Donnerstag, 20. Mai 2010

Warum Mülheimer Katholiken gerade jetzt für ihre Kirche auf die Straße gehen wollen


"Wir müssen aus der Defensive herauskommen," sagt der Vorsitzende des Katholikenrates, Wolfgang Feldmann. (Foto) Keine leichte Aufgabe für die katholische Stadtkirche, die zurzeit von einem Missbrauchverdacht in Heilig Geist erschüttert wird, der auf einem über dreißig Jahre zurückliegenden Vorfall beruht.Gerade weil derzeit zum Teil Jahrzehnte zurückliegende Missbrauchsfälle im Priesteramt den Ruf der katholischen Kirche arg angegriffen haben, wollen Feldmann und acht Mitstreiter aus der katholischen Stadtkonferenz am kommenden Samstag von 10 bis 12 Uhr auf dem Kurt-Schumacher Platz Rede und Antwort stehen und erklären, warum sie an ihre Kirche glauben.

Die Aktion scheint nötig. Seit Jahresbeginn sind allein in Mülheim 216 Katholiken aus ihrer Kirche ausgetreten, die Verbindung zu den Missbrauchsfällen liegt auf der Hand. Feldmann hofft auf eine sachliche Diskussion, bei der alle Themen auf den Tisch kommen. Er macht sich aber auch auf die eine oder andere Polemik gefasst. "Wir lassen uns von einigen wenigen Verbrechern unsere Kirche nicht kaputt machen", erklärt er die Motivation, für die Kirche auf die Straße zu gehen. Es lohnt sich. Davon sind Feldmann und die anderen Laienvertreter der katholischen Stadtkirche überzeugt.

"In der Kirche wir so viel Gutes geleistet. Hier geben Menschen ihre Zeit, ihre Kraft und ihr Geld dafür, dass vor allem auch junge Menschen eine gute Zukunft haben", erklärt Feldmann.Wer jetzt aus der Kirche austrete und ihr damit auch seine Kirchensteuer entziehe, so Feldmanns Appell, entziehe ihr auch die Möglichkeit, Missbrauchsopfer zu entschädigen und darüber hinaus natürlich wichtige Sozial- und Bildungsarbeit in Kindergärten, Schulen, Sozialverbänden und Krankenhäusern zu leisten.Das Ziel der Diskussionsaktion, die um 12 Uhr mit einer Gebetsstunde in der katholischen Stadtkirche St. Mariae Geburt ausklingen wird, formuliert der Sprecher der katholischen Laien so: "Wir wollen uns der Kritik stellen und nichts verharmlosen oder vertuschen. Aber wir wollen auch den Blick für das öffnen, was an Positivem in der Kirche geleistet wird und so verhindern, dass alles in einen Topf geworfen wird und wir als Kirche und Gemeinschaft der Gläubigen in Bausch und Bogen verdammt werden."Dabei fühlen sich Feldmann und seine Mitstreiter für die katholische Kirche durch die Reformimpulse des ökumenischen Kirchentages, etwa mit Blick auf den priesterlichen Pflichtzölibat oder die Haltung zu wiederverheirateten Geschiedenen, ermutigt und bestärkt.

Dieser Text erschien am 18. Mai 2010 in der NRZ

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