Den internationalen Frauentag (8. März) nehmen Medlina Al Ashouri, Gilberte Raymonde Driesen und Hasan Tuncer zum Anlass, auf die lokalen Baustellen hinzuweisen, die bearbeitet werden müssen, um den grundgesetzlichen Anspruch auf Rechtsgleichheit aller Bürgerinnen und Bürger auch in unserer Stadt soziale Wirklichkeit werden zu lassen.
"In Sachen Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit sind wir als Integrationsrat ein Vorbild für Mülheim. Bei der letzten Wahl sind 8 Frauen und 8 Männer in den Integrationsrat gewählt worden. Und Medlina Al-Ashouri und ich bilden zusammen mit Hassan Tuncer ein gut funktionierendes Vorstandsteam", sagt Gilberte Raymonde-Driesen. Zurzeit sind 51,3 Prozent der Mülheimer Mülheimerinnen, aber nur 34,5 Prozent der 55 Stadträte Stadträtinnen.
Ein Spiegelbild unserer Gesellschaft
"Das ist auch gut so. Denn wir wollen als Integrationsrat die Gesellschaft abbilden, in der es mehr Frauen als Männer gibt", unterstreicht der Vorsitzende des Integrationsrates, Hasan Tuncer. Und der ehemalige Stadtrat vom Bündnis für Bildung macht klar, dass er die gesamte Arbeit des Integrationsrates nicht als eine One-Man-Show, sondern als eine Gemeinschaftsarbeit ansieht, an deren Ende "alle Menschen in unserer Stadt besser und zufriedener miteinander leben können."
Er selbst sieht vor allem im Bereich der Bildung Nachholbedarf. "Wir brauchen wieder mehr Präsenzunterricht und mehr Unterstützung für die Kinder aus sozialbenachteiligten Familien, wenn wir diese Kinder nicht durch den Corona-bedingten Distanzunterricht abhängen und verlieren wollen", betont der Vorsitzende des Integrationsrates, dem auch acht Stadträte als kooptierte Mitglieder angehören. Gilberte Raymonde Driesen weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass viele Zuwandererfamilien kinderreich seien, aber nur kleine Wohnungen hätten. "Da ist der soziale und psychische Druck besonders groß. Hier bräuchten die betroffenen Kinder und Jugendlichen einfach mal betreute Freizeitangebote in Jugendzentren, um abschalten zu können und die schlimmsten sozialen und psychischen Folgen des Corona-Lockdowns zumindest abzumildern.", sagt Driesen.
Der Rassismus ist unter uns
Ihre Vorstandskollegin Medlina Al-Ashouri sieht auch beim Thema Rassismus Handlungsbedarf. "Diesem Problem begegnen wir subtil oder ganz offen sowohl in Schulen, bei der Polizei oder bei der Wohnungssuche. Hakenkreuze an Wohnhäusern von Zuwanderern seien hier nur die offensichtlichste Form eines oft bewusst oder auch unbewusst ausgeübten Rassismus. Dieser Rassismus müsse auch mit Hilfe des Integrationsrates aufgearbeitet werden. Er dürfe nicht weiter klein geredet werden", analysiert Al-Ashouri die Lage.
Hier weist Gilberte Raymonde-Driesen auf die von der Schwarz-Grünen Ratsmehrheit angestrebte Einrichtung einer kommunalen Antirassismus-Beratungsstelle hin. "Darauf sind wir wirklich gespannt und wir stehen als Ansprechpartner nicht nur bei diesem Thema bereit und erwarten, dass man unsere Kompetenzen berücksichtigt. Wir wollen nicht, dass man für uns oder über uns spricht. Auch das wäre eine Form von Rassismus. Wir erwarten, dass man mit uns spricht und mit uns zusammenarbeitet", unterstreicht Driesen.
Besser miteinander vernetzen
Gleichzeitig fordert der Vorsitzende des Integrationsrates, der rund 27.500 nicht-deutsche Mülheimer aus 140 Nationen vertritt, die Migrantenorganisationen auf, sich besser miteinander zu vernetzen und sich mehr als bisher miteinander auszutauschen, aber auch Weiterbildungsangebote zu nutzen. Der Integrationsrat geht mit einem kommunalpolitischen Online-Workshop für seine Mitglieder mit gutem Beispiel voran. Hassan Tuncer macht klar, "dass alle sozialbenachteiligten Mülheimer, unabhängig von ihrer Herkunft, von unserem gemeinsamen sozial- und bildungspolitischen Bemühungen profitieren sollen." Die Begegnung und das Gespräch von Mülheimern mit und ohne deutschen Pass, wie sie der Integrationsrat mit der MST und dem Ringlokschuppen bei der Interkulturellen Woche in der Müga organisieren will, ist für Tuncer das erste Mittel der Wahl, "um Menschen Ängste, Nöte und Vorurteile zu nehmen." Sozialpolitisch viel gewonnen wäre aus Sicht seiner Stellvertreterin Raymonde-Driesen schon dann, wenn bei der Offenen Ganztagsschuie von einer Bevorzugung von Kindern berufstätiger Mütter absehen würde, weil man damit automatisch viele Kinder aus Zuwandererfamilien vom dem für sie sozial und pädagogisch besonders wichtigen OGS- Angebot ausschließen würde. Mindestens ebenso wichtig ist in ihren Augen eine steigender Anteil von Mülheimern mit Migrationshintergrund in Rat, Verwaltung und in den Schulen, um positive und motivierende Integrationsvorbilder zu schaffen..
Grundsätzlich laden Medlina Al-Ashouri, Gilberte Raymonde Driesen und Hasan Tuncer alle Schulen und alle anderen öffentlichen Einrichtungen und Organisationen zur Zusammenarbeit ein und bieten ihre Beratung an, wenn es zum Beispiel darum geht, wie man Zuwanderer besser fördern und Alltagsrassismus verhindern kann. Darüber hinaus bieten die Vorstandsmitglieder des Integrationsrates allen ratsuchenden Zuwanderern ihre Beratung und Hilfe an.
Der Draht zum Integrationsrat
Wer mit dem Integrationsrat und seinem Vorstand Kontakt aufnehmen möchte, kann dies über seine von Martina Weiß-Peleikis betreute Geschäftsstelle im Rathaus-Raum C106 tun. Die Geschäftsstelle ist per E-Mail über die Internetseite der Stadt: www.muelheim-ruhr.de oder montags bis freitags (8-12.30 Uhr) sowie donnerstags von 14 bis 16 Uhr unter der Rufnummer: 0208-4553022 zu erreichen.
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