Dienstag, 21. Juli 2020

Tierische Lebensretter


Hausnotruf und Rettungsdienst. Damit verbinden viele Mülheimer das Deutsche Rote Kreuz. Doch das der Kreisverband seit 2014 auch eine Rettungshundestaffel in seinen Reihen hat, wissen nur wenige. „Wir haben mit einem Rettungshund und einem Hundeführer begonnen. Inzwischen haben wir sieben Teams im Einsatz und neun weitere Teams in der Ausbildung. Damit gehören wir schon zu den größeren Rettungshundestaffeln im DRK-Landesverband Nordrhein“, schildert Staffelleiter Danny Prinz die Entwicklung.

Wie seine Kolleginnen und Kollegen investiert der 30-jährige Mitarbeiter einer Werksfeuerwehr, der auch schon in der Flüchtlingsbetreuung des Deutschen Roten Kreuzes aktiv war, mehrere 100 Stunden in sein Ehrenamt. „Wir fühlen uns beim Deutschen Roten Kreuz wie in einer großen Familie gut aufgehoben. Wir arbeiten gerne mit Tieren. Wir wollen aber auch Menschen helfen und eine hoch sinnvolle Arbeit leisten, die Menschenleben rettet“, beschreibt Prinz die Motivation, die das Team der Rettungshundestaffel antreibt und verbindet.

Doch nicht immer können die Zwei- und Vierbeiner, die in ihrer Ausbildung dafür trainiert werden, vermisste Menschen zu finden und zu bergen, Menschenleben retten. „Anfang Februar hatten wir einen sechseinhalbstündigen Einsatz in Viersen, an dessen Ende die vermisste alte und demenziell veränderte Frau leider nur noch tot aufgefunden werden konnte“, erinnert sich Danny Prinz.

Doch etliche der insgesamt rund 20 Sucheinsätze, an denen die Rettungshundestaffel des Mülheimer Kreisverbandes beteiligt war, endeten mit einem Happyend, indem vermisste und verirrte Kinder und Senioren lebend gefunden und so in ihr privates Umfeld zurückgeführt werden konnten. Dabei ist der Einsatz der Rettungshundestaffel auch im übertragenen Sinne des Wortes Teamarbeit. Denn im Notfall alarmiert die dafür zuständige Einsatzleitstelle des Landesverbandes Nordrhein in Düsseldorf, via SMS-Mitteilung, nicht nur eine, sondern alle neun Rettungshundestaffeln in ihrem Verantwortungsbereich, der von Düsseldorf bis zur niederländischen Grenze reicht. 

Dieser Generalalarm macht bei großen Einsatzlagen Sinn, weil nicht alle Mitglieder der Rettungshundestaffeln immer die Zeit haben, um sich an einer akuten Suchaktion zu beteiligen. „In Viersen waren insgesamt 113 Rot-Kreuz-Kräfte und acht der neun Rettungshundestaffeln aus Nordrhein im Einsatz“, berichtet Prinz. Dann ist zunächst der Staffelleiter gefordert, der im Falle von Danny Prinz als Abschnittsleiter im Landesverband Nordrhein nicht nur für die Mülheimer Rettungshundestaffel, sondern auch für deren Schwesterstaffeln in Essen, Viersen, Krefeld und beim Deutschen Roten Kreuz Niederrhein zuständig ist. „Mich begeistert die Aufgabe, Einsätze zu planen und zu organisieren und dabei auf ganz unterschiedliche Menschen eingehen und gleichzeitig immer auch das große Ganze im Blick zu behalten“, beschreibt Prinz seine anspruchs- und verantwortungsvolle Arbeit an der Schnittstelle zwischen der anfordernden Polizei und den beteiligten Rettungshundestaffeln des Deutschen Roten Kreuzes. Unterstützt und begleitet wird er dabei vom Kreisbereitschaftsleiter Martin Meier, der im Einsatz vor allem dann gefragt ist, wenn vom Kreisverband, Einsatzkräfte, technisches Material und Verpflegung für die am Einsatz Beteiligten angefordert werden müssen.

Das Fachwissen, das Prinz und seine Mitstreiter für ihren ehrenamtlichen Einsatz im Dienst des Deutschen Roten Kreuzes brauchen, haben sie sich in mehreren 100 Unterrichtsstunden vor allem bei Wochenendlehrgängen des DRK-Landesverbandes angeeignet. „Das funktioniert nur, wenn der Arbeitgeber das ehrenamtliche Engagement mitträgt und mich oder meine Kolleginnen und Kollegen für Ausbildungs- und Einsatzzeiten freistellt“, weiß Danny Prinz.

Allein die Ausbildung der Rettungshundeführer dauert, je nach Voraussetzung und Lernfortschritt zwischen eineinhalb und drei Jahren. „Bei der Ausbildung nutzt man den Fress- und Spieltrieb der Hunde, um ihnen beizubringen, dass sie bellen müssen, um ihren Hundeführer auf die im Gelände aufgefundene Person aufmerksam zu machen oder den Hundeführer, etwa durch das Anstupsen mit der Schnauze, zur gefundenen Person zu führen“, erklärt Staffelleiter Prinz.

Und nach der Ausbildung kommt, immer wieder sonntags und jeweils am  ersten Dienstag des Monats das mehrstündige Training im Gelände. Denn nur so kann das Erlernte für den Ernstfall präsent bleiben. Genau im Blick haben müssen die Hundeführer der Rettungsstaffel natürlich auch die Gesundheit ihrer vierbeinigen Kollegen. „Auch Hunde können alters- und krankheitsbedingt, etwa durch Rückenschäden oder Gelenkverschleiß dienstunfähig werden“, weiß Danny Prinz.
Zur professionellen Aufstellung der Rettungshundestaffel gehört nicht nur eine eigene Hundeausbilderin in Person von Veronique Müller, sondern auch die Tatsache, dass der Kreisverband auch GPS-Geräte, Scheinwerfer zum Ausleuchten des Geländes und ein Einsatzfahrzeug angeschafft hat, mit dem jeweils acht Zwei- und Vierbeiner gemeinsam auf Dienstreise gehen können, um im besten Fall Menschenleben zu retten.


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