Wie
geht es mit dem Euro weiter und wie sicher ist unser Geld? Das
wollten am Montag 190 Sparkassenkunden in der Hauptgeschäftsstelle
am Berliner Platz vom Chefvolkswirt der zur Sparkassengruppe
gehörenden Deka-Bank erfahren. Holger Bahr beantwortete die
wichtigste Frage des Abends gleich zum Auftakt seines faktenreichen
und kurzweiligen Vortrages: "Wenn Sie mich fragen, ob es den
Euro in zehn Jahren noch geben wird, dann sage ich Ja", lautete
seine vorweggenommene Quintessenz.
Seit
einem Jahr steht für Bahr fest, dass die Regierungen der 17
Euro-Staaten, die Europäische Zentralbank, aber auch der
Internationale Währungsfond langfristig mit dem Euro rechnen und der
Aufspaltung in einen Nord- und einen Süd-Euro eine Absage erteilt
haben. Die Euro-Zone sieht der Volkswirt jetzt auf
Konsolidierungskurs. "Das wird ein langer Weg und das wird nicht
immer schön, aber das ist alternativlos", betont der
Deka-Banker.
Bahr
glaubt, dass die finanzielle Solidarität, die Deutschland und andere
wirtschaftlich stabile Nord-Länder mit den wirtschaftlich schwachen
Südländern üben in ihrem eigenen Interesse ist, da ein starkes
wirtschaftliches Nord-Süd-Gefälle in der Währungsunion auf Dauer
nicht tragbar wäre. Im Gegenzug müssten die Südländer aber die
Anpassungsleistung bewältigen, die Deutschland bereits mit der
Agenda 2010 erbracht habe, um ihre Wirtschaft wieder auf
Wachstumskurs zu bringen. Erste positive Anzeichen dafür sieht er,
trotz hoher Arbeitslosigkeit, in Spanien. "Hier hat man die
Lohnstückkosten gesenkt", so Bahr, "und inzwischen wachsen
die Exporte wieder langsam an."
Das
Geld der Sparer und Anleger sieht der Deka-Volkswirt derzeit nicht
von der Inflation, die aktuell bei 1,7 Prozent liege, bedroht. Das
eigentliche Risiko sieht er darin, dass Sparer und Anleger in der
auch mittelfristig anhaltenden Niedrigzinsphase mit ihren sicheren,
aber gering verzinsten Bundesanleihen, Sparbüchern oder
Tagegeldkonten, die "durchschnittliche Inflationsrate von zwei
Prozent nicht schlagen können" und deshalb einen schleichenden
Vermögensverlust erleiden. Deshalb rät er ihnen, abhängig von
ihrer persönlichen Risikobereitschaft, auch auf Aktien und auf
Anleihen wirtschaftlich aufstrebender Schwellenländer (wie Indien,
China oder Brasilien) zu setzen, die derzeit drei Viertel des
weltwirtschaftlichen Wachstums trügen.
Die Länder der Euro-Zone, denen
Bahr, derzeit nur ein Wirtschaftswachstum von maximal 1,5 Prozent
zutraut, werden nach seiner Ansicht auf Dauer nur wettbewerbsfähig
bleiben, "wenn wir auf technischen Fortschritt setzen und uns
die Wachstumsphantasie für Produkte bewahren, die wir jetzt noch
nicht kennen, die uns aber in Zukunft begeistern und wirtschaftlich
voranbringen können."
Dieser Text erschien im September 2013 in der Mitarbeiterzeitschrift der Mülheimer Sparkasse
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