Das Ruhrgebiet verbindet man nicht mit Landwirtschaft. Doch der erste Eindruck täuscht. 22 Prozent der Mülheimer Stadtfläche werden landwirtschaftlich genutzt. 60 landwirtschaftliche Betriebe beackern in unserer Stadt insgesamt 2044 Hektar. Und der Deutsche Bauernverband hat in den Ruhrstädten Mülheim, Essen, Oberhausen und Duisburg 220 Mitglieder. Allein in Mülheim schafft die Landwirtschaft derzeit 130 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.
Zehn Landwirte fuhren jetzt mit fünf Traktoren durch die Innenstadt. Sie steuerten das Rathaus und die örtlichen Parteizentralen an, um gegen die Sparpläne der Bundesregierung zu protestieren und ein Positionspapier der Rheinischen Landwirtschaftsvereinigung zu übergeben. Das beziffert die seit dem Sommer 2023 beschlossenen Agrarkürzungen des Bundes auf 900 Millionen Euro.
Die Mülheimer Landwirte Andreas Bolten und Martin Siekerkotte machten als Kreisvorsitzender und Ortslandwirt deutlich, dass es ihren Kollegen und ihnen nicht nur um die Streichung der Mineralölrückerstattung für Agrardiesel geht,
Zu viele Auflagen, zu viel Bürokratie und zu wenig Planungssicherheit machen ihnen ihr Leben schwer. Die schrittweise Streichung der 21,5 Cent, die Landwirte für jeden verbrauchten Liter Agrardiesel vom Fiskus zurücküberwiesen bekommen, sehen Bolten, Siekerkotte und Kollegen nur "als den Tropfen, der das Fass hat überlaufen lassen.
Bolten vergleicht die Agrardieselrückerstattung für landwirtschaftliche Nutzflächen mit "der Kilometerpauschale, die jeder Arbeitnehmer in seiner Steuererklärung geltend macht." Er weist darauf hin, dass die landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge 90 Prozent ihrer Fahrten auf dem Hof zurücklegen. Er stellt fest, "das die strengen Pflanzenschutzbestimmungen zu mehr Überfahrten auf den Feldern führen. Auch die dem Naturschutz geschuldete gesetzliche Verpflichtung, 4,4 Prozent ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche stillzulegen, macht den Landwirten einen Strich durch ihre Rechnung.
Auf einen Schild, dass sie auf einer Traktorschippe montiert haben stehen "Regionalität" und "familiäre Landwirtschaft" als ihr Kernanliegen. "Wir sind bereit unseren finanziellen Beitrag zu leisten, um die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie, der Energiewende und des Ukrainekrieges zu bewältigen. Aber es kann nicht sein, dass 1,5 Prozent der Bevölkerung 10 Prozent der Haushaltseinsparungen tragen müssen", sagt Landwirt Andreas Bolten.
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