Donnerstag, 9. April 2020

Ulrich Schreyer geht in die Verlängerung

Eigentlich wollte der durch ein Augenleiden gehandicapte Ulrich Schreyer als Geschäftsführer des Diakoniewerks Arbeit und Kultur Ende April in den Ruhestand gehen. Doch nachdem sich das Diakoniewerk aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen nach nur drei Monaten von seiner Nachfolgerin Nadine Soth getrennt hat, übernimmt Schreyer jetzt wieder Verantwortung in der ersten Reihe.
„Ich hatte zuletzt im Background gearbeitet und bin über die jetzige Situation nicht beglückt. Aber sie ist wie sie ist. Und deshalb habe ich mich nach eingehender Beratung mit meinen Ärzten dazu entschlossen, der intensiven Bitte des Aufsichtsrats zu folgen und bis Ende des Jahres erneut die Geschäftsführung zu übernehmen.“, erklärt Schreyer.
Das Diakoniewerk an der Georgstraße, das insgesamt 280 Mitarbeiter beschäftigt, davon 35 im Festangestellten-Verhältnis, wurde wie andere Unternehmen von der Corona-Krise, hart getroffen. „Alle Geschäfte und Werkstätten sind zu“, schildert Schreyer die aktuelle Lage. Für einige der 35 festangestellten Mitarbeiter hat er inzwischen Kurzarbeitergeld beantragt. Wohnungsauflösungen, Möbelmontage und Renovierungsservice finden derzeit ebenso wenig statt wie der Verkauf von upgecycelten Möbeln, Büchern Hausrat und Secondhand-Kleidung.

Massive Verluste

Die monatlichen Verluste beziffert Schreyer auf 120.000 Euro. „Noch sind wir liquide, weil wir in den letzten Jahren gut gewirtschaftet haben. Aber lange können wir diese Situation nicht durchhalten“, sagt Schreyer. Besonders schmerzt ihn die Situation der Mitarbeiter, die mithilfe der vom Diakoniewerk organisierten und mit Steuergeldern geförderten Beschäftigungsprojekte des sozialen Arbeitsmarktes aus der Langzeitarbeitslosigkeit herausgekommen sind. „In Zeiten, in denen der Staat riesige Rettungsschirme für Unternehmen aufspannt, finde ich schade, dass man diesen Menschen ihren Mehraufwand von 1,50 Euro pro Arbeitsstunde streicht und sie auf den Arbeitslosengeld-II-Regelsatz zurückfallen lässt“, betont der neue und alte Geschäftsführer des Diakoniewerks. „Wann können wir wiederkommen?“ fragen ihn diese Mitarbeiter. Doch Schreyer muss ihnen die Antwort schuldig bleiben, ebenso wie die nach den langfristigen Perspektiven der in den 1980er Jahren gegründeten gemeinnützigen GmbH. „Wir müssen jetzt sehen, wie wir durch die Krise durchkommen und welche Prüfungen uns noch bevorstehen. Klar ist für mich nur, dass es nach dieser Krise eher weniger als mehr Arbeitslose geben wird und das das Diakoniewerk deshalb auch in Zukunft gebraucht wird“, skizziert Schreyer seine Handlungsperspektive und die seiner Nachfolger.
Derzeit hält Schreyer mit zwei Mitarbeiterinnen in der Verwaltung an der Georgstraße die Stellung. Er kümmert sich um Buchungen, beantwortet telefonische Anfragen und managt darüber hinaus das zum Diakoniewerk gehörende stationäre Hospiz an der Friedrichstraße. „Hier geht es vor allem darum wie man die Gäste und Mitarbeiter im Hospiz vor den Folgen der Corona-Pandemie schützen kann“, erklärt Schreyer. Zwei hauswirtschaftliche Mitarbeiterinnen des Diakoniewerkes kochen weiterhin für das Hospiz. Zwei Fahrer entleeren täglich die Altkleider-Container des Diakoniewerkes. Und drei weitere Mitarbeiter nehmen täglich von 9 bis 12 Uhr an der Georgstraße kleine Sachspenden wie Hausrat und Kleidung entgegen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wo die Kumpel zuhause waren

  Der Mülheimer Bergbau ist Geschichte. 1966 machte mit Rosen Blumen gelle die letzte Zeche dicht Punkt Mülheim war damals die erste Bergbau...