Samstag, 18. Januar 2014

Eine spirituelle, kulturelle und soziale Tankstelle: Was Mülheimer an ihrem Kloster in Saarn haben: Eine Umfrage zum Jubiläumsjahr

Wenn Mülheimer ins Kloster gehen, müssen sie nicht dem weltlichen Leben entsagen. Wo früher Zisterzienserinnen arbeiteten und beteten, begegnen sich heute Bürger im Café, in der Bücherei, im Kräutergarten oder in der Klosterkirche. Im ehemalige Kloster finden heute Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, Feste, Versammlungen, Theateraufführungen und natürlich auch Gottesdienste statt.

Im Vorfeld des 800. Klostergeburtstages, der umfangreich gefeiert wird fragte ich für die NRZ „Klosterfreunde“ danach, was das Kloster Saarn ihnen bedeutet?

Für mich ist das Kloster in erster Linie ein wunderbarer Veranstaltungsort, an dem man auf hochkooperative Menschen trifft“, sagt die Buchhändlerin Brigitta Lange, die das Kloster mit ihrer Kollegin Ursula Hilberath gerne für Lesungen nutzt. „Doch das Kloster ist noch mehr als ein Veranstaltungsort“, ergänzt sie. „Für mich ist es eine friedliche Oase und ein altes Gebäude mit einer unglaublichen Atmosphäre.“

„Für mich ist es vor allem ein schöner Arbeitsplatz, an dem man auf Schritt und Tritt merkt, dass hier viel Geschichte drin steckt“, formuliert die Leiterin der Bürgerbegegnungsstätte, Sabine Klischat . „Man spürt hier eine friedliche Atmosphäre und ein positives Miteinander von Stadt, Gemeinde, Bürgern und Bewohnern, das vieles möglich macht.“

„Hier kann man im hektischen Alltag zur Ruhe kommen und den Blick auf das Wesentliche im Leben richten“, sagt Wolfgang Geibert , der bis 1967 mit seiner Familie im Kloster Saarn gewohnt hat und 1983 zu den Gründern des Vereins der Freunde und Förderer von Kloster Saarn gehörte. „Seit ich Menschen ehrenamtlich durch das Klostermuseum führe, habe ich eine große Liebe zur Geschichte entwickelt und begriffen, dass vieles, was wir heute materiell für wichtig halten, gar nicht so wichtig ist“, unterstreicht Geibert.

„Für mich ist Kloster Saarn ein Juwel, dessen Wert nicht hoch genug eingeschätzt werden kann“, ist der städtische Kulturbetriebsleiter Dirk Schneider überzeugt. „Denn dieser Ort, an dem sich spirituelle Kultur, Bürgerkultur und Hochkultur auf wunderbare Weise verbinden, hat eine Ausstrahlung, die weit über Saarn hinausreicht“, erklärt er seine Vorliebe für das Kloster.

„Auf der professionellen Ebene habe ich mit dem Veranstaltungsort Kloster Saarn nichts zu tun, aber als Mensch berührt mich dieser besondere Ort, den ich als spannend und bereichernd erlebe. Hier hin kann ich mich zurückziehen und ganz mit mir selbst sein“, sagt die Geschäftsführerin der Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft (MST), Inge Kammerichs.

„Kloster Saarn ist für mich ein lebendiger Ort der Begegnung, der Kommunikation und der Glaubensvermittlung“, unterstreicht der stellvertretende Vorsitzende der Saarner Klosterfreunde, Hans-Theo Horn, der gerade eine Stiftung zugunsten von Kloster Saarn aus der Taufe gehoben hat. „Kloster Saarn“, so glaubt Horn „hat in der Bevölkerung über alle Schichten und Gruppen hinweg eine hohe Akzeptanz, weil das Kloster kein künstliches, sondern ein gewachsenes Gebäude ist, in dem man pulsierendes Leben, aber auch stille Einkehr und das Zu-sich-selbst-Finden erfahren kann.“

„Kloster Saarn sollten wir auch weiter pflegen und hegen, weil an diesem Ort unsere Geschichte gegenwärtig wird, und wir hier gut ablesen können, was es früher gab und heute nicht mehr gibt und warum sich was im Laufe der Zeit verändert hat. Nur so können wir die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“, sagt Bezirksbürgermeister Gerhard Allzeit .

„Gerade in unserer turbulenten Zeit spürt man, wenn man in den Klosterhof eintritt und für ein paar Minuten ganz still in der Kirche sitzt, dass das Kloster eine spirituelle Kulturtankstelle ist“, findet der Gemeinderatsvorsitzende von St. Mariä Himmelfahrt, Manuel Gatz .

„Ob im Kräutergarten, in der Bücherei oder bei Konzerten und Gottesdiensten in der Kirche, das Kloster atmet immer noch den Geist seiner früheren Nutzung“, glaubt Stadtdechant Michael Janßen und sieht hier einen Ort, „an dem Menschen zur Ruhe und zu sich selbst kommen können, um nachzudenken und auch nach Gott zu suchen.“

„Für mich ist das Kloster meine geistliche und soziale Heimat“, sagt der ehemalige Klosterbewohner Hermann-Josef Hüßelbeck . „Die Atmosphäre des Klosters strahlt positiv aus. Hier lebt auch heute Jung und Alt zusammen. Man spricht noch miteinander und hilft sich im Alltag.“

„Ich bin kein Kirchenmensch, sondern ein Kulturmensch, aber auch für mich ist Kloster Saarn ein besinnlicher Ort, ein kleines Kunststück und eine Kultstätte, an der Geschichte lebendig wird“, unterstreicht der am Klostermarkt ansässige Künstler Peter Torsten Schulz. „Ich spüre dort eine ehrwürdige und zugleich wohltuende Atmosphäre, die mir nicht nur bei Orgelkonzerten und Gottesdiensten zeigt, dass es schlimm wäre, das Kloster nur als Veranstaltungsort zu sehen“, sagt der langjährige Gemeinderatsvorsitzende von St. Mariä Himmelfahrt, Rolf Hohage .

„Dieser Ort schafft an der stark befahrenen Kölner Straße eine Oase, in der man Natur, Ruhe und Geborgenheit finden kann, sagt die Umweltpädagogin Stefanie Horn, die im Kräutergarten Führungen und Workshops anbietet. Für den Pfarrer von St. Mariä Himmelfahrt, Pater Josef Prinz , ist das Kloster: „mein Zuhause und ein liturgischer Ort, dessen Atmosphäre hilft, ruhig und gelassen zu bleiben.“

Und die Vorsitzende der Werbegemeinschaft, Birte Jess, ist überzeugt: „Das Kloster ist mit seinem sensationellen historischen Gebäudeensemble mehr als ein Veranstaltungsort. Es ist Ausflugsziel, Erlebniswelt, lebendiger Kommunikations- und Begegnungsort und nicht zuletzt auch Ruhezone in einer schnelllebigen Zeit.“

Dieser Text erschien am 14. Januar 2014 in der Neuen Ruhr Zeitung

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