Joseph Beuys, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag hätte feiern können, wird jetzt bis zum 2. Mai mit einer plakativen Ausstellung im Kunstmuseum Temporär an der Schloßstraße 28-30 gewürdigt. "Das Plakat als Kunstobjekt hat eine lange Tradition, die bis zu Henri Marie Raymond de Toulouse-Lautrec zurückreicht", sagt die Leiterin des städtischen Kunstmuseums, Dr. Beate Reese.
Die jetzt im Temporär zu sehende Ausstellung Joseph Beuys - In Bewegung, Plakate, Aufrufe und Manifeste zeigt uns den politisch wirksamen Künstler, der unsere Gesellschaft als soziale Plastik verstand und bis zur Aufgabe seiner Düsseldorfer Kunst-Professur dafür eintrat, dass jeder Mensch, der sich dazu berufen fühlte, Kunst studieren und Künstler werden dürfe. Er selbst hatte in den späten 1940er und in den frühen 1950er Jahren, so wie der spätere Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass, an der Düsseldorfer Kunstakademie unter anderem bei dem Mülheimer Kunst-Professor Otto Pankok studiert.
Jetzt schließt sich der Kreis, in dem der Förderkreis des städtischen Kunstmuseums eine Sammlung von mehr als 100 Beuys-Plakaten für das Museum erworben hat.
"Ich bin darüber sehr glücklich, weil zur Aufgabe unseres Museums auch die Sammlung neuer Kunst gehört, die uns langfristig auch unabhängiger von teuren Leihgaben macht und uns zugleich als Leihgeber interessant macht",
sagt Beate Reese. Denn wer als Museum interessante Leihgaben anbieten kann, kann im Tausch auch interessante Leihgaben anderer Museen bekommen, ohne dafür tief in die Tasche zu greifen. Die klassisch-moderne Sammlung Ziegler ist nur ein Mülheimer Beispiel für diesen Mechanismus.
Eine lohnende Investition
Der Vorsitzende des zurzeit 180 Mitglieder zählenden Förderkreises, Dr. Carsten Küpper, lässt keinen Zweifel daran, dass es für den Förderkreis eine finanzielle und inhaltliche Kraftanstrengung war, die plakative Beuys-Sammlung nach Mülheim zu holen. Die Sammlung befand sich zuvor im Besitz des Kunst- und Medizin-Historikers Professor Axel Hinrich Murken, der mit Beuys befreundet war. Die Grundlage dafür haben die Mitgliedsbeiträge des Förderkreises und die Einnahmen des Museumsshops geschaffen.
"Für den Ankauf einer solchen hochkarätigen Sammlung muss man sich als Standort qualifizieren und auch unsere finanziellen Möglichkeiten sind beschränkt. Aber wir haben jetzt die Sammlung eines Künstlers erworben, der hoch verehrt und hoch umstritten war, von dem wir aber heute wissen, dass er uns als Gesellschaft nachhaltig geprägt hat",
sagt der Vorsitzende des Förderkreises. Der Jahresbeitrag (mindestens 45 Euro) für die Mitgliedschaft im Förderkreis des städtischen Kunstmuseums, das momentan nur über einen knapp fünfstelligen Ankaufetat verfügt, lohnt sich aus Küppers Sicht,
"weil man sich hier für ein Stück Lebensqualität in seiner Stadt engagieren kann und den Kunstbetrieb und seine Akteure aus einer sehr persönlichen Perspektive kennenlernen kann."
Die Kunst als politisches Vehikel
Beate Reese weist mit Blick auf die jetzt ausgestellten Plakate, darauf hin,
"dass Beuys, wie kaum ein anderer Künstler seiner Generation, es verstanden hat, das Medium Plakat als künstlerisches Vehikel zu nutzen, um seine künstlerischen und gesellschaftspolitischen Ideen auch in kunstferne Gesellschaftsgruppen hineinzutragen."
Beuys, der die öffentliche Diskussion liebte und zu nutzen verstand, hätte es sicher gefallen, dass seine jetzt an der Schloßstraße gezeigten Arbeiten im Rahmen der Ausstellung auch bei Tischgesprächen diskutiert und erläutert werden sollen. Und genauso hätte sich der 1921 geborene und 1986 verstorbene Künstler über ein Wiedersehen mit einem Kurzfilm gefreut, der 1981 in Mülheim entstand. Eine Zusammenarbeit mit Werner Nekes und Doro O. ließ ein wertvolles Filmdokument entstehen, in dem Beuys elf Minuten lang über seine Kunst Auskunft gibt. Dabei kommt der Ausstellungstitel: "Joseph Beuys - In Bewegung" nicht von ungefähr. Denn wir begegnen in der Temporär-Ausstellung, die etwa ein Drittel der jetzt erworbenen Beuys-Plakate zeigt, einem politischen Künstler, der schon früh für direkte Demokratie, konsequente Friedenspolitik, Umweltschutz, kreative Breitenbildung und die Überwindung eines umwelt- und menschenfeindlichen Materialismus eintrat und deshalb in seinen späten Jahren für die damals neu entstehenden Grünen aktiv wurde.
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