Sie ist ein Wahrzeichen Broichs, nicht nur für die im Durchschnitt 80 Gemeindemitglieder, die hier sonntags um 11.15 Uhr den Gottesdienst besuchen. Vor 110 Jahren wurde die Evangelische Kirche an der Wilhelminenstraße eingeweiht. „Unsere Kirche ist auch bei Hochzeitspaaren beliebt, die sich im Schloss Broich standesamtlich und anschließend bei uns kirchlich trauen lassen“, erzählt Pfarrer Gerald Hillebrand.
Massiv und anmutigIhre massive und zugleich anmutig-elegante neugotische Architektur stammt aus einer Zeit als man noch repräsentative Kirchen baute und nicht gezwungen war, mangels Gemeindemasse, wie zuletzt 2005 an der Calvinstraße, Gotteshäuser aufzugeben und abzureißen.„Das war damals eine Wachstumszeit. Heute gehen wir in die entgegengesetzte Richtung“, schildert Hillebrand die Hintergründe des Broicher Kirchbaus zu Kaisers Zeiten. Dass man sich damals für den neugotischen Entwurf des Architekten Heinrich Heidsiek entschied, sieht der Pfarrer der heute 4600 Mitglieder zählenden Gemeinde, die am 1. August mit der Gemeinde Saarn fusionieren wird, als eine Reaktion auf den katholischen Dombau in Köln.Vor 110 Jahren war Broich noch eine eigenständige Landbürgermeisterei, zu der auch die Nachbarstadtteile Speldorf und Saarn gehörte. Deren Bürgermeister Mentz war Presbyter der der ab 1890 selbstständig gewordenen Gemeinde.
Deren anfangs 1500 Mitglieder trafen sich vor der Fertigstellung der Kirche in einem von Ferdinand und Wilhelmine Rosskothen gestifteten Beetsaal an der Wilhelminenstraße.Auch die ortsansässigen Lederfabrikanten engagierten sich beim Kirchenbau. Das Grundstück stellte Bauer Pithan zur Verfügung. Die Steine für den Kirchenbau kamen aus dem Steinbruch Rauen.Der ehemalige Broicher Presbyter Günther Fraßunke, der sich mit der Baugeschichte der Kirche an der Wilhelminenstraße intensiv beschäftigt hat, weist in den Gemeindenachrichten darauf hin, dass das Gotteshaus mit seiner gotischen Architektur, bunten Chorfenstern mit biblischen Motiven sowie einer klaren Trennung von Altarraum und Kirchenschiff nicht unbedingt der evangelischen Kirchenbautradition der Kaiserzeit entsprochen habe und deshalb von Zeitgenossen als vorreformatorisch und konservativ angesehen werden konnte. „Immerhin“, so Fraßunke: „erhielt die Kanzel als Ort der Predigt, eine raumbeherrschende Stellung, bis sie in den 1960er-Jahren, heute nicht mehr nachvollziehbar, verkürzt und ihr Schalldeckel entfernt wurde.“
Pfarrer Hillebrand glaubt, dass dieser Umbau dem neuen Zeitgeist entsprach, wonach „der Pfarrer nicht mehr abgehoben über den Köpfen der Gemeinde predigen sollte“.Während man die 1944 bei einem Luftangriff zerstörten biblischen Motivfenster nach dem Krieg durch neue, von Carl Hellweg gestaltete, Darstellungen zur Taufe, zum Abendmahl und zum Wort Gottes ersetzte, verzichtete man im Sinne eines Schlichtheitsgedankens auf die alten Chorrauminschriften: „Land, Land, höre des Herren Wort. Ich bin dein Herr und Gott“ entfernte. „Das war so etwas, wie die letzte Gelegenheit“, erinnert sich Pfarrer Hillebrand an die Generalüberholung des Gotteshauses, das für 2,1 Millionen Mark vor zehn Jahren ein neues Dach, einen neuen Fußboden, eine neue Heizung und einen helleren und freundlicheren Innenanstrich verpasst bekam. Außerdem wurden einige Kirchenbänke geopfert, um unter der Orgelempore Tische und Stühle für eine gesellige Begegnung nach dem Gottesdienst aufzustellen.
