Ich mag Fahrradfahrer, zumindest die, die in die Pedale treten, um umweltschonend voranzukommen ans Ziel zu kommen. Denn das ist ein besserer Klimaschutz als jede Fridays-for-Future-Demo. Gar nicht gerne komme ich aber den Fahrradfahrern In die Quere, die mir zu Fuß oder mit anderen Verkehrsmitteln begegnen und ganz prinzipiell in ihrem Alltagsleben nach oben buckeln und nach unten treten. Denn das sind diejenigen, die die menschliche Stagnation unserer Gesellschaft befördern und den sozialen Fortschritt ausbremsen. So wie manche Fahrradfahrer, die sich mit ihrem umweltfreundlichen Verkehrsmittel auf dem richtigen Weg wähnen, aber sich gegenüber den Fußgängern, die ihren Weg kreuzen, manchmal das Recht des stärkeren herausnehmen, dass sie zu Recht bei rücksichtslosen Autofahrern mit eingebauter Vorfahrt beklagen. Aber ich gönne all den Radfahrern, die sich redlich bemühen durchs Leben zu kommen gute und sichere Radwege, vor allem dann, wenn sie bei Ihrer Radtour den Grundsatz beherzigen: „Ich bremse auch für Fußgänger!“ Als ich jetzt ich den Bus auf der Mendener Straße am Kahlenberg vorbeikam, entdeckte ich Mülheims neuesten neuesten Fahrradweg. Der war recht sparsam mit einigen Farbmarkierungen und rot-weißen Warnbalken von der ohnehin engen Fahrbahn unterhalb des Kahlenbergs abgetrennt. Ich konnte aus der 1. Reihe beobachten, wie riskant und zum Teil lebensgefährlich dieser gut gemeinte, aber schlecht gemachte Radweg für alle Verkehrsteilnehmer, ganz besonders aber für die Radfahrer, ist. Sie sind wie die Fußgänger ohne Knautschzone unterwegs. Während sich der fließende Auto- und Busverkehr unterhalb des Kahlenbergs jetzt immer wieder staut und damit den CO-2-Austoß erhöht, müssen die Fahrradfahrer wie die Hasen Haken schlagen um auf den beiden viel zu engen Randfahrstreifen unbeschadet im Sattel zu bleiben und ans Ziel zu kommen. Das ist ein klassischer Fall von gut gemeinter, aber schlecht gemachter Symbolpolitik. Das Prinzip: „Wasch mich, aber mach mir den Pelz nicht nass.“ Führt immer auf den Holzweg oder in die Sackgasse. Wenn wir schon aus gutem Grund eine ökologische Verkehrswende anstreben , sollten wir von unseren niederländischen Nachbarn und ihren Fahrradstraßen und autofreien Innenstädten lernen wie man umweltfreundliche Mobilität erleben und erfahren kann, ohne unter die Räder zu kommen.
Dieser Text erschien in der NRZ vom 2. November 2020
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