fortgeschritten, so will ich euch nur um eines bitten: „Geht es auf der Lebensleiter auch rauf und runter! Bitte, bleibt munter. Wer trotz mancher Sorgen bleibt heiter, der lebt gelassener, gesünder und gescheiter. Es wäre doch gelacht, wenn uns das Leben nicht auch Freude macht!
Ob Kind, ob Mann, ob Frau: In diesem Sinne grüße ich euch schon heute mit einem Uss Mölm, Helau!“
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