Sonntag, 17. Januar 2016

Ein Handwerker des Frohsinns: Alfred Nakelski

Alfred Nakelski
Wenn man ein Junggeselle ist, so wie Alfred Nakelsi, hat das Vorteile. Man braucht keiner besseren Hälfte Rechenschaft über seine Zeit abzulegen.

Und Nakelski verbringt viel Zeit in seinem Keller, in der Wagenbauhalle oder bei den Treffen und Veranstaltungen der Prinzengarde Rote Funken. Überall dort, wo ein tatkräftiger Mann mit zwei rechten Händen gesucht wird, ist der gelernte Schreiner und Tischler zur Stelle. In den 53 Jahren, die er nun schon zur 1958 gegründeten Prinzengarde der Roten Funken gehört, hat er mit Säge, Schleifmaschine, Hobel, Holz, Draht, Styropor, Span- und Hartfaserplatten schon so manches Wagen- und Bildmotiv auf in den Rosenmontagszug oder auf die Bühne der Roten Funken gezaubert. Das Spektrum reicht vom Ludwig-Erhard-Kopf über Kogge und Bus bis zu Windmühlen und einer Blumenwiese. Ludwig Erhards Credo: „Wohlstand für alle“ und „Maß halten“ sind Nakelskinoch im Ohr. Doch seit Erhards Zeiten hat er so viele Figuren und Bilder kreiert, dass ihm auf Anhieb gar nicht mehr alle Motive einfallen. Der 81-Jährige Funke ist ein Mann der Tat und nicht des Wortes. Warum investiert er so viel Zeit und Arbeit in den Karneval, statt zuhause im wohlverdienten Ruhestand die Beine hochzulegen? „Ich bin kein Eigenbrödler. Mir macht es einfach Freude, anderen zu helfen und in einer starken Gemeinschaft Spaß zu haben“, begründet er sein unermüdliches Engagement. Spaß in einer starken Gemeinschaft hatte Alfred Nakelski auch schon in seiner Kindheit, zusammen mit fünf Brüdern und vier Schwestern. „Wir haben auch schon vor unserer Zeit bei den Roten Funken die Kappenfeste des Mülheimer Karnevals besucht und kräftig mitgefeiert“, erinnert sich Nakelski. Und dann sprang der Rote Funke auf die zahlreiche und lebenslustige Handwerkerfamilie über. Den Anfang machten die Nakelski-Schwestern Christel, Irma und Gisela. Sie ließen sich von Bruder Bernhard ab 1961 zum Tanztraining der Roten Funken fahren. Auch Mutter Resi war bald mit von der närrischen Partie. Der Spaß an der Freude in der Funkenfamilie, den sie bist zuletzt genoss, hat ihr offensichtlich nicht geschadet, erreichte sie doch immerhin ein gesegnetes Lebensalter von 101 Jahren.

Heute fährt Bernhard nicht mehr seine Schwestern, sondern seinen drei Jahre älteren Bruder Alfred, der ansonsten auch gut ohne Führerschein durchs Leben kommt zu den Veranstaltungen und Baustellen der Roten Funken.
Nicht nur in seiner Gesellschaft wissen die Karnevalisten Nakelskis handfeste Hilfe zu schätzen. Deshalb haben sie ihn auch schon 2004 in die närrische Rittergilde vom Schiefen Turm aufgenommen und ihn unter anderem mit dem höchsten Verdienstorden des Bundes Ruhrkarnval ausgezeichnet.
„Ich finde es einfach faszinierend, wie man beim Wagen- und Bühnenbau aus seinen Ideen eine Wirklichkeit werden lassen kann, die zum Beispiel beim Rosenmontgszug von 1000neden von Menschen bewundert werde“, erklärt der Mann in den 80ern seinen ewig junge Leidenschaft fürs närrische Handwerk, zu dem auch schon mal der Losverkauf für die Rosenmontagstombola im Forum oder die Kanzlerschaft im Elferrat der Roten Funken gehören.

Und wie lange will der Handwerker des Frohsinns bei den Funken Hand anlegen? „Ich lasse das Leben auf mich zukommen und mache einfach solange weiter, wie ich es kann“, antwortet Nakelski mit närrischer Gelassenheit. Wie gesagt: Mutter Resi ist mit der frohsinnigen Funken-Familie 101 Jahre alt geworden. Bis dahin hat ihr Sohn noch viel vor. 

Dieser Text erschien am 6. Januar 2016 in der NRZ und in der WAZ

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