Beide Stiftungen werden von der Stadt treuhänderisch verwaltet und in einem Sonderhaushalt geführt. Nach Angaben der Stadtkanzlei besteht ihr Stiftungskapital zu mehr als 90 Prozent aus RWE-Aktien. Die Leonhard-Stinnes-Stiftung hatte erst im vergangenen Jahr 200.000 zusätzliche RWE-Aktien erworben. Folglich wird die RWE-Dividende für die Leonhard-Stinnes-Stiftung 2014 von 8,6 auf 4,3 Millionen Euro und die RWE-Dividende der August- und Josef-Thyssen-Stiftung von 600.000 auf 300.000 Euro sinken.
Die Leonhard-Stinnes-Stiftung fördert zum Beispiel die Augenklinik, die Konzeption und Umsetzung des Jugendsportparks, die Camera Obscura, die Stadtbücherei, die Bürgerbegegnungsstätten, das Tiergehege im Witthausbusch oder das Projekt Jedem Kind ein Instrument (Jeki). Die August- und Josef-Thyssen-Stiftung fördert Projekte aus den Bereichen Spiel, Sport und Jugend. Dazu gehören zum Beispiel Kindergärten, Schwimm- und Hauswirtschaftsunterricht. In der Vergangenheit wurden hier zum Beispiel Personal- und Ausstattungskosten übernommen, wenn es etwa um den Einsatz eines Schwimmmeisters als Lehrkraft oder die Einrichtung einer Schulküche ging.
Zum Vergleich: 2008 konnten beide Stiftungen noch eine Dividende von 4,50 pro RWE-Aktie verbuchen. Die Dividende lag aber in den Jahren davor auch schon mal nur bei 1,75 Euro oder 3,50 Euro. Allerdings weist der Leiter der Stadtkanzlei, Frank Mendack darauf hin, dass die RWE-Aktiendividende nach der Halbierung 2014 immer noch einer Verzinsung des Stiftungskapitals von etwa vier Prozent entsprechen wird, während der Zins für Festgeldanlagen derzeit bei durchschnittlich 0,5 Prozent liegt.
Stadtkanzleichef Mendack betont, dass die Finanzierung der laufenden Förderprojekte unter einer möglichen Halbierung der RWE-Dividende nicht leiden wird. Deren Folgen betreffen lediglich neue Förderanträge. Laut Mendack gehen bei der Leonhard-Stinnes-Stiftung jährlich rund 100 Förderanträge ein, bei der August- und Josef-Thyssen-Stiftung ist es dagegen nur eine Hand voll.
Wie man genau auf eine Halbierung der RWE-Dividende reagieren wird, müssen der im Dezember tagende Beirat der Leonhard-Stinnes-Stiftung und im Fall der August- und Josef-Thyssen-Stiftung die qua Amt von den Stiftern als Verwalterin eingesetzte Oberbürgermeisterin entscheiden. Im Kern geht es um die Frage, ob man angesichts sinkender Einnahmen weniger Anträge bewilligt oder Projekte, wo möglich, nur noch anteilig fördert. Diese Richtungsentscheidungen erwartet der Leiter der Stadtkanzlei allerdings erst im Laufe des kommenden Jahres, da für 2013 noch die Zwei-Euro-Dividende pro Aktie ausgeschüttet werde. Außerdem ist Mendack zuversichtlich , dass die RWE-Gewinne sich mittelfristig erholen.
Noch aber ist das letzte Wort in Sachen Dividende ohnehin nicht gesprochen. Meist finanzschwache Kommunen des Ruhrgebiets wie Mülheim oder Essen sind am RWE zu knapp unter 25 Prozent beteiligt. Diese Anteilseigner werden bei der Hauptversammlung Druck machen - allerdings mit begrenztem Schaum. Eine zu hohe Dividende könnte leicht in weiteren Kostensenkungen enden, sprich: Stellenabbau.
Dieser Text erschien am 2. Oktober 2013 in der Neuen Ruhr Zeitung
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