Donnerstag, 26. März 2015

Reden und Zuhören hilft, um Vertrauen zu gewinnen und sozialen Zusammenhalt zu schaffen:Was dem Bundestagsabgeordneten Arno Klare zur Fragestellung der Essener Gespräche einfällt

Auch Mülheims SPD-Bundestagsabgeordneter Arno Klare gehörte zu den eingeladenen Gästen der Gespräche des Ruhrbistums („Essener Gespräche“), die unter anderem mit einer Fachtagung in der katholischen Akademie Die Wolfsburg ihr 50-jähriges Bestehen feierten.

„Solche Gespräche sind unverzichtbar, weil sie Menschen mit ihren unterschiedlichen Meinungen zusammenbringen und einander zuhören lassen.“

Die Fähigkeit „die Meinung des anderen zu akzeptieren und nicht unbedingt Recht behalten zu wollen“, sieht Klare in unserer stark individualisierten Gesellschaft als zunehmend vernachlässigt und unterentwickelt an.

Die Antwort auf die beim Festakt gestellte Frage, wie Politik, Kirchen und andere gesellschaftliche Institutionen neues Vertrauen gewinnen können, sieht der Abgeordnete in einem permanenten Dialog, in dem Regierte und Regierende aufeinander zugehen und sich zuhören. „Wir müssen nah bei den Menschen sein, ohne ihnen dabei nach dem Mund zu reden“, findet Klare mit Blick auf die Entscheidungsträger in Kirche und Politik.

Auf der einen Seite sieht er die Politiker in der Bringschuld, ihre Politik zu erklären und dabei „zu tun, was man sagt und nicht mehr zu versprechen, als man halten kann.“ Auf der anderen Seite sieht der Sozialdemokrat die Bürger aber auch in der „Holschuld“, wenn es darum geht, sich zu informieren und an politischen, sozialen oder kirchlichen Entscheidungsprozessen zu beteiligen.

Mit Sorge sieht Klare, „dass heute zwar jeder mit jedem bei Facebook befreundet ist, der soziale Zusammenhalt in unserer Gesellschaft aber schwindet.“ Deshalb plädiert er für einen permanenten Dialog, „den man auch im digitalen Zeitalter nicht über irgendwelche sozialen Netzwerke, sondern nur dadurch organisieren kann, dass sich zwei oder drei Leute gegenübersitzen, um miteinander über ein Thema zu sprechen und sich gegenseitig zuzuhören.“ Dabei sieht er auch die Meinungsmacher der Medien in der Verantwortung, den gesellschaftlichen Dialog in Gang zu bringen, in dem sie auf Stereotype verzichten und der Versuchung widerstehen, alle politischen, wirtschaftlichen oder kirchlichen Entscheidungsträger über einen Kamm zu scheren, sobald einzelne, wie im Falle Edathy oder Tebartz von Elst persönliche Verfehlungen begangen haben.


Dieser Text erschien am 11. März 2015 in der Neuen Ruhr Zeitung

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