Kleider machen Leute. So dichtete Gottfried Keller schon 1874. Früher galten Anzug und Krawatte für Männer, die was zu sagen hatten als das modische Maß aller Dinge. Dass eine Mülheimer Bank die Leser der Lokalpresse jetzt wissen ließ, dass ihr Mitarbeiter künftig auch in Jeans und Sakko an ihrem Arbeitsplatz erscheinen dürfen, ohne eine Abmahnung zu riskieren, zeigt uns eine Zeitenwende an.
Ohne Anzug und Krawatte wäre Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer, eine Ausgeburt von Seriosität, doch nie auf die Straße gegangen. Von dem Mann hätte man sich doch blind gegen alles versichern lassen. Deshalb sahen viele auch rot, als es der Grüne Joschka Fischer in Sakko, Jeans und Turnschuhen Mitte der 1980er Jahre zu seiner Vereidigung als hessischer Umweltminister antrat.
So ein Mann war doch zu allem fähig.
Welch ein Unterschied zu unseren Tagen, wo auch Top-Manager und Spitzenpolitiker zuweilen in Jeaans, T-Shirt, Sakko, Sportschuhen und mit offenem Hemdkragen vor die Kameras treten. Und was wollen sie uns damit sagen? Wohl, dass man sich in aufgeregten Zeiten wie den unseren alles leisten kann, nur nicht, dass einem der Kragen platzt.
Dieser Text erschien am 30. Mai 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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