Sonntag, 14. Februar 2021

Einmal Clown zu sein

 Rollenwechsel: Oder wie NRZ-Mitarbeiter Thomas Emons den Rosenmontagszug unter einer roten Perücke und mit Theaterschminke im Gesicht erlebte.

Früher, in der Schule, war ich manchmal Klassenclown. Doch damals hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich eines Tages als Clown durch die Stadtmitte spazieren würde. Dabei hätte meine Mutter, ein waschechtes kölsches Mädchen, ihren Sohn früher gerne mal im Clownskostüm gesehen: „Das sieht doch so schön aus.” Die Saarner Clowns und der Rosenmontag machten es jetzt möglich.

Was macht einen Clown zum Clown? Natürlich braucht er ein buntes Kostüm mit weiten Hosen, eine Perücke und Schminke im Gesicht. Letzterem sah ich mit besonderer Skepsis entgegen. Doch vor dem Kostümieren und Schminken bekam der Clownslehrling von der erfahrenen Clownsfrau Ramona Baßfeld erst mal den Rat: „Zieh dich warm an.” Tatsächlich waren die Wetterprognosen für den Rosenmontagszug: „Nass und kalt”, alles andere als zum Lachen.

Also schaute ich erst mal, was der Kleiderschrank daheim hergab. Wie gut, dass ich die von Mutter gestrickten Wollpullover in den milden Wintern der Vorjahre nicht ausgemustert hatte. Drei Pullover, zwei lange Unterhosen, sowie ein Paar Skisocken und ich fühlte mich, wie in einem Backofen. Da kam ich schon ins Schwitzen, ehe die Clownerie begonnen hatte. Doch bevor sich der so gegen alle Wetterkapriolen gewappnete Pressemann von Clownsfrau Monika Ulrich mit roter, weißer und ein wenig blauer Theaterschminke bunt anmalen lassen musste, durfte er sich erst mal im Kreise der rund 20 Saarner Clowns mit einem zünftigen Frühstück stärken. Karnevalsschlager aus dem Radio: „Da sind wir dabei. Das ist prima” stimmten ihn auf die kommenden Ereignisse ein. Außerdem führten Monika Ulrichs gleichnamige Mutter und Erika aus der Wieschen den Neuzugang in die Geschichte der Saarner Clowns ein, die sie mit ihren jecken Gesinnungsgenossinnen Margot Brinkmann und Anneliese Neuhoff 1975 aus der Taufe hoben. Alles begann im Saarner Friseursalon von Mutter Ulrich. Die gebürtige Kölnerin, die der Liebe wegen nach Mülheim gezogen war, wollte auch in ihrer neuen Heimat nicht auf den Spaß an der Freude verzichten. Anfangs gingen die Saarner Clowns auch schon mal als Babys oder Gartenzwerge. Für die mölmschen Kostümmuffel wurden sie zunächst nur bei der Saarner Weiberfastnacht und später auch beim Rosenmontagszug zu einem echten Hingucker. So stellte sich bald auch männliche Verstärkung, wie von selbst ein. Detlef Ulrich, Wilfried aus der Wieschen, Guido Freese, Michael Winkelströter und Hermann Gerntges bilden inzwischen die Männerfraktion im Frauenclub. Die Männer haben derweil zwei Bagagewagen gebaut, die gestern randvoll mit selbst gekauften Kuscheltieren, Trillerpfeifen, Kekspaketen, Kamelle und Miniclowns randvoll bepackt wurden. Bevor sich die Saarner Clowns und ihre Wagen gegen 14.30 Uhr am Südbad in Bewegung setzten, schunkelten sie sich erst mal mit ihrem Erkennungslied warm: „Saarn, Saarn. Du bist für uns der schönste Ort. Drum wollen wir hier niemals fort. Rosenmontag geht es dann richtig los, im Zug durch die Stadt. Das ist famos.”


aus der NRZ vom 23.02.2009

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Augen auf bei der Berufswahl

  Was soll ich werden? Bei dieser lebensentscheidenden Frage, die man sie sich vor dem Schulabschluss zwangsläufig stellen muss, bekamen etw...