Freitag, 13. November 2020

Immer wieder aufstehen

 Wenn der Vater mit der Tochter spazieren geht, dann können beide was fürs Leben lernen. Kürzlich beobachtete ich einen Vater, der mit seiner kleinen Tochter an der Ruhr spazieren ging. Doch plötzlich war die junge

Dame von ihrer Wanderlust verlassen. Sie trat unvermittelt in einen Sitzstreik und ließ ihren Herrn Papa wissen, dass ihr das Gehen „zu anstrengend“ geworden sei und sie deshalb von ihm nach Hause getragen werden wollte. Doch der Papa blieb hart und ließ sich auch vom heftigen Wehklagen seines Töchterleins nicht erweichen. Stattdessen sagte er nur: „Und du gehst trotzdem weiter!“ Das gefiel dem fußlahmen Nachwuchs gar nicht. Doch nach einigen Minuten des noch heftigeren Klagens, musste das Mädchen einsehen, dass sein Sitzstreik auf dem Leinpfad ungemütlich kühl wurde und ihr keinerlei Fortschritt einbrachte. Schließlich fügte es sich in sein unvermeidliches Schicksal, stand auf und ging weiter. Auch wenn sich der Papa in diesem Moment bei ihr nicht beliebt gemacht hatte, hatte seine Tochter doch eine wichtige Lektion fürs Leben gelernt: „Immer wieder aufstehen und sagen: „Es geht doch!“ Denn die Zeiten, in denen Prinzen und Prinzessinnen in Sänften durch die Weltgeschichte getragen, gibt es heute nur noch im Märchen. Und auch die scheinbaren einfachen Lösungen, die uns so mancher politische Wanderführer schmackhaft machen will, entpuppen sich oft als Märchen- Doch unser reales Alltagsleben gleicht heute eher einem Road-Movie, frei nach dem gleichnamigen Filmtitel: „Das Leben ist eine Baustelle“!


Dieser Text erschien am 7. November 2020 in der NRZ

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