Sonntag, 19. Dezember 2010

Manchmal kommt der Nikolaus auch als Frau daher: Eine Adventsgeschichte aus der Heimaterde


Eine Frau im katholischen Bischofsgewand. Ist das möglich? Es ist, St. Nikolaus macht es möglich. Denn er kommt in der Grundschule am Sunderplatz als Frau daher. Für die NRZ sprach ich mit der Fördervereinsvorsitzenden und zweifachen Mutter Anja Bollmeier (47), darüber, warum sie nur zu gern den heiligen Nikolaus von Myra verkörpert.


Welche Kindheitserinnerungen haben Sie an den Nikolaus?

Sehr schöne. Obwohl mich der Nikolaus nie persönlich besucht hat. Aber ich musste als Kind immer meine Stiefel blank putzen. Und wenn ich dann am Nikolausmorgen erwachte, hing ein Nikolausbild über meinem Bett und meine Stiefel, die ich vor die Tür gestellt hatte, waren gut gefüllt.


Warum schlüpfen Sie als Frau und Mutter gerne in die Rolle des heiligen Nikolaus?

Wir haben sonst auch einen Vater, der das gerne übernimmt, aber in diesem Jahr verhindert war. Und deshalb bin ich gerne in die Rolle des Nikolaus geschlüpft, weil ich mich ohnehin gerne verkleide und den Kindern Geschichten erzähle. Es macht einfach riesigen Spaß, in die großen und strahlenden Kinderaugen zu schauen. Außerdem hilft mir auch meine Körpergröße dabei, den Bischof Nikolaus glaubhaft darzustellen.


Worin sehen Sie den pädagogischen Mehrwert des Nikolaustages?

Ich finde es gerade in unserer kalten und nüchternen Zeit wichtig, diese Tradition und die mit ihr verbundene Magie und ihre Rituale aufrechtzuerhalten.Frage: Warum ist das wichtig?Antwort: Es geht darum, den Kindern das Gefühl der Zusammengehörigkeit und den Glauben an das Gute und Schöne im Leben zu vermitteln. Diese Magie hat mir als Kind gut getan und tut auch heute Kindern gut.


Glauben die Kinder heute noch an den Nikolaus?

80 Prozent der Kinder, auch in der vierten Klasse, machen mit und haben Spaß daran. Manche Kinder in der ersten Klasse haben auch schon mal Angst. Aber denen sage ich dann: Schau mich nur an. Ich bin kein wilder böser Mann. Ich bin der Nikolaus. Manchmal sagt ein Kind auch: Dich gibt es gar nicht. Dann sage ich: Natürlich gibt es mich. Du siehst doch, dass ich vor dir stehe.


Was haben Sie im Goldenen Nikolausbuch notiert?

Ich habe den Kindern erzählt, dass mir meine Engel mitgeteilt haben, dass es in der Grundschule am Sunderplatz nur liebe Kinder gibt und meine Seiten über böse Kinder deshalb leer sind. Viel Spaß hatten die Kinder, als ich gefragt habe, ob die Lehrerinnen denn auch nett zu ihnen seien. In allen Klassen haben die Kinder diese Frage übrigens mit einem einhelligen Ja beantwortet. Viele haben auch gestaunt, als ich ihnen erzählte, dass ich als Nikolaus der Schutzpatron der Kinder bin.


Werden Sie als Nikolaus von den Kindern auch schon mal angesprochen?

Ja. Gerade erst hat mir ein Junge gesagt: Lieber Nikolaus, bitte überanstrenge dich nicht. Denn du weißt ja: Für deine alten Knochen kann das ganz schön gefährlich sein und böse enden.


Ist es für Sie als Frau schwierig, in die Rolle eines alten Bischofs zu schlüpfen?

Ich versuche natürlich, etwas dunkler zu sprechen. Und wenn mir das nicht ganz gelingt, erkläre ich den Kindern, dass meine Stimme nicht mehr ganz so dunkel klingt, weil ich ja auch schon so alt bin. Das akzeptieren die meisten Kinder und eines meinte heute zu seinem Klassenkameraden: Ich habe dir doch gesagt, dass das der Hausmeister war.


Sind Sie als Frau am Ende der bessere Nikolaus?

Nein. Ich finde es schon schön, wenn ein Mann diese Rolle verkörpert. Aber oft scheitert es daran, dass die Männer berufstätig sind und deshalb keine Zeit haben. Ich arbeite zwar auch als Medizinisch-Technische Assistentin, hatte heute aber frei. Und deshalb hat das ganz gut gepasst.


Was hatten Sie für die Kinder in Ihrem Sack?

Da waren Lernspiele drin, die das logische Denken fördern. Diese Spiele habe ich den Kindern nicht einzeln, sondern immer für die ganze Klasse mitgebracht. Das gilt auch für den Nikolausteller mit den Mandarinen und Nüssen.


Wie reagiert Frau Nikolaus auf Weihnachtsmänner?

Die ignoriere ich.


Dieses Gespräch erschien am 4. Dezember 2010 in der NRZ

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