Samstag, 21. September 2024

Denkmal Mülheim

 Auch wenn der Zweite Weltkrieg viele von ihnen zerstört hat, findet man in unserer Stadt bei genauerem Hinsehen noch etliche Fachwerkhäuser. Zwei von ihnen, die zurzeit restauriert werden, wurden jetzt beim Tag des offenen Denkmals der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Bekanntere von Beiden ist das sogenannte Tersteegenhaus an der Teinerstraße aus dem Baujahr 1536, das andere ein vormaliges Schifferhaus aus dem Baujahr 1841.

Beide Häuser wurden im bergischen Fachwerkstil, mir weiß gekalkten Ziegelsteinen, Lehm und Eichenholzbalken errichtet. "Hier haben die Menschen gelebt, die das Ruhrgebiet mit aufgebaut haben und die wussten, wie man gute Häuser baut!" sagt der Eigentümer des alten Schifferhauses am Scharpenberg, der dort mit seiner Familie lebt und das Haus unter der Federführung der Architekten Wolfgang Kamieth und Matthias Pawlik von Bauhandwerkern restaurieren. 

Wolfgang Kamieth, der selbst in einem 1784 errichteten Schifferhaus, gleicher Bauart an der Ruhr wohnt, das er Ende der 1980er Jahre selbst restauriert hat, ist sich mit seinem Auftraggeber, einem IT-Fachmann, einig: "Man kann in solch alten Häusern mit ihren natürlichen Baustoffen gut und komfortabel wohnen, ohne Abstriche beim modernen Wohnkomfort machen zu müssen."

Hausherr und Architekt hoffen, dass die Restauration des denkmalgeschützten Hauses 2025 nach dann fünf Jahren erfolgreich abgeschlossen werden kann. "Wenn es keine Dekmalbauförderung des Bundes und des Landes und die fachkundige Begleitung durch die Untere Denkmalbehörde gäbe, würde es solche Häuser heute nicht mehr geben", unterstreicht der Hauseigentümer mit Blick auf die Kosten. Dennoch möchte er sein Fachwerkhaus mit insgesamt 250 Quadratmetern Wohnfläche, zuzüglich Garten mit keinem modernen Reihenhaus oder mit einem Penthouse-Apartment tauschen. "Wenn Kinder ein Haus malen sollen, malen sie in der Regel ein Fachwerkhaus. Diese kompakte und überschaubare Architektur steckt wohl als Archetyp eines Wohnhauses in uns Menschen drin", sagt Architekt Kamieth, der bereits in den 1970er Jahren mit der Restauration alter Häuser begann, als das in seinem Metier noch als aus der Zeit gefallen belächelt wurde.

Auch das Tersteegenhaus, in dem von 1746 bis 1769 der Dichter, Prediger und Menschenfreund Gerhard Tersteegen lebte und wirkte, wird derzeit noch renoviert. 2017 musste das seit 1950 als Heimatmuseum genutzte Heimatmuseum geschlossen und eingerüstet werden. "Einsturzgefahr wegen Holzschwambefall!" lautete damals die Diagnose.

Der 2011 gegründete Förderverein des Tersteegenhauses plant seine Wiedereröffnung für Ende 2026. Doch bis dahin muss der dritte Bauabschnitt der rund 4,8 Millionen Euro kostenden Restauration bewältigt werden. Bund, Land, Stadt und spendable Bürgerinnen und Bürger sollen es möglich machen. 

Zurzeit liegt die Sache zur Beratung im Rathaus. Das Konzept für eine moderne, interaktive, generationsübergreifende und barrierearme Nutzung des neuen/alten Heimatmuseums, das um einen modernen Anbau erweitert werden soll, hat der Förderverein bereits ausgearbeitet und ebenfalls am Tag des offenen Denkmals der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.


Zum Förderverein des Tersteegenhauses  


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