Mittwoch, 20. Januar 2016

So gesehen: Halleluja und helau

In die Kirche gehen? Um Gottes Willen. So denken und sagen es viele. Warum eigentlich? Von vielen Gottesdienst-Muffeln hört man, dass sie keine Lust darauf hätten, sich Predigten anzuhören, die an ihrer Lebenswirklichkeit vorbeigehen und wenn es ganz schlecht läuft, eher als Droh- denn als Frohe Botschaft von der Kanzel auf sie hernieder kommen. Dass es anders geht, zeigten gestern die karnevalistischen Gottesdienste in der katholischen Sankt-Engelbert-Kirche und in der evangelische n Immanuelkirche. Da predigten Pastor Michael Clemens und Pfarrer Michael Manz als klug reimender Bütteneredner im Priestergewand und als Engel im Praktikum nicht nur mit Herz und Verstand, sondern auch mit Spaß an der Freude über das „Wunder der Mitmenschlichkeit“ und „über die allzu menschlichen Baustellen des Lebens.“ Da sprang denn auch der Funke auf jeweils rund 150 Gottesdienstbesucher über. Auch Tanz und Musik, die die Karnevalisten mit in die Kirche brachten, bereicherten die Liturgie.

Da gab es, man höre und staune, sogar spontanen Applaus im Kirchenschiff. Das gibt es sonst selbst an Weihnachten und Ostern, wenn überhaupt, nur alle Jubeljahre. Am Aschermittwoch ist zwar mit dem Karneval alles vorbei. Aber ein bisschen Spaß und Lebensfreude tut der Kirche sicher auch zwischen Aschermittwoch und dem 11.11. gut. Und vielleicht kommt dann ja auch noch die Einsicht dazu, dass man in der nächsten Session lieber bei einem ökumenischen Karnevals-Gottesdienst gemeinsam lacht statt zeitgleich nebeneinander.


Dieser Text erschien am 18. Januar 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung

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