Der größte Flughafen an Rhein und Ruhr liegt im Ruhrgebiet. Das war Mitte der 1930er Jahre Realität. In einer Zeit, in der das Fliegen noch der pure Luxus war, war der 1925 in Raadt eröffnete Flughafen Essen/Mülheim als Rhein-Ruhr-Flughafen Westdeutschlands wichtigster Flughafen. Von hier aus konnte man Ziele in Deutschland und Europa erreichen, wenn Geld kein Problem war. Doch auch für die Schönen und Reichen war das Fliegen damals so ein teurer Spaß, dass sich die Fluggäste vor ihrem Start ablichten ließen, um ihre Flugreise auch zu dokumentieren. Geld spielte auch für die Führer Nazi-Deutschlands keine Rolle. Zwischen 1933 und 1940 flogen deshalb auch Hermann Göring, Joseph Goebbels und Adolf Hitler hier ein, um ihre industriellen Unterstützer Kirdorf, Thyssen und Krupp zu besuchen, Ehrenbürgerschaften der Ruhrstädte entgegenzunehmen oder das NS-Parteivolk auf Linie zu bringen und zu halten.
Lieber erinnern wir uns heute daran, dass in den 1980er und 1990er Jahren so prominente Zeitgenossen, wie Queen Elisabeth II., Carl Gustaf XVI. von Schweden, Papst Johannes Paul II. und Bundespräsident Roman Herzog von Amtswegen in Essen/Mülheim gelandet sind.
Auch die Zeppelin-Landungen der Jahre 1931 und 1939 waren echte Publikumsmagneten. So steil der Aufstieg des Flughafens Essen/Mülheim vor dem Zweiten Weltkrieg war, so steil war auch sein nachfolgender Abstieg. Aus dem Militärflughafen, der auch mithilfe unmenschlicher Zwangsarbeit ausgebaut wurde, machte die britische Militärregierung ab 1945 einen LKW-Parkplatz.
Luftverkehr gab es in Essen/Mülheim erst wieder ab 1950. Der 1925 gegründete AERO-Club und die 1955 von Theo Wüllenkemper und Inge Bachmann gegründete Westdeutsche Luftwerbung machten es möglich. Wie in den 1930er Jahren wurde der Flughafen Essen/Mülheim in den 1950er Jahren wieder zum Ausbildungsflughafen. Auch heute werden in Essen/Mülheim Pilotinnen und Piloten ausgebildet. 65 Prozent aller Flugbewegungen in Raadt sind heute Ausbildungsflüge. Obwohl mit Theo Wüllenkemper (WDL) und Kurt Conle (LTU) zwei Mülheimer Unternehmer im Zuge des westdeutschen Wirtschaftswundes auch ins Flugreisegeschäft einstiegen, muss die Nachkriegsgeschichte des Flughafens Essen/Mülheim als eine Geschichte der verpassten Chancen erzählt werden. Politische Grundsatzentscheidungen führten dazu, dass die ursprünglich kleineren Flughäfen der Landeshauptstadt Düsseldorf und des Bundeshauptstadt (Köln)Bonn zu Ungunsten von Essen/Mülheim ausgebaut wurden. In den 1950er Jahre vereitelten juristische und politische Wiederstände den Ausbau zum Forschungsflughafen. Essen/Mülheim war damals sowohl als Standort für das Luftfahrtbundesamt als auch als Sitz des heute in Köln ansässigen Deutschen Luft- und Raumfahrt-Zentrums im Gespräch. Neben den Flugschulen und dem AERO-Club sorgt heute vor allem die WDL, die seit 1972 Luftschiffe für Werbekunden und zu Rundenflügen aufsteigen lässt, dafür, dass der vor100 Jahren in Betrieb genommen worden ist, ein lebendiger Luftfahrtort bleibt und dank einer neuen Luftschiff- und Eventhalle auch zu einem beliebten Veranstaltungsort geworden ist. Mehr über den Flughafen Essen/Mülheim erfährt man unter anderem hier