Als Mülheimer, der mitten in der Stadt wohnt, ist man an Geräuschkulissen gewöhnt: Lieferwagen ohne Ende. Schreiende Kinder. Schreiende Erwachsene. Betrunkene, die den Weg nach Hause nicht finden oder ein plätschernder Brunnen vor der Haustür, der sich aufs erste Ohr wie ein Regenfall anhört.
Auch Vogelgezwitscher hat mich schon aus meinem Schlaf bei haloffenem Fenster geweckt. Doch Musik kannte ich bisher nur aus dem Radio oder als Straßenmusik zur Mittagszeit. Doch am Wochenende hatte ich ein musikalisches Erweckungserlebnis der besonderen Art. Am Samstag holten mich Klavier- und am Sonntag sogar Posaunenklänge aus dem Schlaf.
Hatte ich etwa am Abend vergessen, das Radio auszustellen oder sollte ich über Nacht bereits in den Himmel gekommen sein?
Bei genauerem Hinhören und Hinschauen erwies sich die Lösung als profan, aber schön. Denn am Samstag begleitete ein Pianist den Blumenmarkt auf der Schloßstraße. Und am Sonntag erweckte mich der Posaunenchor einer christlichen Gemeinde.
Wer hätte gedacht, dass die Schloßstraße ein solch himmlisches Pflaster sein kann, wenn Menschen die richtigen Töne jenseits der Missklänge finden. An diesem Tag hielt ich es mit einer Musikfreundin: „Musik ist, wie Frühstück. Niemand sollte ohne aus dem Haus gehen.“
Dieser Text erschien am 11. April 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
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