Montag, 6. Juni 2011

Auch die schönste Schulzeit geht einmal zu Ende: Die stellvertretende Otto-Pankok-Schulleiterin Ursula Welker zieht Bilanz



Die meisten Menschen sind froh, wenn sie ihre 12 oder 13 Schuljahre hinter sich haben. Ursula Welker ist froh, das sie über 50 Jahre zur Schule gehen durfte, zunächst als Schülerin und ab 1970 als Lehrerin. Doch auch die schönste Schulzeit hat einmal ein Ende. Am 22. Juli hat die stellvertretende Leiterin des Otto-Pankok-Gymnasiums ihren letzten Schultag. Bereits am 20. Juli wird sie offiziell verabschiedet.

„Unser Schulleiter hat mir eine schöne Feier versprochen“, sagt Welker.Was wird sie vermissen? „Die Lebendigkeit der Schüler und ihre vielen Ideen, die jeden Tag auf mich zukommen“, glaubt die Pädagogin. Und was lässt sie gerne hinter sich? „Die vielen Korrekturen“, sagt die Lehrerin, die neben ihrer Leitungsfunktion Deutsch und Erdkunde unterrichtet. Einer der letzten Stapel Hefte liegt neben ihr. „In meinen besten Zeiten hatte ich sieben Klassen mit jeweils über 30 Schülern“, erinnert sie sich. Als stellvertretende Schulleiterin betreut sie derzeit noch drei Klassen und Kurse.

War Lehrerin für sie ein Traumberuf? „Auf jeden Fall. Ich habe schon als Kind mit meinen Freundinnen Schule gespielt. Was mich begeistert, ist die Herausforderung, wissenschaftlichen Zusammenhänge so herunterzubrechen und zu vermitteln, dass sie Kinder unterschiedlichen Alters verstehen können.“An der Luisenschule, wo sie 1966 das Abitur bestand und später für einige Jahre unterrichtete, ehe sie zur Otto-Pankok-Schule wechselte, fand sie ihre ersten Vorbilder. Deutsch war ihr absolutes Lieblingsfach. Noch heute hat sie ihre Lehrerin Cläre Schmidt-Habel im Kopf, die so lebendig von der Uraufführung der „Dreigroschenoper“ zu berichten wusste.

Nicht minder beeindruckte sie ihre Mathematik- und Physiklehrerin Gundula Lambrecht. „Mich hat beeindruckt, wie sie Familie und Beruf miteinander vereinbart hat. Sie war als Lehrerin sehr exakt und achtete darauf, dass alle etwas gelernt haben und niemand zurückblieb.“Dass hat sich die Lehrerin Welker selbst zu Eigen gemacht. Das Interesse für ihre Schüler und ein gutes Gedächtnis haben ihren nicht immer leichten Beruf leichter gemacht. Sie kennt nicht nur die Leistungen, sondern auch die Hobbys und Lebensumstände ihrer Schüler. Das hilft beim Lernen und Lehren.

Bei der Frage nach den Veränderungen im Schulalltag, fällt Welker zunächst ein, was gleich geblieben ist. Damals wie heute bedeutet Schule für sie „soziales Lernen und das Lernen lernen.“In der Rückschau auf ihre Schulzeit glaubt sie, „dass wir freier waren und mehr Möglichkeiten hatten, unsere Zeit zu gestalten.“ Auch einen Numerus Clausus oder Zukunftsängste kannte man in den 60er Jahren nicht: „Nach dem Abitur stand uns alles offen. Wir konnten machen, was wir wollten“, erinnert sich Welker an ihren Übergang vom Schul- ins Berufsleben.

Die heutigen Schüler sieht sie als „in ihrer Freizeit sehr verplant“ und unter „einem großen Leistungsdruck.“ Vielen würde sie im Rahmen ihrer Persönlichkeitsentwicklung mehr Zeit für spontane Aktivitäten, Gespräche und Begegnungen wünschen.“ Auch wenn sie das Abitur in acht Jahren mit Blick auf die europäische Bildungslandschaft für erforderlich hält, sieht sie auch dessen Schattenseiten von mehr Zeit- und Leistungsdruck.Kritisch sieht sie auch die medialen Reizüberflutungen, die das konzentrierte Lernen nicht gerade leichter machen und die negativen Auswirkungen der virtuellen Kommunikationsnetzwerke im Internet, die das Mobbing befördert haben. Hier sieht sie Lehrer verstärkt gefordert, mit der Kommunikation von Mensch zu Mensch, etwa in einer Klassenstunde, gegenzusteuern. Welker selbst wird sich nach ihrem letzten Schultag verstärkt um ihre beiden Enkel und als Präsidentin um ihren Rotary Club kümmern.

Dieser Text erschien am 2. Juni 2011 in der NRZ

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