Freitag, 16. August 2024

Denk ich an Kortum

Denk ich an Kortum, denke ich an den Jobs. Der Jobs, der uns seit 2006 wieder vom Kortumbrunnen an der Petrikirche grüßt, ist als literarischer Antiheld des 1745 in Mülheim geborenen und 1824 in Bochum gestorbenen Dichters und Arztes Karl Arnold Kortum zeitlos aktuell. Er steht als Sinnbild für Schein und Sein, für Anspruch und Wirklichkeit, für all das, was uns als unzulängliche Menschen manchmal tragisch und komisch werden lässt.

Kortum hat sein 1783 verfasstes Knittelgedicht über die Taten und Meinungen das Kandidaten Jobs als ein grotesk komisches Heldengedicht bezeichnet, dass er zum reinen Zeitvertreib für sich und seine Leser geschrieben habe. Tiefstapelei! Denn sein tragikomisches Sittengeschichte rund um den trinkfesten und arbeitsscheuen Theologiestudenten, der am Ende nicht Pfarrer, sondern Nachtwächter wird, hat nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern und in der Nordamerika ein vergnügtes Lesepublikum gefunden. Die Jobsiade, die 1872 auch von Wilhelm Busch nachgeahmt wurde, weist den Arzt, Dichter und Gelehrten Kortum als ein Kind der Aufklärung aus. 

Mit seinem seinem lehrreichen Humor versuchte er, frei nach Kant, einen Beitrag zur Ermutigung seiner Mitmenschen zu leisten, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen und damit jede Scheinheiligkeit und jede Doppelmoral ihrer Mitmenschen entlarven zu können. Doch weil der Mülheimer Apothekerssohn Kortum auch ein Zeitgenosse der Restauration war, erschien seine satirische Jobsiate zeitlebens nur unter seinem Kürzel D.C.A.K. Erst ab 1854 erschien die Geschichte des Hieronymus Jobs unter seinem Namen. 

Carl Arnold Kortum Sohn des Apothekers Christian Friedrich Kortum und seiner Frau Helena Künzel war selbst ein erfolgreicher Akademiker. Nach dem Abitur in Dortmund und dem medizinischen Examen in Duisburg praktizierte er bis 1770 in seinem Elternhaus an der Kettwiger Straße, ehe er seiner Frau Margarete nach Bochum folgte. Hier war er auch als Bergarzt Teil des gesellschaftlichen Establishments. Das zeigte sich 1816 an der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Duisburg und am königlichen Ehrentitel eines Hofrates. Als solcher fand Kortum nach seinem Tod am 15 August 1824 auf dem Bochumer Friedhof an der Wittener Straße seine letzte Ruhe. Sein Grab ist dort als Teil des Kortumparks bis heute erhalten.

Wer Kortums Jobsiade und seine Biografie noch einmal nachlesen möchte, dem sei die 2007 von den Altstadtfreunden herausgegebene, von Heinz Hohensee eingeleitete und von Klaus Wichmann illustrierte Neuauflage aus dem Essener Klartextverlag zur Lektüre empfohlen. 

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