Sonntag, 17. April 2011

Warum Weihbischof Franz Grave in der Karwoche in St. Mariae Geburt über den Wert und Sinn des Sonntags predigt


"Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht.“ So steht es in der Bibel. Doch der Sonntag sieht für viele Menschen heute anders aus. Manche müssen an ihm arbeiten. Andere verstehen ihn nur als arbeitsfreien Tag und andere wollen an möglichst vielen verkaufsoffenen Sonntagen Geld verdienen oder Schnäppchen jagen.Vor 27 Jahren hat der emeritierte Weihbischof Franz Grave, heute Seelsorger in St. Mariae Geburt, ein Buch mit dem Titel: „Unser Sonntag“ geschrieben. „Dieses Buch könnte ich heute wieder genau so schreiben“, sagt er angesichts der fortschreitenden Säkularisierung, die unsere Sonntagskultur aushöhlt.Geistliche ImpulseWeil das Thema immer noch aktuell ist, aber das Buch bereits geschrieben ist, setzt sich Grave in der kommenden Karwoche in einer Predigtreihe mit dem Sinn des Sonntags auseinander.


Zum Auftakt der sogenannten Trauermetten, die am 18., 19. und 20. April (jeweils um 18 Uhr) in St. Mariae Geburt an der Althofstraße gefeiert werden, fragt er: „Schönes Wochenende - Ist der Sonntag am Ende?“ In seiner zweiten Predigt beleuchtet er die Gemeinsamkeiten der jüdisch-christlichen Sabbath- und Sonntagskultur, um sich in seiner abschließenden Trauermetten-Predigt mit der Frage auseinanderzusetzen: „Muss man sonntags zur Heiligen Messe gehen?“


„Ich möchte die Leute verunsichern“, sagt Grave augenzwinkernd mit Blick auf seine Predigtreihe. Er will, so sagt er: “zeigen, dass der Sonntag nicht nur ein konfessionelles Spezialgut, sondern eine Grundsubstanz unserer Kultur ist, die den Zusammenhalt und die Humanisierung unserer Gesellschaft fördert.“Weil er den Sonntag als sinnstiftenden Kontrapunkt zur totalen Ökonomisierung unserer Gesellschaft begreift, ist sich Grave mit dem Stadtdechanten Michael Janßen und dem Vorsitzenden des Katholikenrates, Wolfgang Feldmann, einig, dass unsere Gesellschaft zwar nicht auf Sonntagsarbeit, etwa in Krankenhäusern oder bei Polizei und Feuerwehr, aber sehr wohl auf verkaufsoffene Sonntage und die ausufernden Sonntagströdelmärkte verzichten kann und muss.


In dieser Frage sieht Grave die christlichen Kirchen nicht nur mit den Gewerkschaften in einem Boot.Immerhin hat die Lobbyarbeit für den Sonntag dazu beigetragen, dass die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage in Mülheim auf sieben pro Jahr begrenz worden ist. Denn früher gab es auch schon mal Jahre mit doppelt so vielen verkaufsoffenen Sonntagen. Angesichts der Tatsache, dass nur neun Prozent der Ruhrkatholiken regelmäßig den Sonntagsgottesdienst besuchen, erhofft sich Katholikenrat Wolfgang Feldmann von Graves Predigtreihe Impulse für eine lebendigere und Zielgruppen-orientiertere Sonntags- und Gottesdienstkultur, die auch in anderen Gemeinden aufgegriffen werden könnten.


Dieser Beitrag erschien am 15. April in der NRZ

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