Samstag, 18. Juli 2015

Die polnischen Früchte Kolpings: Eine gute Idee kennt keine Grenzen - Eindrücke vom deutsch-polnischen Abend im Pfarrsaal von St. Barbara

Der Chor der ponischen Gemeinde aus St. Joseph Bochum

Völkerverständigung geht durch den Magen und Musik verbindet. Man schmeckt und hört es beim Deutsch-Polnischen Abend, zu dem der Deutsch-Polnische Arbeitskreis des Kolping-Werkes im Bistum Essen an diesem Abend in den Pfarrsaal von St. Barbara eingeladen hat. 40, vor allem deutsche aber auch einige polnische Gäste haben den Weg zum Dümptener Schildberg gefunden.

Alle Gäste kommen auf ihre Kosten. Sprachgrenzen spielen keine Rolle. Die Rote-Beete Suppe, die gefüllten Teigtaschen, die Fleischklößchen in Dill-Soße und die kleinen Apfelküchlein in Vanillesoße schmecken allen. Die aus dem Süden Polens stammende Katharina Majewski, die sonst im benachbarten Haus Dümpten Gäste bewirtet, hat für die köstlichen Grüße aus der polnischen Küche gesorgt.

Auch als die jungen Damen vom Chor der polnischen Gemeinde von St. Joseph in Bochum keine frommen Lieder, sondern fröhliche polnische Schlage über Liebe, Freiheit, Sehnsucht und Zukunft singen, springt der Funke über. Obwohl viele Zuhörer den polnischen Text nicht verstehen, kommt der Rhythmus und die Botschaft der Lieder an. Das Publikum klatscht begeistert mit und versucht sich mit einem Liedzettel in Lautschrift sogar im Mitsingen. „Die wichtigsten Tage sind die, die wir noch nicht kennen. Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, aber die Zukunft liegt in unseren Händen“, heißt es da zum Beispiel. Mein Gott! So philosophisch können Schlager sein.

„Es ist toll, den Schwung und die Begeisterung der polnischen Kolpinggeschwister zu sehen, die wir bei uns manchmal vermissen“, sind sich viele Zuschauer im Saal einig, nach dem sie einen halbstündigen Film über das Kolpingwerk in Polen gesehen haben. „Die polnischen Kolpingfamilien sind noch jung. Die ersten von ihnen wurden vor 20 Jahren gegründet. Das Kolpingwerk in Deutschland ist schon über 150 Jahre alt. Da ist es mit dem jugendlichen Schwung nicht immer so leicht“, räumt die Diözesanvorsitzende des Kolpingwerkes, Klaudia Rudersdorf ein.

Doch die in 98 Kolpingfamilien organisierten 8500 Kolpinggeschwister des Bistums Essen dürfen sich auf ihre Fahnen schreiben, dass sie mit ihren Deutsch-Polnischen Arbeitskreis in den vergangenen 20 Jahren dafür gesorgt haben, dass es in Polen inzwischen 1050 Kolpinggeschwister gibt, die sich in 38 Kolpingfamilien vor allem sozial engagieren, zum Beispiel mit einer Arbeitslosenberatung oder eine Betreuung von Kindern, deren Eltern als Saisonarbeiter nach Deutschland gehen. Auch Sport- und Kulturveranstaltungen stehen auf ihrem Programm. Den seligen Gesellenvater Adolph Kolping würde es sicher freuen, dass sein Werk jetzt auch in Polen Früchte trägt und seine Ideen auch dort weiter wirken.

„Die polnischen Katholiken konzentrieren sich sehr stark auf den Gottesdienstbesuch und ihre Pfarrgemeinde. Anders, als bei uns in Deutschland unterstützt die Kirche keine Verbandsarbeit“, weiß die Vorsitzende des Deutsch-Polnischen Arbeitskreises, Eva Laarmann zu berichten. Sie sieht sich und ihre fünf Kolleginnen und Kollegen in der Steuerungsgruppe des Arbeitskreises vor allem als „Partnerschaftsbeauftragte“, die zum Beispiel das Kennenlernen und das gegenseitige Geben und Nehmen zwischen den polnischen und den Katholiken an der Ruhr fördern wollen. „Wenn jemand den Aufbau eines Kolpingwerkes in Polen unterstützen kann, dann sind es wohl die Katholiken des Ruhrbistums, von denen viele selbst polnische Wurzeln haben“, unterstreicht die Diözesanvorsitzende des Kolpingwerkes.

Bestand die Kolping-Partnerschaft zwischen Polen und dem Ruhrbistum über viele Jahre aus den Beziehungen zwischen einzelnen Kolpingfamilien, so hat sich die Zusammenarbeit inzwischen auf eine breitere und zentralisiertere Ebene verlagert. Jetzt trifft man sich in der Regel mit etwa 40 deutschen und polnischen Teilnehmern zu Workshops und gemeinsamen Veranstaltungen, in denen es zum Beispiel um eine neue Imagekampagne für das Kolpingwerk, professionelle Mitgliederbetreuung, die Unterstützung des Fairen Handels oder auch, wie jetzt bei Deutsch-Polnischen Abend in St. Barbara, um das persönliche Kennenlernen und den kulturellen Austausch geht. (Thomas Emons)

Wer sich für die Arbeit des Deutsch-Polnischen Arbeitskreises im Diözesanverband des Kolpingwerkes Essen interessiert, kann sich an Klaudia Rudersdorf (k.rudersdorf@kolping-dv-essen.de) oder an Eva Laarmann (eva-muss@gelsennet.de) wenden.

Dieser Text erschien am 4. Juli 2015 im Neuen Ruhrwort

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