Dienstag, 8. März 2011

Vor 20 Jahren stoppte der Krieg in Kuwait auch die Mülheimer Karnevalisten und ließ den Rosenmontagszug ausfallen

Kann man Karneval feiern, wenn anderswo Krieg herrscht? Während bei uns heute die Jecken mit dem Rosenmontagszug durch die Straßen ziehen, wird zum Beispiel in Libyen und Afghanistan gekämpft und gestorben. Vor 20 Jahren entscheidet man sich tatsächlich, den Rosenmontagszug ausfallen zu lassen, weil Krieg in Kuwait herrscht. Unter dem Dach der Vereinten Nationen und angeführt von den USA vertreibt eine internationale Allianz die Truppen des irakischen Diktators Saddam Hussein aus Kuwait, das er wenige Monate zuvor besetzen ließ.

Unter dem Titel: "Der Prinz macht es sich heute ganz gemütlich" schreibt die NRZ am Rosenmontag 1991 in ihrer Lokalausgabe: "Ein Tag wie jeder andere für die meisten Geschäfte und Behörden. Von Karneval ist kaum etwas zu spüren."Dass militärische "Operation Wüstensturm" den Rosenmontagszug 1991 stoppt, ist besonders bitter, nachdem auch schon der Rosenmontagszug 1990 wegen eines ganz natürlichen Sturmtiefs ausfallen musste.Dennoch zeigt der damalige Prinz Wolfgang I. (Schmitz) von den Roten Funken im Gespräch mit der NRZ Verständnis für die kriegsbedingte Absage des Karnevalszuges, bei dem 15 Zentner Kamelle unter das Narrenvolk gebracht werden sollten. "Wir sind doch mitfühlende Menschen. Und wenn wir in unserer Regentschaft dafür gesorgt haben, dass die Menschen mal für einige Stunden die schrecklichen Kriegsereignisse vergessen konnten, dann haben wir unsere Aufgabe erfüllt. Ich weiß genau, wie die Jungs da unten sich fühlen müssen. Da ist es doch unfair, hier die Puppen tanzen zu lassen", meint der damals 65-jährige Schmitz, der den Zweiten Weltkrieg als Soldat bei der Luftwaffe erlebt hatte.

Auch seine damals 43-jährige Prinzessin Gisela II. (Engels) reagiert vor 20 Jahren gelassen auf den Ausfall des höchsten närrischen Feiertages, der damals auf einen 11. Februar fällt. Der NRZ-Reporterin Andrea Krebs sagt sie: "Ich fühle mich genauso wie vorher. Dass wir heute nicht auf den Straßen feiern, dafür habe ich volles Verständnis. Ich weine nicht."Statt mit dem Rosenmontagszug durch die Stadt zu fahren, macht sich Prinz Wolfgang mit seiner Ehefrau an diesem denkwürdigen Rosenmontag 1991 einen gemütlichen Nachmittag daheim, ehe er nach über 90 Sessionsauftritten am Abend zur feierlichen Verabschiedung der Prinzenpaare ins Raphaelhaus am Hingberg geht.

Sein für 1000 Mark erworbenes Prinzenornat, so verrät Schmitz der NRZ, wolle er nicht in den Kleiderschrank zurückhängen, sondern seinem Schneider gegen einen kleinen Gebrauchsabschlag zurück verkaufen.Allerdings lässt die Lokalausgabe der NRZ ihre Leser am Rosenmontag 1991 auch nicht im Unklaren darüber, dass bei den kleinen Tollitäten, anders als bei ihren großen Kollegen, bittere Tränen der Enttäuschung geflossen sind. Deshalb, so das Blatt, überlege man beim Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval, Prinzessin Marina, Prinz Tobias und Harlekin Conny in der nächsten Session noch einmal als Kindertollitäten zu proklamieren.

Dieser Beitrag erschien am 7. März 2011 in der NRZ

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