Sonntag, 4. Oktober 2020

Musikalischer Zeitzeuge

 Den 30. Tag der Deutschen Einheit verbindet der Vorsitzende des 1989 gegründeten Mülheimer Jazzclubs und Bandleader der 1982 gegründeten Ruhr-River-Jazzband, Manfred Mons, mit einer ganz besonderen Erinnerung. Denn am ersten Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober 1990, konnten Mons (Trompete) und seine Ruhr-River-Jazzer Fred Raeck (Trompete), Heiner Knoerchen (Klarinette), Claus Dieter Freymann (Benjo), Harry Keilwerth (Bass) und Klaus Förster (Schlagzeug) mit ihren Ost-Berliner Jazzfreunden von der Pappa-Binnes-Jazzband vor tausenden von begeisterten Menschen vor dem damals noch nicht abgerissenen Palast der Republik und auf dem Potsdamer Platz aufspielen.

"Der aus den USA kommende Jazz ist für mich die Musik der Freiheit", sagt der 1941 geborene Mülheimer Manfred Mons. Da passte es gut, dass sich die 1959 gegründete Ost-Berliner Papa-Binnes-Jazzband und die Mülheimer Ruhr-River-Jazzband die Freiheit nahmen, sich noch während der deutschen Teilung beim Jazzfestival in Dresden 1988 anzufreunden. "Der historische Zufall wollte es, dass wir ausgerechnet am Tag des Mauerfalls, dem 9. November 1989, mit der Papa-Binnes-Jazzband ein Konzert im Dresdener Jazzclub Grüne Tonne und am 10. November 1989 ein gemeinsames Konzert im Ost-Berliner Haus der deutsch-sowjetischen Freundschaft spielten. Unter den Zuhörern des letzteren Konzertes war damals auch der westdeutsche CDU-Politiker Kurt Biedenkopf, der ein Jahr später zum sächsischen Ministerpräsidenten gewählt werden sollte", erinnert sich Mons.

Auch wenn der Prozess der Wiedervereinigung Deutschland, Stichwort Treuhandanstalt, alles andere als problem- und schmerzlos verlaufen ist, steht für Manfred Mons auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands fest: "Wir können froh und glücklich sein, dass wir vor 30 Jahren eine friedliche Wiedervereinigung Deutschlands erleben konnten, weil damals mit Helmut Kohl, Hans-Dietrich Genscher, Michail Gorbatschow, Eduard Shewadnadse und George Bush senior die richtigen Männer zur richtigen Zeit am Ruder waren und die kurze Zeit nutzten, in der sich 1989/90 das Fenster und die Türen zur Deutschen Einheit öffneten. Das war ein Segen für Deutschland, für Europa und für die ganze Welt."


Dieser Text erschien am 3. Oktober 2020 im Lokalkompass der Mülheimer Woche

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