Dieser Beitrag erschien am 17. März 2011 in NRZ und WAZ
Massiv und anmutigIhre massive und zugleich anmutig-elegante neugotische Architektur stammt aus einer Zeit als man noch repräsentative Kirchen baute und nicht gezwungen war, mangels Gemeindemasse, wie zuletzt 2005 an der Calvinstraße, Gotteshäuser aufzugeben und abzureißen.„Das war damals eine Wachstumszeit. Heute gehen wir in die entgegengesetzte Richtung“, schildert Hillebrand die Hintergründe des Broicher Kirchbaus zu Kaisers Zeiten. Dass man sich damals für den neugotischen Entwurf des Architekten Heinrich Heidsiek entschied, sieht der Pfarrer der heute 4600 Mitglieder zählenden Gemeinde, die am 1. August mit der Gemeinde Saarn fusionieren wird, als eine Reaktion auf den katholischen Dombau in Köln.Vor 110 Jahren war Broich noch eine eigenständige Landbürgermeisterei, zu der auch die Nachbarstadtteile Speldorf und Saarn gehörte. Deren Bürgermeister Mentz war Presbyter der der ab 1890 selbstständig gewordenen Gemeinde.
Deren anfangs 1500 Mitglieder trafen sich vor der Fertigstellung der Kirche in einem von Ferdinand und Wilhelmine Rosskothen gestifteten Beetsaal an der Wilhelminenstraße.Auch die ortsansässigen Lederfabrikanten engagierten sich beim Kirchenbau. Das Grundstück stellte Bauer Pithan zur Verfügung. Die Steine für den Kirchenbau kamen aus dem Steinbruch Rauen.Der ehemalige Broicher Presbyter Günther Fraßunke, der sich mit der Baugeschichte der Kirche an der Wilhelminenstraße intensiv beschäftigt hat, weist in den Gemeindenachrichten darauf hin, dass das Gotteshaus mit seiner gotischen Architektur, bunten Chorfenstern mit biblischen Motiven sowie einer klaren Trennung von Altarraum und Kirchenschiff nicht unbedingt der evangelischen Kirchenbautradition der Kaiserzeit entsprochen habe und deshalb von Zeitgenossen als vorreformatorisch und konservativ angesehen werden konnte. „Immerhin“, so Fraßunke: „erhielt die Kanzel als Ort der Predigt, eine raumbeherrschende Stellung, bis sie in den 1960er-Jahren, heute nicht mehr nachvollziehbar, verkürzt und ihr Schalldeckel entfernt wurde.“
Pfarrer Hillebrand glaubt, dass dieser Umbau dem neuen Zeitgeist entsprach, wonach „der Pfarrer nicht mehr abgehoben über den Köpfen der Gemeinde predigen sollte“.Während man die 1944 bei einem Luftangriff zerstörten biblischen Motivfenster nach dem Krieg durch neue, von Carl Hellweg gestaltete, Darstellungen zur Taufe, zum Abendmahl und zum Wort Gottes ersetzte, verzichtete man im Sinne eines Schlichtheitsgedankens auf die alten Chorrauminschriften: „Land, Land, höre des Herren Wort. Ich bin dein Herr und Gott“ entfernte. „Das war so etwas, wie die letzte Gelegenheit“, erinnert sich Pfarrer Hillebrand an die Generalüberholung des Gotteshauses, das für 2,1 Millionen Mark vor zehn Jahren ein neues Dach, einen neuen Fußboden, eine neue Heizung und einen helleren und freundlicheren Innenanstrich verpasst bekam. Außerdem wurden einige Kirchenbänke geopfert, um unter der Orgelempore Tische und Stühle für eine gesellige Begegnung nach dem Gottesdienst aufzustellen.
Dieser Beitrag erschien am 17. März 2011 in NRZ und WAZ
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