Wer bin ich? Das ist eine wahrhaft philosophische Frage, mit der man manchmal
unverhofft konfrontiert wird, etwa, wenn man mit Bus und Bahn unterwegs ist und
plötzlich von der Seite angesprochen wird: „Ihre Fahrkarte, bitte?“
Kein
Problem! Ich habe ja mein Monatsticket dabei. Darauf steht mein Name und meine
Kundennummer. Das müsste doch reichen. Von wegen. Wir sind in Mülheim. Hier muss
alles seine Ordnung haben. Schließlich könnte ja jeder mit meinem Namen und mit
meinem Monatsticket daherkommen. „Können Sie sich ausweisen?“ Nein, kann ich
nicht. Mein Personalausweis liegt zu Hause. Da liegt er gut. Der gewissenhafte
MVG-Mitarbeiter bringt mich zum Grübeln. Ich dachte, ich sei einmalig und mein
Name stünde für sich. Statt dessen muss ich erkennen, dass ich nur dann
zweifelsfrei ich selbst bin, wenn ich mich ausweisen kann. Das muss ich jetzt
mit einem Gang zum nächsten Kundencenter der MVG (unter Vorlage eines
„Denkzettels“) nachholen. So bringt die MVG auch meine grauen Zellen in
Bewegung. „Ich denke, also bin ich“, sagte einst der Philosoph Rene Decartes.
Denkste! Aber der Mann lebte ja auch im 17. Jahrhundert.
Dieser Text erschien am 19. Mai 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung
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